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Blick in die Geschichte 

Das einzige Gebäude der Ziegelei, das heute
in seiner Grundsubstanz noch erhalten ist.
Foto aus der Zeit der Jahrhundertwende.

In einschlägigen Informationsquellen gibt es, wie erwähnt, nur wenig Nachrichten über die Frühzeit der Ziegelei. Es ist bemerkenswert, dass keine der Chroniken von Bündheim die Ziegelei auch nur erwähnen. Der eigentlich gut informierte Dr. Robert Multhoff verliert in seiner ,,Geschichte des Dorfes Bündheim" aus dem Jahre 1951 kein einziges Wort über den Betrieb. Der war zu dieser Zeit zwar schon einige Jahre eingestellt, aber im Bewusstsein der Menschen noch gut vorhanden. Das Gleiche gilt für die aufwändige Bad Harzburger Chronik aus dem Jahre 2000 von Harald  Meier und Kurt Neumann. Lediglich die Chronik des Bündheimer Gemeindevorstehers H. Kuntze aus dem Jahre 1909 erwähnt die ,,Lüderssche Ziegelei" so nebenbei als eine der ,,gegenwärtig im Betrieb befindlichen Unternehmungen" aber ohne weiteren Kommentar.

Ansicht der Gebäude auf der ehemaligen Ziegelei
im Jahre 2016. Die Hochflut der Radau von 2017
hat die Front durch nachfolgende Mauerbauten
verändert.

Dabei bestand die Bündheimer Ziegelei weit länger als 100 Jahre und war, folgt man spärlichen Informationen aus den verschiedensten Quellen, durchaus ein respektables Unternehmen, das immer im Zusammenhang mit dem Schloss, der Domäne und dem Landesherrlichen Gestüt genannt wurde. Ein erster Hinweis ist aus dem Jahre 1818 übermittelt. In der in diesem Jahr in Weimar erschienenen ,,Neuesten Länder und Völkerkunde" aus dem Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs wird Bündheim, ein Kirchdorf dicht am Marktflecken Neustadt erwähnt: ,,Sitz des Kreisamtes, Schloss, Domäne, Gestüt und Ziegelei.
Diese Beschreibung Bündheims, immer mit fast ähnlichem Text findet sich auch in nachfolgenden ähnlichen Veröffentlichungen: 1819 im ,,Vollständigen Handbuch der neuesten Erdbeschreibung" und 1843 im ,,Neuesten und gründlichen Lexikon der sämtlichen deutschen Bundesstaaten". 1882 bringt das Hotel Juliushall in Harzburg einen Fremdenführer heraus, der die geologischen Besonderheiten der Gegend herausstellt. Er verweist darin auf die ,,hinter dem Langenberg" gewonnenen Tone und dass sie für das Ziegelwerk in Bündheim verwandt werden.

1906 taucht erstmals ein Name auf, der in enger Verbundenheit mit der Ziegelei gestanden hat: Heinrich Klages. Wikipedia weiß über den Alleininhaber der Holzverarbeitungsfirma in Harlingerode, dass er auch Geschäftsführer der Ziegelei in Bündheim GmbH. war. Der Großunternehmer hatte viele Eisen im Feuer. Sein Engagement in Bündheim zeigt an, dass die Ziegelei wohl ein durchaus lukratives Unternehmen war.
Ein Bericht in der Harzburger Zeitung über den ,,Wirtschaftsfaktor Radau“ in den 80er Jahren, der sich auf einen früheren Bericht in dem gleichen Blatt beruft, gibt das Jahr 1852 als Gründungsjahr der Ziegelei an. Erbauer seien die Geschwister Kuntze gewesen. Hier muss offensichtlich ein Irrtum vorliegen, denn die Hinweise auf die Jahre 1818 und 1819 in den oben genannten  Veröffentlichungen sind eindeutig belegt. Im gleichen Artikel wird auch noch berichtet, dass am 27. 7. 1872 der Harzburger Maurermeister Hermann Bosse die Ziegelei gekauft habe und sein Sohn sie von 1896 bis 1901 weitergeführt habe. Nach einigen Besitzerwechseln habe dann 1942 und zwar am 12. 10. Der Sägewerksbesitzer Klages die Ziegelei gekauft. Die exakten Datumsangaben der letzten Angeben legen den Schluss nahe, dass sie realistisch sein könnten. Belegt werden konnten sie aber vom Autor nicht.

Anders  ist das beim nächsten Name. Er ist mit der ,,Lüdersschen Ziegelei" bei Kuntze 1909 dokumentiert.
Mit Heinrich Lüders formiert sich dann auch eine Gestalt, die zunehmend greifbarer als Besitzer der Ziegelei wird. Er war eine bekannte Bündheimer Persönlichkeit. Lüders wohnte am Markplatz, heute Messinghof. Die Adressbücher der Stadt Bad Harzburg, die auch Bündheim einschließen, weisen ihn aber auch als Besitzer der Ziegelei und insbesondere des Hauses Ass.-Nr. 86 aus. Dieses Haus gibt es in umgebauter Form immer noch. Das Haus war vor allem der Wohnsitz der Ziegelmeister. 1912 wird hier Ignaz Reimann und ab 1933 Friedrich Gerth genannt. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts war die Ziegelei eine der wenigen Möglichkeiten in Bündheim überhaupt Arbeit zu finden. Überliefert ist der Umgang des Ziegeleibesitzers, der fest in der Bündheimer Tradition wurzelte, mit Arbeitsuchenden. Wenn der Nachfragende, mit der Mütze in der Hand vor dem allgewaltigen Herrn stand: ,,Ich wollte mal fragen obse für mich was haben", dann wurde er von oben bis unten gemustert und wenn er Glück hatte, dann kamen die erlösenden Worte: ,,Grout und stark biste ja, deinen Vader kenn eck ouk, also morjen freu um klocke sebbene biste da, Hacke und Schüffel moste middebringen!"

Das Aus für die Ziegelei kam Ende der 30er Jahre mit Beginn des Krieges. Die Fabrikationsanlagen verfielen. Bald schon war es eine Ruine, die vor allem während des Krieges den heranwachsenden Jungen als Spielplatz diente, sonst aber einen eher abschreckenden Anblick bot. Darum war es eine der ersten Maßnahmen, als 1945 der schreckliche Krieg zu Ende gegangen war, die Überreste der Ziegelei von der Bildfläche verschwinden zu lassen und abzureißen. Aber so ganz spurlos verschwanden sie doch nicht. Das alte Brennofengebäude und das Haus, das zuletzt auch noch als Büro für die Hitlerjugend gedient hatte, wurde nach 1945 von der Familie des Holzfuhrmannes Müller genutzt. Nach vielen Umbauten dienen die Gebäude auch heute noch als Wohnhaus.
Auch der Holzfuhrmann Friehe bezog ein neu entstandenes Haus im Mittelteil der Ziegelei. Beide Fuhrleute arbeiteten  für das Sägewerk Klages in Harlingerode und fuhren Langholz. Auch hier schließt sich der Kreis der Verbindung Lüders -- Klages wieder, die sich schon in der Nachricht von 1906 angedeutet hat, als Heinrich Klages als Geschäftsführer der Ziegelei genannt wurde. Eine interessante Geschichte verbindet sich auch mit der Entstehung eines kleinen Gebäude ganz am untern Ende des Ziegeleiareals. Es entstand auf  dem ehemaligen Sandlager. Von kleinen Anfängen nach dem Krieg wurde es erst als Wohnunterkunft und dann zur Heißmangel erweitert. Die Familie Erna und Helmut Koch bauten dann ein Haus im hinteren Bereich.

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