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Der Reformator

Eine der ersten Maßnahmen des neuen Herzogs Julius war, die Reformation in dem bis dahin weitgehend, mit Ausnahme der Stadt Braunschweig, katholisch gebliebenen Fürstentum Wolfenbüttel durchzuführen. Zu diesem Zweck setzte er Visitationskommissionen ein und ließ von lutherischen Theologen 1569 eine Landeskirchenordnung erarbeiten. Diese orientierte sich im kirchenrechtlichen Teil weitestgehend an die württembergische Kirchenordnung und nahm im liturgischen Teil Bezug auf das Lüneburger Vorbild. Mit der Gründung eines fürstlichen Konsistoriums schuf er eine Zentralbehörde für kirchliche Verwaltungsaufgaben, geistliche Gerichtsbarkeit und das Bildungswesen. 1576 wurde das Corpus doctrinae Julii veröffentlicht, in dem die vom Herzog für sein Territorium geltend gemachten Bekenntnisschriften noch einmal zusammengefasst wurden. Ihnen vor allem verdankte die Braunschweigische Landeskirche ihre Sonderstellung und Eigenentwicklung innerhalb des Lutherischen Lagers. Zum Schutz der Untertanen  gegenüber der Möglichkeit, dass der Landesherr wieder seine Konfession wechseln würde,  wurde 1579 die freie Konfessionsausübung, auch anderer Glaubensgemeinschaften , auf Dauer garantiert.

Mit der Kirchenreform war auch eine Neuorganisation des öffentlichen Schulwesens verbunden, deren weitreichendste Maßnahme die 1576 erfolgte Gründung einer landeseigenen Universität in Helmstedt war.  Weitere Punkte im Regierungs-programm des Herzogs Julius waren die Modernisierung des Verwaltungsapparates sowie der Förderung der wirt-schaftlichen Kräfte des Lan-des. Dabei galt sein besonderes Augenmerk dem Bergbau- und Hüttenwesen und deren Pro-duktionsverfahren, der Infra-struktur des Landes durch den Bau von Land- und Wasser-straßen und der Erschließung neuer Absatzmärkte. Hiervon hat das Amt Harzburg im besonderes Maße profitiert, wie im Einzelnen noch festzustellen ist. Um die Verwaltung auch im Amt Harzburg zu erleichtern hielt es der Herzog für sinnvoll den Amtshaushalt von der unbequem zu erreichenden Burg in das Tal zu verlegen. Das Schloss in Bündheim wurde zum Bau in Auftrag gegeben und im Frühjahr 1572 ,,uff der Herren Hoffe zu Buntem" begonnen. Bald wurde die gesamte Verwaltung nach hier verlegt. Das Schloss wurde allerdings im Dreißigjährigen Krieg zerstört, danach aber wieder ähnlich aufgebaut. Die  Burg selbst wurde durch den Umzug aber nicht aufgegeben, obwohl die Verfallserscheinungen nicht zu übersehen waren. Durch eine Kommission von Sachverständigen ließ der Fürst das Bauwerk untersuchen, um es möglicherweise renovieren zu lassen. Die Kosten waren dem sparsamen Herzog aber zu hoch.  Dadurch entging den Harzburgern die Chance, heute eine wirkliche Burg zu besitzen und nicht nur eine Ruine, denn nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Reste völlig abgerissen.
Mit der durch die großen Kanzleiordung von 1575 moder-nisierten und gut durchorganisierten Verwaltung wirkte Herzog Julius in den 21 Jahren seiner Regierung so erfolgreich, dass er bei seinem Tod 1589 das von seinem Vater zerrüttet übernommen Land nicht nur schuldenfrei hinterließ, sondern dem Sohn und Nachfolger Heinrich Julius sogar noch ein stattliches Vermögen zukommen lassen konnte.  Der ging damit allerdings nicht so sorgfältig um. Seine politischen Ambitionen lagen mehr auf überregionaler Ebene beim Kaiser als im ererbten Herzogtum. Als er starb, klaffte in der Staatskasse wiederum ein Millionenloch .

Außenpolitisch übte Herzog Julius Zurückhaltung und vermied jegliche kriegerische Zurückhaltung. Mit Kaiser Maximilien II  hielt  er gute Freundschaft und unterstützte  trotz des Konfessionswechsels die  Partei des Monarchen. Aber auch ohne kriegerische Ambitionen  des Herzogs vergrößerte sich das Herzogtum unter seiner Regierung. Durch Erbfolge kam 1582 die Grafschaft Hoya hinzu und 1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen.  Die Fähigkeiten dieses ungewöhnlichen Herzogs lagen, seiner nüchternen und realistischen Natur entsprechend,  eindeutig auf wissenschaftlichem Gebiet. Technischen Neuerungen und Erfindungen gegenüber war er aufgeschlossen, und er experimentierte auch selbst. Davon zeugen insbesondere die erhaltenen Instrumentenbücher des Herzog. Darüber hinaus war er der Begründer der ersten Büchersammlung in Wolfenbüttel, deren Tradition dann später mit der berühmten Bibliotheca Augusta fortgesetzt wurde.