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MĂ€rzenbecher im Oderwald 

Dienstagwanderung: MĂ€rzenbecher im sĂŒdlichen Oderwald
Heute am 13. MĂ€rz, bei unfreundlichem FrĂŒhlingswetter, es nieselt bei so um die 5 Grad C. treffen sich nur 10 Unbeirrte, vielleicht Gelangweilte oder Gesundheitsbewusste, auf jeden Fall erlebnishungrige Wanderer auf dem Bahnhofsvorplatz zur Wanderung. Nach Nauen zum Walderlebnispfad soll es gehen! Doch dort ist großer Holzeinschlag. Der hĂŒbsche Pfad ist mit geschlagenen BĂ€umen und Betretungs-Verbotsschildern gesperrt. Als Ausweg biete ich einen Spaziergang durch die MĂ€rzenbecher im Oderwald bei Werlaburgdorf. Kein Widerspruch und alle kommen mit!
Unsere drei Autos stellen wir bei dem WasserbehĂ€lter kurz vor der AutobahnbrĂŒcke hinter dem Ort in Richtung Altenrode ab. Hier am Waldrand sind wir gleich mitten drin in der beginnenden FrĂŒhlingsflora. Die ersten Tuffs MĂ€rzenbecher leuchten weiß aus dem braunen, winterlichen  Laub zwischen den StĂ€mmen von Buchen, Ahorn, Eichen, Kirschen und Eschen. Am Wegrand schieben sich die lila-rosa-blauen BlĂŒten des Lungenkrautes durch die feucht glĂ€nzenden vorjĂ€hrigen BlĂ€tter. Ein kleiner Teich, mehr ein Kulk, mit einem umfassenden Kranz von den weißen Glocken mit grĂŒnen Zipfeln der FrĂŒhlings-Knotenblume, wie der MĂ€rzbecher, bei uns immer MĂ€rzenbecher genannt, ruft Begeisterung hervor. Leider hat hier der Harvester, die moderne Holzerntemaschine, gewĂŒtet. Fahr- und Erntespuren sind zurĂŒck geblieben, haben manche der unter Schutz stehenden AmaryllisgewĂ€chse weit in den Untergrund gedrĂŒckt! Ob sie diese Tortur ĂŒberstehen? Doch Holzernte muss auch sein und zu welcher Jahreszeit auch immer sie stattfindet, SchĂ€den an der umgebenen Vegetation gibt es immer!
An unserem Wanderweg liegen die Geernteten, nach Art und GĂŒte getrennt und warten auf ihren Abtransport. Brennholz in Stapeln mitten im Bestand der weißen Pracht aufgeschichtet stimmt Nachdenklich und wenn es dann auch noch ĂŒbers Jahr dort liegen bleibt ist der Tod der Zwiebelblumen gewiss. Mit etwas mehr Achtung der Natur, ließe sich Waldbesucherunmut vermeiden. MĂŒssen die Holzbansen denn immer gleich vor Ort gebaut werden? Raus aus der Feuchtigkeit, dort wo die Zwiebelblumen wachsen muss das Holz doch sowieso, warum nicht bei gleich bei der Ernte?
Muss jedes Jahr durch den Bestand gelatscht und gefahren werden? Der etwas höhere Arbeitseinsatz bei der Ernte, macht sich doch bei der Abfuhr des Holzes wieder wett!
Aber so ist das halt mit dem VerstÀndnis; auch die Altvorderen haben schon bewusst geklagt: Gegen Dummheit, Ignoranz und Bequemlichkeit kÀmpfen selbst die Götter vergebens!
Wir schlendern auf unserem Wanderweg weiter, blĂ€ttern die unschönen Seiten um, erfreuen uns an der verbliebenen Schönheit des Waldes. Wir befinden uns auf dem Fernwanderweg E 6, der in Finnland beginnt, durch Schweden, DĂ€nemark, in Deutschland die LĂ€nder Schleswig-Holstein, Niedersachsen und hier durch den Oderwald fĂŒhrt, in ThĂŒringen die Rhön steift, durch Bayern ĂŒber Coburg den Bayrischenwald erreicht weiter durch Ober-Östereich, Nieder-Östereich, der Steiermark nach Slowenien fĂŒhrt bis in Kroatien bei Rijeka das Mittelmeer erreicht wird. Wenn man will und die Zeit und das Geld dazu hat geht man hier aufs Schiff, steigt in Griechenland aus und lĂ€uft weiter, immer noch ausgeschildert bis an die Dardanellen in der TĂŒrkei! Wie gesagt man kann! TrĂ€ume!
Wir verlassen diesen E 6 schon nach ca. 2ooo Meter an einer Wegegabel, dort wo der E 6 anzusteigen beginnt, gehen geradeaus auf einem Pfad an einem Rinnsal entlang in den Wald. Rechts stehen Fichten, links Buchen, spĂ€ter sogar ein paar Weißtannen. Erkenntlich an den hellen StĂ€mmen und dem etwas zotteligen Wuchs der Äste. Auch findet man keine Zapfen unter den BĂ€umen, wie bei den vorher passierten Douglasien und Fichten. Tannenzapfen fallen nicht im Ganzen ab, nur die Zapfenschuppen rieseln herunter, die Zapfenspindel bleibt aufrecht stehend am Baum!
Wir passieren eine Kirrung, der Hochsitz steht weiter oben am Hang! Ein Fichtenstuken mit Rundeisen und NĂ€geln gab dem Salzleckstein halt. Ein Haufen Taubenfedern zeigt das JagdglĂŒck eines JĂ€gers.
