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Der ruppige Kritiker Leonhards, der Wernigeröder Regierungsrat Delius, (1826: Geschichte der Harzburg), schlägt dann auch gleich wieder gegen den armen Schreibkonkurrenten mit spitzer Feder zu: Die Fluchtwege auf diesen beiden Wegen zu suchen, sei nicht nur ohnehin müßig, sondern sogar eine ,,arge Verirrung".  Die Brunnenflucht würdigt er erst gar nicht irgendwelcher Beachtung. Dass Leonhard die Mauerlücke auch heute noch erkennen wolle, kommentierte er eher höhnisch. Heinrichs Schloss sei doch wohl gänzlich vernichtet und nach so langer Zeit überhaupt nichts mehr zu sehen.
Seit dieser Zeit haben sich zum Thema Fluchtweg zwei Meinungen gebildet. Lange Zeit wurde die Brunnentheorie eher belächelt. Sie wurde als Sage abgetan, zumal auch noch die märchenhafte Behauptung Raum fand, dass bei dieser Flucht die goldene Reichskrone ins Wasser gefallen sei. Viel wahrscheinlicher war der Gedanke, dass das Entweichen der Gruppe eher durch eine Mauerlücke möglich gewesen sei. In neuerer Zeit hat allerdings ein bemerkenswertes  Umdenken stattgefunden. Der Grund ist die Tatsache, dass es tatsächlich einen Tunnel gibt. Er ist die Mündung einer Wasserleitung, die das begehrte Nass aus den Bergen herbeiführt und sich in den Brunnen ergießt oder ergoss besser gesagt, denn die Leitung ist längst zerstört. Aller Wahrscheinlichkeit nach, wurde diese Wasserleitung auch schon zusammen mit der Burg gebaut.
Den Tunnel haben wohl auch schon die Bergleute entdeckt, die im Auftrag des Burgbergwirtes im 19. Jahrhundert den Brunnen vom Schutt befreiten. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts haben geschichtsfreudige Harzburger sich an diesem Wasserleitungstunnel eine ganz Strecke lang entlang gegraben. In der Zwischenzeit wurde der Tunnel oft in Augenschein genommen und haben Höhlentaucher bei Exkursionen in den Brunnen das Mündungsloch vermessen. Seine Existenz ist also bewiesen. Damit ist die Flucht durch den Brunnentunnel wieder in den Bereich des nicht ganz Unmöglichen gerückt.
Und die Krone? Liegt sie noch am Brunnengrund? Sie war wohl auf jeden Fall dabei, als man Hals über Kopf von Goslar aus auf die Burg floh. Heinrich Spier (Geschichte der Harzburg, 1985) schreibt: ,,Man brach von dort (Goslar) auf und nahm die Reichskleinodien und von dem Schatz, soviel er davon in der Ãœberstürzung zu tragen vermochte, mit. Da Heinrich von dem cancellarius Adalbero  begleitet wurde, müssen auch die Utensilien der Reichskanzlei mitgeführt worden sein. Leonhard weiß es noch besser: ,,Die Insignien des Reiches und einen Teil seiner Schätze hatte er (Heinrich) vorher geheim in Säcke packen lassen. ? und dann: ,,Vor der Flucht soll der König seine Krone in den 138 Fuß tiefen Brunnen geworfen haben, um solche im schlimmsten Falle vor den Feinden zu sichern." Vielleicht war es auch diese goldene Krone, die die kaiserliche Flucht zu etwas Besonderem gemacht hat.
Die Flucht selbst, die in der Nacht vom 9. Zum 10. August 1073 begann, gelang. Unbeschadet langten die Flüchtigen am 12. In Eschwege an und gingen am 13. weiter nach Hersfeld. Die weitere Geschichte der Harzburg gestaltet sich eher negativ. Heinrich stellt ein Heer auf und trifft bei Gerstungen auf ein überlegenes Sachsenheer. Ein Friedensvertrag bringt die Schleifung der Burg. Bei Hohenburg siegt er dann im Juni 1075 wieder aber wieder. Die Sachsen müssen bitter büßen. Irgendwann hat der König dann aber die Nase voll von den Sachsen. Am 6. März 1076 ist er dann noch einmal in Goslar und kehrt nie wieder zurück.