24.05.2017
So schnell meinen unterbrochenen Weg um den Harz fortsetzen zu können hätte ich nicht erwartet. Ein abgesagter Besuch in Thüringen ergab eine gewisse Unsicherheit bei unserer gemeinsamen Planung um die Zeit vor und nach Himmelfahrt. "Da kannst du doch deine Reise um den Harz fortsetzen. Irgendwann musst du doch diese einmal beenden. Bis Sonntag wirst du das ja schaffen" die Äußerung meiner Rita am Mittwochmorgen. Recht hat sie. Also los.
Um 11 Uhr sind wir wieder in Questenberg bei bestem Wetter und guter Stimmung. Kurzer herzlicher Abschied von einander. "Pass gut auf dich auf. Das du mir nicht verloren gehst" gibt Rita mir noch auf den Weg. "Mache ich. Keine Sorge ich melde mich am Abend". Am Festplatz in Questenberg beginnt der 10. Tag meiner Harzumrundung. Wie weit werde ich heute kommen, wo bleibe ich für die Nacht? Fragen die ich eben noch verdränge. Es wird sich schon etwas finden! Noch steht die Sonne hoch am Himmel, ist der Tag lang. Der Roland von Questenberg an dem ich vorbei laufe ist meiner Ansicht, sagt nichts dazu. Die Arbeiter, die das Geländer am Aufstieg der Strudeltöpfe reparieren, auch nicht. Die tun sich sogar schwer meinen Gruß zu erwidern. Steil geht es hoch. Oben wartet der WandernadelStempel 212 und eine prächtige Sicht auf den tief im Nassetal eingebetteten Ort. Auch die Ruinen der Questenburg fallen ins Auge. Freundliche, fleißige Questenberger haben sie wieder aus dem Vergessenen zurück ans Licht geholt. Haben sie aus ihren Dornröschenschlaf erlöst, haben sie vom Wildwuchs befreit. Durch Buchenwald mit blühenden "Weißen Waldvögelchen" durch die anschließende Wiese, vorbei an eingezäunten Erdfällen geht es hoch zum Roten Kopf. Hier steht ein überdachter Sitzplatz mit Blick auf den Kyffhäuser nach Süden, nach Norden über Angnesdorf zum Harz. Die Informationsstelle an der Straße Roßla - Breitungen bleibt links liegen, kenne ich schon länger. Es geht weiter zum Bauerngraben, der Versickerungsstelle des Glasebaches. Manchmal verstopft Schwemmgut das Schlucklock und vor der steilen Felswand bildet sich ein See mit ganz beträchtlichem Ausmaß. Doch irgendwann, wenn der Staudruck zu hoch wird öffnet sich der Pfropfen des Schlucklochs und der See fällt wieder trocken. Das kann dauern, aber auch sehr schnell geschehen. Heute führt der Glasebach viel Wasser, doch ohne Stau verschwindet er in der Tiefe des Karstes. Kein See vor der Steilwand des Bauerngraben! Dafür steht der Stempelkasten 213 nun unten am mit Gräsern und Großem Mädesüß bewachsenen "See", ist verlegt von der Höhe am Karstwanderweg nach unten in die Tiefe.
Am nördlichen Rand des "Hohen Kopfes" führt der Karstweg weiter, pendelt hin und her, erreicht die südliche Waldkante. Schenkt eine Aussicht auf Berga, Roßla, den Kelbraer Stausee, das Helmetal. Weiter durch die Wäder von Geiersberg, dem Seeberg nach Uftrungen. Auch hier verlässt der Karstwanderweg seine erste ausgeschilderte Strecke. Der neue große Erdfall am Seeberg hat das, denke ich veranlasst. Nicht mehr dort am Rand des Seebergs verläuft der Weg nun, sondern mehr durch die Ortschaft Uftrungen. Ist trotzdem nicht weniger schön. Vorbei am Thyrafuchs, einem Gasthaus. Hier wird Bahnschiene und Straße überschritten. Ein kurzer Weg auf breiter Straße, dann wieder die Einsamkeit des schmalen Wanderweges links der Thyra, einem kleinem Flüsschen das zur Helme strömt. Oberhalb der Pulvermühle, einem halbverfallenen Gebäude, überrasche ich eine Greifvogel. Lautlos fliegt er durch das Gesträuch davon, lässt seine Beute, eine große Ratte auf dem Weg liegen. Lange nicht so einen Nager zu Gesicht bekommen. Nun liegt er tot vor meinen Füßen. Trete darüber hoffe dass sie trotzt meiner Störung doch noch den Hunger des Vogel stillen wird. Erste Menschen auf dem Parkplatz der "Heimkehle" der großen Karsthöhle des Alten Stolbergs. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Heimkehle als Außenlager von KZ-Dora genutzt. Es wurden unter schwierigsten Arbeitsbedingungen Raketenteile und andere wichtige Rüstungsgüter hergestellt. Das große Kriegssterben begann schon hier bei der Produktion der Waffen. Schon hier in der Heimkehle verstarb manch einer der Zwangsarbeiter unter der Lebenslast der dunklen Höhlenarbeitstage!
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