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Die Geheimnisse des Burgbrunnen... auf der HARZBURG von Horst Woick 

Der Burgbrunnen auf dem Gr. Burgberg in Bad Harzburg birgt so einige Geheimnisse. Wann und wie wurde dieser ca. 57 m tiefe Wasserspeicher mit einer Wasserleitung aus den Bergen erstellt? Wie floh der König HEINRICH IV. von der HARZBURG? Ist seine Krone bei der Flucht wirklich in den Brunnen gefallen, wie es der Sage nach geschah? Gibt es einen Fluchtstollen? Diese Fragen  bewegten schon viele Generationen und so kamen Bad Harzburger BĂŒrger in den Jahren 1966 und 1968 auf den Gedanken, die Lösungen zu erkunden. Der Initiator, Herr Hans-Henning Borchardt, wollte anlĂ€sslich eines Kommunalwahlkampfes den Burgbrunnen erforschen, die verlorene Krone aus dem Sumpf heben, den sagenhaften Fluchtstollen suchen und damit den begehrten Sitz im Stadtrat erringen. Die freiwillige Feuerwehr und das technische Hilfswerk stellten die technische AusrĂŒstung, um das Brunnenwasser auszupumpen und eine Personen-Seilfahrt zu ermöglichen.
So ging man frohen Mutes an Werk. Die benzinbetriebenen Pumpen stellten aber in ca. 20 m Teufe  (bergm. fĂŒr Tiefe) stĂ€ndig ihren Betrieb ein. Der fachkundige Bergingenieur im stĂ€dtischen Bauamt wurde zu Hilfe gerufen. Eine schnelle Analyse: Ganz einfach, durch den Verbrennungsbetrieb der Pumpen fehle es im Schacht an Sauerstoff und die Benzin-Motoren erstickten!  Also mussten elektrische Pumpen beschafft werden.  Die Firma Flygt stellte sie speziell fĂŒr der Burgbrunnen kostenlos zur VerfĂŒgung. Nach 14 Tagen konnten die Arbeiten fortgesetzt werden und das Wasser war schnell abgepumpt. Herr H.-Henning Borchardt (spĂ€ter Hans-Henning Freiherr v. Bernewitz)  ließ sich als Erster an einem nicht ganz vertrauenswĂŒrdigen Stahlseil in den Brunnen hinab.

Schnell verhedderte er sich tief im Brunnen in den vielen Kabeln und WasserschlĂ€uchen und war heilfroh, als er wieder das Tageslicht erblickte. Der Bergingenieur ließ sich als nĂ€chster hinab und stand bei ca. 42 m Teufe auf einer Geröllhalde. Mit einem alten Gartenstuhl als Mitbringsel kam er wieder an die OberflĂ€che. Die reale Brunnen-Teufe soll damit nach Ă€lteren Angaben 57 Meter betragen. Damit betrug die vorhandene GeröllschĂŒttung ca. 15 Meter oder ca. 200 Kubikmeter. Diese sollte aus dem Brunnen entfernt werden, um in den Sumpf zugelangen. Verschiedene Ă€ltere Harzburger stellten aber fest, dass angeblich am Ende des 2. Weltkrieges der Volkssturm und die Hitlerjugend sich beim Anmarsch der Amerikaner  seiner Waffen und Munition  in den Brunnen entledigt hatte. Damit wurde von einer SĂ€uberung  des Brunnens abgesehen. Die sagenhafte Krone bleibt damit, wo sie ist.
Eine Sensation war die Entdeckung eines Stollens in ca. 12 Meter. Bisher waren namhafte ArchĂ€ologen immer davon ausgegangen, dass, wenn es einen Stollen gĂ€ben sollte, dieser in viel grĂ¶ĂŸerer Teufe, unter dem Schutt,  anzutreffen sein wĂŒrde. Ein Fluchtstollen von mehreren Kilometer LĂ€nge ist auf viele Burgen immer eine sagenhafte Überlieferung und danach gibt es auch auf der HARZBURG real keinen Stollen, basta. Nun war plötzlich die Erkenntnis eine andere! Eilig wurde eine ArbeitsbĂŒhne in den Brunnen gehĂ€ngt, um den Einstieg in den Stollen zu erleichtern. Eine Befahrung (bergm. fĂŒr Begehung) war aber wegen Geröll so schnell nicht möglich. Mit dem Ergebnis der Erkundungen war man aber letztlich zufrieden und die Aktion wurde eingestellt. Es blieben aber zu viele Fragen offen. Wie wurde der Brunnen mit einer Wasser-Zuleitung aus den Bergen versorgt und dieser nun mit dem gefundenen Wasserzuleitungstollen zusammentreffen?

