WillkommenWanderungenWanderstreckenGasthäuserServiceKontakt

Ackerdistel

Aufgegebene Fischteiche

Bocksberg

Brockenblick

Buchenüberhälter

Elsbeere

Färber-Hundskamille

Grasnelke

Kiesbank

Kiesteich-Ufer

Kreuzdorn

Mauerraute

Morgenstimmung

Oker/Harly

Okerwehr

Pfaffenhütchen

Prallhang

Schmalblättriges Geiskraut

Schwalbenwurz

Supfwurzsamenstand

Taubnessel

Waldrebe

Wall der Harlyburg

Blumengalerie

Zu Ottos Blumengalerie,
bitte auf das Bild klicken!

Wanderung durch den schönen Harly 

Kloster Wöltingerode

Harzklub-Wanderung
am 04.11.2012

Der Harly im Herbst
Tage zuvor klingelte abends häufig das Telefon. Die Anrufer wollten wissen wo die Wanderung beginnt. "Der Treff ist wie immer um 9:15 Uhr beim Pfennigpfeiffer in Harzburg, der Wanderungsbeginn etwa 9:45 oberhalb des Klosters Wöltingerode, dort wo die alte Bahnlinie die Straße Wöltingerode - Weddingen quert", meine Auskunft. "Dann kommen wir dahin, sparen uns den Umweg über Bad Harzburg", so die meisten Antworten der Anrufer.
Beim Pfennigpfeifer waren wir 21 Personen die sich dann, in Fahrgemeinschaften, nach Wöltingerode auf den Weg machten.
Trafen dort auf sechs auf uns Wartende. Gerd hatte wohl nicht richtig zugehört, kam mit seine drei Mitfahrern, nicht an.
Warten auf Gerd, -- kommt nicht. Beschließe los zugehen, ohne die vier Verirrten.
Wandern rechts an der Klostermauer entlang nach Süden. Wundern über den eingeschlagenen Weg. "Der Harly ist doch hinter uns", ein Hinweis eines Herrn. "Kommen wir noch hin", meine Antwort.
Weise auf die zum Mauerbau verwendeten Rogensteine, ihre Entstehung und Herkunft hin, stammen alle aus der allernächsten Umgebung, aus dem Harly, der sich in verschiedenen Brauntönen, hinter uns erhebt. In den Mauerritzen wächst die Mauerraute, das Schöllkraut, der Efeu hat die Mauerkrone, von der Rückseite hochwachsend, schon wieder erobert. Seine grünen Blüten sind wohl letzte Bienennahrung.
Schinde ein bisschen Zeit, vielleicht trifft ja Gerd noch ein.
Ein langgezogener Zuckerrübenwall nimmt die Sicht nach Westen, das abgeschnittene Rübenblatt ist schon untergegrubbert, dient als Gründung.
Erzähle etwas über die Verarbeitung und dem geänderten Abtransport der Rüben.
Früher musste der Rübenerzeuger den Abtransport selbst regeln, mit Trecker und hoch beladenen Anhänger wurden sie von ihm selbst zur Zuckerfabrik gefahren, nun regelt die Zuckerfabrik mit angemieteten LKW, den Transport zur Fabrik selbst. Der Landwirt muss nur für das Aufladen sorgen. Dafür stehen, auch in Anmiete, so genannte "Lademäuse" bereit. Diese "Mäuse sammeln mit speziellen Greifern die Rüben vom Acker, laufen über ein Rüttelband, dass die Rüben von anhaftender Ackererde reinigt, auf den LKW schüttelt. Bei Ankunft in der Fabrik wird sofort eine Zufallsprobe gezogen, die Schmutzanteile, wie anhaftender Dreck, noch vorhandenes Blatt, sowie den Zuckergehalt bestimmt. Dies geschieht in kürzester Zeit. Ca. 30 Min. nach dem Abladen weiß der Landwirt schon was die Ernte bringt.
Dann erschallt der Ruf " Sie sind da".
Schnellen Schrittes stoßen die Vier zu uns. Erleichterung auf beiden Seiten.
Links begleitet uns der Klostergraben. Pappeln, Heckenrosen mit ihren roten Hagebutten, rot-glänzende Früchte des Gemeinen Schneeball, das Pfaffenhütchen übersät mit rosenroten Früchten, teilweise ist der orange Same schon verschwunden, Hasel und andere Sträucher an seinem Ufer. Queren die 241, wenden nach links. Auf schmalem Pfad umlaufen wir zwei Kiesteiche.Eine letzte gelbe Blüte am Pfad ruft Staunen hervor, es ist die Färber-Hundskamille, Samenstände der Kanadischen-Goldrute silbern am Teichrand. Enten, Reiher, Kormorane fliegen auf. Ein Schwarm  Wacholderdrosseln fühlt sich beim Fressen gestört, fliegt schimpfend auf, setzt sich wieder in die Büsche um weiter zu fressen; das Spiel wiederholt sich.  Scheu sind sie, die durchreisenden Wacholderdrosseln.
Stoßen auf die Okerbrücke. Flussauf das letzte Überfallwehr. Zwölf von diesen Wehren gibt es von Oker bis hier, kein von unten kommender Fisch kann diese überwinden. Die Bemühungen des Angelvereins zur Wiederansiedlung der Lachse werden schon hier scheitern, wenn auch im unteren Bereich der Oker schon teilweise Fischpassagen gebaut sind, hier spätestens endet ihr Laichaufstieg von der Nordsee. Oder ist das so gewollt?
Am Ortseingang von Vienenburg wird wieder dir 241 überschritten, landen auf dem Okerdamm. Direkt an der Oker entlang führt unser Weg. Galmeipflanzen, Pflanzen die Schwermetall vertragen, auf der Kiesflussaue. Grasnelke und Hallersche Schaumkresse noch in Blüte, Aufgeblasenes Leimkraut im Fruchtstand, dazwischen Cladonia-Flechten.
