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Nur Pyrrhussiege 

Die ,,Erfolge" waren aber nur Pyrrhussiege. Was von Bismarck eigentlich erreicht werden wollte, die Eindämmung des Einflusses der Zentrumspartei, schlug ins Gegenteil um. Die erstarkte bei den Wahlen. Auch die protestantischen Christen gingen auf Distanz. Sie fürchteten letztlich, dass auch sie in die allgemeine Kirchenfeindlichkeit einbezogen werden könnten. Der Bogen war ganz offensichtlich überspannt. Bei Beendigung des Konfliktes waren 1800 katholische Priester ins Gefängnis gebracht und Kircheneigentum im Wert von 16 Millionen Goldmark (etwa 100 Millionen Euro) beschlagnahmt worden. Bischöfe wurden zu hohen Geldstrafen verurteilt. Im Juli 1874 verübte ein katholischer Handwerker sogar ein Attentat auf Bismarck. Dieser wurde dabei aber nur leicht verletzt.

Bismarck auf Gegenkurs 

Bismarck ging als Realpolitiker auf  Gegenkurs. Das war indes nicht so einfach. Die Atmosphäre  war schon zu sehr vergiftet.  Der nunmehr von ihm gestartete Versuch, den inneren Frieden wieder herzustellen, wurde auch von katholischer Seite nicht immer klug aufgenommen. Der Papst hatte am dritten Jahrestag der Reichsgründung, am 18. Januar 1874, Pilgern die Worte zugerufen: ,,Bismarck ist die Schlange im Paradies der Menschheit. Durch diese Schlange wird das deutsche Volk verführt, mehr sein zu wollen, als Gott selbst, und dieser Selbstüberschätzung wird eine Erniedrigung folgen, wie sei noch kein Volk hat kosten müssen…" Erst unter dem Nachfolger, Leo XIII., wurde der Kulturkampf langsam in weniger stürmische Fahrwasser gelenkt. Durch ihn erhielt Bismarck  die Möglichkeit, ohne allzu großen Gesichtsverlust eine Annäherung an die katholische Kirche zu beginnen.
Sie kam allerdings eher zögerlich in Gang. Es brauchte noch Jahre, bis der so genannte Kulturkampf 1886/87 beendet werden konnte. Bismarck ging dabei, wie er angekündigt hatte, zwar nicht nach Canossa, bemerkenswert ist jedoch, dass er letztlich aus der Hand des neuen Papstes den Christusorden entgegen nahm. Unter Wilhelm II.  söhnten sich die reichsdeutschen Katholiken immer mehr mit dem preußischen Staat aus. Es blieb aber lange eine antipreußische Grundströmung, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Der Kulturkampf  trug letztlich dennoch entscheidend zur Trennung von Kirche und Staat bei. Mit der Weimarer Reichsverfassung bekam das Verhältnis von Kirche und Staat seine bis heute geltende Fassung. Das Jesuitengesetzt wurde schon 1917, der Kanzlerparagraph aber erst 1953 in der Bundesrepublik aufgehoben. Seit dem 1. Januar 2009 muss einer kirchlichen Ehe auch keine standesamtliche mehr vorausgehen. Wegen der vielen Rechtsvorschriften haben die Kirchen heute aber kaum ein Interesse daran. Das Schulaufsichtsgesetz ist bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben.

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