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Das alles und auch ihre Freizügigkeit dem männlichen Geschlecht gegenüber, machte sie zu einer interessanten Person am Hof des Herzogs und gab ihr damit die Möglichkeit, bei den ohnehin vorherrschenden Intrigen  eine gewichtige Rolle zu spielen. Die Herzogin selbst, wie auch einige andere Mitglieder des Hofes, sahen das alles allerdings mit gemischten Gefühlen. Die Herzogin wurde wegen ihrer skeptischen Haltung schnell bei der Intrigantin zur Intimfeindin. Das führe sogar zu einem seltsamen Mordversuch an der Herzogin.  Bei einer Abwesenheit des Herzogs braute Frau Anne unter Anrufung des Teufels aus Molchen und Kröten ein starkes Gift zusammen. Ein Diener wurde bestochen, es der Fürstin beizubringen. Es sollte der Herzogin über das Kleid gegossen und auf der Kammertürschwelle ausgegossen werden, damit jene, wenn sie darüber schreite, ,,verkrumme und verlahme". Nun, das ganze misslang, war aber später einer der Vorwürfe, die der Angeklagten beim Prozess  zum Nachteil ausgelegt wurden.
Kommen wir zu ihren Ehemann, Heinrich Schombach, der wegen seines Augenfehlers ,,Schielheinze" genannt wurde. Schombach war am Hof des Gothaer Herzogs Kammerdiener und Hofnarr gewesen. Johann Friedrich hatte ihn gegen deren Willen mit Anne verheiratet. An der Last der Ehe trugen beide aber bei nicht schwer. Vor allem Anne ging leichtfertig ihre eigenen Wege und suchte allerlei Zerstreuung. Zu den Aufgaben des Gatten gehörte neben der des Kammerdieners und des Hofnarrens vor allem das Spionieren und Auskundschaften. Alles, was am Hof geschah, musste er dem Herzog  im Geheimen mitteilen. Das, und auch die Tatsache, dass er stahl, was seine Taschen fassen konnten, machten ihn bei den anderen Bediensteten nicht gerade beliebt. Auch der Chronist scheint ihn nicht gemocht zu haben. Ihm erscheint Schombach ,,als der Widerwärtigste und zugleich Unbedeutendste unter Sömmerings Gesellschaft: Dummpfiffig und feige, bereit, bei der ersten besten Gelegenheit, der Freundschaft den Rücken zu kehren, solange es noch mit heiler Haus und vollem Beutel gelingen mag".
Schon in Eschwege hatte sich ein Dritter der Gesellschaft angeschlossen: Sylvester Schulfermann. Er war eine Kriegsknechte mit allen charakterlichen Mängeln, die sein Handwerk im Gefolge haben können.  Als Lübecker Kind kämpfte er eine Zeit lang im 1563 ausgebrochenen Krieg zwischen Dänemark und Schweden, mal auf dieser, dann auf jeder Seite. Er scheute sich auch nicht, aus ,,dem täglichen Krieg auf der Straße seinen Erwerb zu ziehen", was wohl nichts anderes als den Straßenraub umschreibt. Er zog  auf schwedischen Schiffen gegen die eigene Vaterstadt, verließ Frau und Kind und zog ins Reich. Er versuchte es mit bürgerlicher Tätigkeit, merkte aber bald, dass das ein saures Brotverdienen war. 1567 kam er nach Goslar, erstach im Streit einen Bürger der Stadt und musste fliehen. An der Elbe schloss er sich einer Freibeuterbande an, raubte Kaufleute aus und erpresste Lösegeld. Irgendwann schnappten ihn dann aber die Preußen und sperren ihn ein. Es ist bezeichnend für seine Gerissenheit, dass er einen gefälschten Bestallungsbrief vorweisen konnte, der ihn als Bediensteten der schwedischen Krone auswies. Seine milde Strafe war ein Aufenthalt in einem Kloster. Das behagte ihm aber nicht lange. Er floh bei Nacht und Nebel und schlug sich auf abenteuerliche Wese durch Preußen, Sachsen und Böhmen nach Erfurt durch. Hier traf er erstmals auf Sömmering und folgte ihm nach Eschwege und von dort an den Hof des Herzogs Julius. In Wolfenbüttel stellte man den Kriegsmann als Bruder der Anne-Marie Ziegler vor, um kritischen Fragen vorzubeugen.

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