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Philipp Sömmering

Wer war nun aber dieser Philippus Therocyclus Söm-mering, dem es gelang, sich derart in das Vertrauen des Herzogs einzuschmeicheln um es schamlos zu miss-brauchen? Philipp Söm-mering, wie er schlicht und einfach hieß, stammte aus Tambach im Thüringer Wald und war Sohn des dortigen Pfarrers. Nach dem Besuch der Lateinschule in Schmalkalden bereitete er sich auf den geistlichen Stand vor. Allein die Abenteuerlust saß ihm schon früh in den Gliedern. Im Jahre 1552 trieb er sich vagabundierend im Reich herum. Irgendwie muss er dann mit der Alchemie in Berührung gekommen sein, die ihn nicht wieder losließ.  Durch Rhenanus erfuhr er von dem neuen Salzwerk in dem Ort unter der Harzburg und machte sich auf den Weg dorthin. Er bot dem Herzog seine Dienste und Kenntnisse auf dem Gebiet der Chemie und Metallurgie an und gehörte bald schon zum engeren Kreis der Berater  des Herzogs.  Herzog Julius vertraute ihm so sehr, dass er alle sonst übliche Vorsicht fahren ließ. Sömmering verstand nämlich weder etwas vom Salzsieden noch vom Goldmachen. Durch allerlei Blendwerk wusste er aber ,,Illustrissimo" zu  täuschen. Einmal versprach er Gold zu machen, ein anderes Mal eine ,,Tinctur" zu brauen, die die Erträge in den Bergwerken verbessern sollte, und dann wieder ein ,,lapidem philosophorum" gegen alle möglichen Unbilden zu destillieren. Schlimm wurde es, als Sömmering auch noch seine zwielichtigen Gefährten, zu denen auch eine etwas anrüchige ,,Dame" gehörte, am Hof zu Wolfenbüttel etablierte. Die Truppe um Therocyclus intrigierte und mordete und plante sogar ein Komplott gegen die Herzogin, bis schließlich dem Herzog die Augen aufgingen  und das Maß voll war. Als die Gauner fliehen wollten, wurden sie ergriffen und nach einem längeren Prozess am 7. Februar 1575 hingerichtet. Das geschah nach damaligem Brauch mit  allergrößter Grausamkeit. Mit den absolutistischen Fürsten  der damaligen Zeit, auch wenn sie so fortschrittlich wie Herzog Julius waren, war eben nicht zu spaßen.

Viel Steins in der Radau

Einem ganz besonderen Unternehmen widmete sich der Herzog Julius mit der Schiffbarmachung von Wasserläufen, um sie für den Transport von Gütern und für die Flößerei  zu nutzen. Insbesondere wandte er sich dabei den Harzflüssen zu. Auf die Idee dazu war er wohl bei seinen Studienaufenthalten in Brabant und in den Niederlanden gekommen. Wenn auch seine großen Visionen, die letztlich einen Zugang zum Meer vorsahen, durch den Widerstand des Lüneburger Herzogs und vor allem auch der Stadt Braunschweig nicht zum Tragen kam, erreichte er doch einiges, was den Transport von Güter vom Harz in die Residenzstadt erleichterte.
Aus den Akten über die Wasserwirtschaft des Herzogs Julius ist zu ersehen, dass dieser sich auch durch die vielen Probleme und Widerstände gegen seine Pläne nicht beirren ließ. Der Oberbaurat Wilhelm de Raet aus Herzogenbusch erhielt den Auftrag, ,,eine Schifffahrt und Floßwerke anzulegen auf der Oker,  Radau und über das Salzwerk Juliushall über Vienenburg und Schladen nach Wolfenbüttel und an den Cyriaksberg vor Braunschweig, imgleichen von Schladen bis an das Fürstl. Haus Hessen“. Schwierigkeiten gab es aber nicht nur durch die kurzsichtigen Nachbarn des Herzogs, sondern auch durch die Natur selbst. Die Flüsse waren bei der  Schneeschmelze und bei starkem Regen kaum zu bändigen, und außerdem  lagen  in ihnen noch aus der Eiszeit stammende großen Felsbrocken. So meldeten die mit einer Ortsbesichtigung beauftragen Beamten Heinrich von Brock und Ruprecht Lobri 1570 dem Herzog: ,,Zu Bündheim, den 26. Oktobris, bey der solt Hütten sein wir die Radau hinaufgegangen biß ahn den Schlagkenbergh und auf  unser bestes Zubesichtigen befunden: viel Steins in der Radau." In dem im Juli nach Jacobi 1571 abgeschlossenen Vertrag mit den Lübecker Steinspaltern Clauß und Küster und Hans Rodenberg wurde festgelegt, dass dieser mit wenigstens 10 Arbeitern täglich gegen einen Wochenlohn von 10 Talern die Radau von Steinen zu säubern hätten.

Bald darauf war die Oker vom Okerturm bis nach Braunschweig schiffbar und 1577 landeten die ersten Radauflöße in Wolfenbüttel.  Sie sollen beim Bau der Festung Wolfenbüttel gute Dienste geleistet haben. Für den Transport von Baumaterialien wie Steine, Kalk oder Sand, Gebrauchsgegenstände aus der Messinghütte oder den Hüttenwerken in Oker, Salz aus der Saline oder Torf aus den Mooren wurden auch besonders gebaute Kähne eingesetzt. Diese hatten aber dort ihre Grenzen, wo die Fluss- und Bachläufe zu stark den Gebirgscharakter annahmen. Hier stand die Holzflößerei im Vordergrund.

Um Flößerei und Schifffahrt zu ermöglichen musste ausreichend Wasser vorhanden sein. Dazu wurde einmal das natürliche Hochwasser genutzt, zum anderen wurden eine Reihe von Stauwerken und Stauteichen angelegt. Diese konnten bei gleichzeitigem Öffnen ein künstliches Hochwasser erzeugen. Eines der Stauwerke, die allgemein nach dem Herzog als ,,Juliusstaus“ bezeichnet wurden, lag beispielsweise etwa an der Stelle, an der heute die Okertalsperre errichtet worden ist. Im Oberlauf der Radau finden sich heute noch Reste dieser einstigen Stauwerke. Eine große Radauschleuse befand sich etwa an der Stelle, an der sich heute der Güterbahnhof und der Marktkauf befindet. Hier gab es auch einen  riesigen  Stapelplatz für Holz, das für den Wassertransport bereit gehalten wurde. Der Marienteich in der Nähe der Bundesstraße 4 gehörte  wie eine Reihe anderer Teiche ebenfalls  zum Wasserspeicher-System der Flößerei. Die Nachfolger des Herzogs brachten dem Hobby des Wirtschaftsförderers allerdings  nicht mehr das  Interesse wie ihr Vorgänger entgegen, so dass die Anlagen namentlich an den Oberläufen der Flüsse schnell wieder von der Natur okkupiert wurden. Im einzelnen wurde die Flößerei aber teilweise noch bis ins 19. Jahrhundert hinein betrieben.