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Wohlgemut ritt Sömmering nach Eschwege, wo seine  Gefährten, Heinrich Schombach und dessen Ehefrau Anne Marie, schon auf ihn warteten. Ihnen hatte sich inzwischen noch ein Dritter zugesellt: Sylvester Schulfermann. Der war einer jener herumziehenden Kriegsknechte, die bereit waren, in jedermanns Dienst einzutreten und alle Dinge zu erledigen, wenn es nur blanke Münze gab. Sömmmering kannte ihn zwar schon aus Erfurt, war aber nicht sehr erbaut ihn hier zu sehen, weil er in ihm einen Verehrer der Frau Anna sah, der er selbst auch nahe stand.
Die wohl  schillerndste Persönlichkeit dieses Trios war diese Anne Marie von Ziegler. Ihr Charakterbild weist eine bunte Palette von Eigenschaften auf, die von krimineller Energie,  gleisnerischer Beredsamkeit, moralischer Fragwürdigkeit bis hin zu rücksichtsloser Verführungskunst reicht. Sie entstammte einem sächsischen Adelsgeschlecht aus Pillnitz und war am Dresdner Hof als Edelfräulein aufgewachsen. Hier fiel sie besonders dadurch auf, dass sie den Versuchungen des höfischen Lebens nicht immer widerstehen konnte. Es kam das böse Gerede auf, dass sie ein daraus resultierendes Kind ertränkt habe. Sie war gezwungen, aus Dresden zu verschwinden. Um die Ehre zu wahren, verheiratete sie ihre Familie. Ein Sturz des Gatten vom Pferd machte sie nach wenigen Wochen aber schon wieder zur Witwe. Nach einigem Herumziehen landete sie ihn Gotha, wo sie der Herzog Johann Friedrich mit dem Hofnarren, dem schieläugigen Heinrich Schombach, vermählte. Das hinderte Anne aber nicht, ihr wenig tugendsames Leben weiterzuführen. Durch einen willfährigen Verehrer kam sie überdies mit der Alchemie in Berührung. Diese und  die damit eng verbundene ,,Schwarze Kunst" kam ihrem Naturell sehr entgegen. Sie vervollkommnete  mehr und mehr ihre Fähigkeit, Menschen zu manipulieren und letztlich auch übers Ohr zu hauen. Später wurde ihr sogar vorgeworfen, dass sie die Herzogin von Braunschweig mit Hilfe der dunklen Künste habe ermorden wollen.
Die Chronik berichtet: ,,Dem Weib gebrach es nicht an Geist und Entschlossenheit. Sie verstand es meisterlich, durch Erzählungen von der Anziehungskraft, die ihre Anmut auf Fürsten und Herren ausgeübt habe, ihren Wert in den Augen der Freunde zu erhöhen, und sie liebte es, den Reiz des Geheimnisvollen, Mirakelhaften mit ihrer Persönlichkeit zu verweben." Sie ließ hinter vorgehaltener Hand wissen, dass sie fünf Monate zu früh auf die Welt gekommen sei, in einem einbalsamierten Häutlein verwahrt und von einem Bischof mit einer besonderen Tinctur großgezogen worden sei. Dadurch sei sie von den Schwächen der Weiber befreit und von besonderer Reinheit. Geschickt ließ sie durchblicken, dass es wohl diese Tinctur gewesen sei, der Sömmering schon in Gotha auf der Spur gewesen sei und nun auch wieder in Wolfenbüttel kur vor der Vollendung stehe.

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