Konnte man den Brunnen in den Zeiten der ersten HARZBURG um 1065 ohne Sprengstoff oder erst viel spĂ€ter unter Zuhilfenahme von Sprengstoff erstellen? Wurde diese Anlage beim Bau der HARZBURG in den 3 Jahren von 1065 bis 68 so komplett  oder wurde der Brunnenschacht ĂŒber einen viel lĂ€ngeren Zeitraum phasenweise gebaut? Was fĂŒr eine gewaltige bergmĂ€nnische Leistung steht hinter der Abteufung des Burgbrunnen! Durch sehr harten Hornfels bis zu 57 Meter Teufe. Ohne Sprengstoff, nur mit SchlĂ€gel und Eisen, eine unvorstellbare Arbeit.
Das Wissen um den Stollen ließ den beteiligten Mannschaften keine Ruhe. Wie sieht es darin aus, was liegt so alles in dem Schutt, wie lang ist der Stollen und wo fĂŒhrt hin? Fragen ĂŒber Fragen, also, eine neue Aktion muss geplant werden. 1968 war es dann so weit. Diesmal nicht nur durch den Brunnen, sondern eine Grabung an der Böschung erschloss einen neuen Eingang direkt zum Stollen. So konnten die Befahrungen und weiteren Arbeiten ohne die zusĂ€tzlichen MĂŒhen durch den Brunnen durchgefĂŒhrt werden.  Der Stollen wurde auf einer LĂ€nge von ca. 18 Meter gesĂ€ubert (bergm. aufgewĂ€ltigt) und provisorisch verbaut. Die alten (wie alt?), eingestĂŒrzten Holzkappen sollen nach Angaben der Beteiligten „vor Ort“ einfach in den Brunnen entsorgt worden sein. „Gott sei Dank“, so könnten nachfolgende Generationen noch eine Altersbestimmung zur Feststellung des Jahrhunderts der Bauzeit durchfĂŒhren.
Man war vom Ausbau und Zustand des Stollens beeindruckt. Da bekannter Weise bis ins 19. Jahrhundert Quellwasser aus Richtung StĂŒbchen- und Spökental durch eine tönerne Wasserzuleitung der HARZBURG zugefĂŒhrt wurde, liegt die Vermutung nahe, das diese irgendwo zwischen dem Antoniusplatz und dem Burgbrunnen mit dem Wasserzuleitungstollen zusammentreffen.                                                                                                        

 Folglich kann der Stollen nur eine geringe LĂ€nge aufweisen. Nach dem voraussichtlichen Ende des Stollens nach ca. 18 Metern wurden leider kein Anschluss mit Tonrohren, sondern nur ein einfacher Graben mit geringer Bedeckung und steinernen Ausbau vorgefunden. Der damalige Grabungshelfer Joachim Deichmann war bei Erkundung dabei und hat heute noch umfangreiche Bilder und Skizzen gesammelt. Da der Stollen mit geringer Deckung unter der Böschung parallel zur Höhenlinie verlĂ€uft, ist es nachvollziehbar, dass es dort auf dieser Strecke einen vergrabenen Deckel gab, durch den der König hĂ€tte unbemerkt fliehen können. Also des RĂ€tsels Lösung zur sagenhaften Flucht war damit erkundet und alle Beteiligten waren sich einig, nur so kann es gewesen sein. Einen großen Fehler haben aber die Akteure im Eifer des „Gefechtes“ gemacht! Bis auf diese Angaben  durch einen nur sehr sporadisch anwesenden Helfer gibt es leider außer einigen Aufzeichnungen und Fotos keine weiteren, wissenschaftlich standfesten Aufzeichnungen. Man hĂ€tte damals unbedingt einen qualifizierten ArchĂ€ologen an diesen Aktionen und  
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Ausgrabungen beteiligen mĂŒssen, um diese wesentlichen Erkenntnisse auch wissenschaftlich fĂŒr die Nachwelt anzuerkennen und auf Dauer öffentlich zu sichern.  
Im Jahr 2006 fand noch einmal eine Befahrung durch Höhlenforscher statt. Man wollte erkunden, in wie weit man durch eine gezielte Beleuchtung diese Erkenntnisse dem Besuchern sichtbar machen könnte. Das Ergebnis war recht zufriedenstellend. Der Förderverein „Historischer Burgberg Bad Harzburg e.V.“ ist nun bemĂŒht, in nĂ€chster Zeit mit dem GrundstĂŒckseigentĂŒmer und einer Fachfirma eine qualifizierten „Höhlenbeleuchtung“ zu installieren. Ein dauerhafter Zugang von außen – wie schon 1968 – mit der Möglichkeit zur kurzen Befahrung des Stollens und Blick von dort in den Brunnen wĂ€re „sagenhaft“!
Übrigens, bei einer Brunnenreinigung um 1850 zur Wasserbevorratung fĂŒr den ersten Gasthof auf dem Gr. Burgberg wurden zwar zahlreiche GegenstĂ€nde aus dem Mittelalter gefunden, die Krone leider nicht. Sie ist heute wohlverwahrt mit anderen Reichsinsignien im Reichsmuseum der Stadt Wien, ein Duplikat davon sind auf der Burg Trifels, zu besichtigen. Vielleicht könnte auch bald einmal ein Duplikat dieses Schatzes auf der HARZBURG, vielleicht im vorhandenen Turmstumpf ausgestellt werden? Da lagen die Reichsinsignien bereit zu Zeiten von Kaiser OTTO IV.  Der ersten großen Reichsburg hier im heutigen Bad Harzburg wĂ€re es sehr angebracht!
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