Der Ziegeleiteich, den wir nach der alten Tonkuhle erreichen ist gesĂ€ubert. Sein Schlamm als Wall daneben aufgeschĂŒttet. Weidenstecken zur Bewurzelung hineingesteckt sollen fĂŒr die spĂ€tere Festigkeit des Schlammwalles sorgen. Ein umgebener Erlensumpfwald zeigt ein total anderes Biotop. Locker allein, zu zweit, in Gruppen stehend, ja fast malerisch wirken die im und am Wasser stehenden großem blattlosen Erlen. Unsichtbar hallt das Spechttrommeln von fern herĂŒber, Buchfinken machen GesangĂŒbungen.
Der E6 lĂ€uft am Ziegeleiteich weiter Richtung Norden. Wir wenden uns nach SĂŒden um gleich nach Osten, nach links, in dem grasigen Waldweg abzubiegen. Links begleitet uns der Erlensumpf um spĂ€ter, mehr im Trockenen von einem Birkenbestand abgelöst zu werden. Hier auf der Höhe noch einmal schneeweiße FlĂ€chen mit MĂ€rzenbechern. Eine uralte Fahrspur zeigt sich in der weißen BlĂŒtenpracht, verlĂ€uft sich in einer Kurve.
Auch unser Grasweg macht eine 90* Kurve, lĂ€uft schnurgerade leicht bergan auf einen breiten befahrenen Weg mĂŒndend weiter. Ein Wandersmann mit weißem breitkrempeligen  Hut und kleiner schmucken Dame an seiner Seite trottet gruß- und blicklos, trotz unseres Grußes, an uns vorbei. Ärgert er sich ĂŒber uns oder ist er sich selbst im Wege?
Eine umgestĂŒrzte, mit Zunderschwamm befallene, Buche liegt am Weg. Die WeißfĂ€ule hat sie zum UmstĂŒrzen gebracht. Ein StĂŒckchen weiter finden wir einen Stamm der von der BraunfĂ€ule zerstört ist. Bestens kann man den Unterschied zwischen den beiden Vergehensarten der unterschiedlichen Pilzverwerter zeigen und erklĂ€ren.
Nach einem Anschnitt des GelÀndes das den Bodenhorizont des Oderwaldes sichtbar macht; der Geopark Ostfahlen hat hier gewirkt, treten wir in die Feldflur oberhalb von Werlaburgdorf.
PrĂ€chtige Aussicht ĂŒber das Harzvorland. Gleich den ersten Weg nach rechts und bald ist das Wasserbassin vom Ort erreicht. Eine Tafel des Geoparks erlĂ€utert hier die zu sehenden Berge und HĂŒgel. Nur der Brocken macht sich unsichtbar. Eine hĂŒbsche Raststelle mit Überblick.
Am Waldrand an einem alten Eichenstumpf finde ich einen alten, vom Winter nun schwarzen biegsamen Baumpilz. Gefunden hatte ich so einen vor Jahren einmal im Selketal, oberhalb von MĂ€gdesprung, auch an Eiche, da war er noch rot und ganz weich wie rohes Fleisch. Als Ochsenzunge habe ich ihn dann zu Hause bestimmt. Das war wieder so einer! Da ein Ochse nun einmal ein Rind ist und auch immer ein Rind bleibt und im Pflanzenreich auch eine Ochsenzunge vorkommt, was zu Verwechselungen fĂŒhren kann, ist doch die Rinderzunge nahe liegender. Wenigstens fiel mir nur der Name ein. Also zur Verbesserung, nicht Rinderzunge, sondern Ochsenzunge heißt er! Wobei es mit den deutschen Namen so eine Sache ist. Richtig nennt er sich im Laux- Pilzatlas: Eichen-Leberreischling  (Fistulina hepatica) ist jung essbar mit sĂ€uerlichen Geschmack, was das immer sein mag. Ein wohlschmeckender Genuss wird es wohl nicht sein, der Verzehr der Ochsenzunge!
Ein schlanker Baum am Wegesrand wird von den Mitwanderern als Birke bestimmt, erst ein vorjĂ€hriges Blatt, das mit den langen Stiel gleich im Wind wackelt fĂŒhrt zur Zitterpappel. Eine daneben stehende Birke bringt dann den Unterschied zur Geltung. Die Brennprobe der Birkenrinde dann Staunen und absolute Gewissheit zur Unterscheidung von Birke und Zitterpappel. Eine Zerquetschprobe von den weißen kugeligen FrĂŒchten der Blauroten Steinsame trĂ€gt weiter zur Unterhaltung bei und nun weiß jeder warum sie diesen Namen trĂ€gt.
Links den schmalen Pfad hinunter zum Talgrund zu den MĂ€rzenbecher am E6 und der Rundweg ist geschlossen . Zum Auto ist es nicht mehr weit. Nach fast drei Stunden bummeln durch den Oderwald ist unsere Wanderung zu Ende.
Zur Einkehr fahren wir nach Gielde in die Eichbergklause. Die Wirtin hat nach meiner gestrigen Voranmeldung nur fĂŒr uns aufgeschlossen. Bei alkoholfreiem Weizen, Spezi,
Apfelschorle und einem richtigen Bier, immer jeder etwas von dem. Dazu gibt es Currywurst mit Pommes, Sauerfleisch mit gewĂŒrfelten Bratkartoffeln und einmal Nudelsalat, alles bieder aber reichlich und wohlschmeckend. Nur unser richtiger Biertrinker isst nichts. Mama wartet mit dem Essen!
Viel wird in netter Runde noch erzÀhlt.

Otto Pake

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