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Goldmacher am Hof des Herzogs Julius 

von Klaus Röttger 

Der Herzog Julius von Braunschweig ist sicherlich eine Ausnahmeerscheinung unter den Fürsten und Potentaten seiner Zeit. Darauf bedacht, sein Land auf ein solides wirtschaftliches Fundament zu stellen, suchte er alle möglichen Ressourcen seines relativ kleinen Landes zu nutzen. Das desolate finanzielle und auch politische Erbe seines Vaters stellte ihn vor große Aufgaben. Der von diesem Vater nie recht ernst genommene Julius packte sein Amt, nachdem er es 1568 übernommen hatte, mit ungewöhnlicher Energie und vor allem mit oft revolutionären neuen Gedanken und Innovationen an.
Davon profitierten auch die Harzburger, der Kurbetrieb wäre ohne ihn nicht denkbar. Aus Dankbarkeit dafür setzten sie ihm dann auch 1877 ein Denkmal. Die daran angebrachte Erinnerungsplatte rühmt neben dem herzoglichen ,,Schöpfergeist, der seiner eig'nen Zeit Jahrhunderte voraus" war, vor allem das ,,freie Denken, dem er neue Bahn erschloss".

Was der Sanitätsrat Franke mit vollem Herzen und tiefempfundener Dankbarkeit gegenüber dem Fürsten dichtete, bekommt vor den Ereignissen am Hof in Wolfenbüttel, die sich zur Regierungszeit des Herzog abspielten, einen leicht ironischen Zug. Julius wurde, weil er dennoch ein Kind seiner Zeit war, von einer Betrügerbande jahrelang an der Nase herumgeführt. Dieser Herzog, der sich den Wissenschaften und Neuerungen mit großem Interesse und nie nachlassendem Wissensdurst zugewandt hatte, ließ sich gerade auf diesem Gebiet täuschen. Die geschickten Betrüger überzeugten ihn, dass sie mit einer ,,philosophischen Tinctur" Gold aus billigen Metallen machen könnten und diese auch die Heilkraft hätte, menschliches Leben vor Siechtum und Alter zu bewahren. Sie beteuerten auch, in der Lage zu sein, einen ,,lapidem philosophorum" zu präparieren,  der Schutz gegen alle mögliche Unbill böte.
Am Unheilvollsten gestalteten sich aber die Ereignisse dadurch, dass die Betrüger durch ihr Geschick mehr und mehr Einfluss am Hof gewannen, und diesen Einfluss auf die schamloseste Weise zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzten. Sie intrigierten gegen die Herzogin, manipulierten den Herzog, veruntreuten Gelder und schreckten letztlich auch nicht vor Mordabsichten und sogar vor Mord selbst zurück.

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