Nordische- und Harzer Kiesel mit Erde durchsetzt bildet das Okerufer. Der Senkungstrichter der in Folge des Absaufens des Kalischachtes 1930 vor dem Harly entstanden ist hat die Oker trotzt ihrer Sperre oberhalb Okers schon fast wieder verfüllt. Noch immer bringt sie Gerölle aus dem Harz hier hinunter.
Kiesbänke, "Lachslaichstellen"(?) prägen diesen Flussabschnitt.
Queren über die Holzbrücke die Oker. Hart am Ufer geht's auf kleinem Pfad, mal ganz hart am Ufer entlang, mit kleiner Kletterstelle, weiter. Zwei Damen haben den oberen Weg gewählt, sehen dadurch nicht den schönen Bestand vom Echten Sumpfwurz, der zwar nun trocken, aber immer noch sehenswert, in einem Graben sein Zuhause hat.
Bald wird der alte Bahndamm überstiegen und wir stehen vor dem Einsturztrichter vom 8.Mai 1930. Zugewachsen, es ist nIcht mehr viel zusehen von dem damaligen traurigen Ereignis, bei dem auf den Schlag 500 Arbeitslose mehr auf der Straße lagen.
Nicht mehr viel zusehen auch von der gewaltigen Burg, die Otto der IV auf dem 193m östlichen Berghügel 1203/04 erbauen lies. Nur riesige Wälle die die innere Burg umgeben sind noch vorhanden. Ein mit Brennessel zugewachsener Weg führt, teilweise versumpft zur Höhe, verliert sich in den Brennesseln. Wir erklimmen den steilen Burgwall. "Otto deine Wege" ein Vorwurf aus den Reihen der Mitwanderer. Doch alle erreichen den Wallrand, manch einer mühsam, mancher elegant. Fast eben geht es auf frisch gefallenem braunem Laub weiter. Weiß- und Rotbuchen haben den Wallrand bewachen. Oben der Weg der zur Innenburg führt, wir verzichten sie durch die dichten Brennnessel und Klettenbewuchs zu erreichen, wenden uns nach links, kommen zu einem Einschnitt, aus dem der Rogenstein gebrochen wurde, der zum Bergbau diente.
Ein super wackeliges Geländer schützt vor dem Absturz in die Tiefe.
Etwas weiter ein kleiner Bestand von Eiben. Kommen auf eine befestigte Waldstraße.
Dicke, schon auf Länge geschnittene Eichenstämme liegen für den Abtransport bereit. Der neue Besitzer der Stämme hat seinen Namen aufgesprüht. Der Weg wird zum Pfad, läuft im Zick-zack unscheinbar den Berg hinab. Alle hintereinander her.
Unten fehlen Drei. Warten. Zwei der Fehlenden, ein Ehepaar kommen langsam, vorsichtig angewackelt. "Christa kommt noch, kennt den Weg" die Auskunft der letzten Dame.
Christa kommt nicht , nichts rührt sich am Berg. Gerd macht sich auf, Christa suchen. "Warum rennt der denn da immer hin und her", will Klaus wissen. "Na, der Weg führt doch so den Berg hoch, wie wir herunter gekommen sind, da muss er im Zick-zack auch wieder hoch". "Hast recht, ich gehe ihm entgegen", sagt's und steigt dem Gert , der schon verschwunden ist, hinterher.
Alle warten. Meckern kommt auf und es ist schon 11:45 Uhr, um 12 Uhr sind wir im Bahnhofscafe zum Grünkohlessen angemeldet. Bitte Rita die Führung bis zum Café zu übernehmen, die sträubt sich, doch nach Zuspruch übernimmt sie und die Gruppe verschwindet zum Mittagessen.
Bald überhole ich Klaus, der steht umher, weis nicht so recht was er tun soll, weiter hochsteigen oder warten.
Hinter der nächsten Kurve kommt Gerd ganz lustig angelaufen, Christa im Schlepp.
Ich knurre sie ein wenig an, warum sie keinen Anschluss gehalten hat.
"Plötzlich war keiner mehr da, keinen mehr gesehen von euch, der Weg war auch verschwunden, da bin ich runter und in Brombeeren und Brennnessel gelandet, wusste gar nicht mehr wo ich bin und mein Handy liegt Zuhause auf dem Nachttisch".
Gerd freut sich über die Rettungstat, ist ganz stolz über das Wiederfinden Christas.
Ich bin auch froh dass wir keinen Verlust erleiden mussten.
"Man kann die Truppe nicht einfach laufen lassen, auch wenn es noch so drückt, besonders nicht an so unübersichtlicher Stelle", knurre ich. Ärgere mich ein wenig, gehe vor den Dreien her, laufe meinen Frust ab.
Gerd ist glücklich, schwärmt von seiner Jugend, gesteht Christa seine damalige große Liebe zu ihr, die sie aber nicht bemerkt und somit auch nicht erwidern konnte. Er schwärmt immer noch: "So eine hübsche Blonde im Fleischerladen hinter der Theke".
So verstreichen viele Jahre und die Liebe wandert unentdeckt vorbei.
Christa winkt zwar ab, lächelt. Klaus schmunzelt.
Nicht alle sind auf Grünkohl aus, manche bestellen sich Suppe oder Kuchen. Der Grünkohl mit Schmorwurst und einem Stückchen Kassler mundet, ist zwar keine Riesenportion, doch zum Preis von 8,50€ ist das i.O., zumal Grünkohl nachgereicht wird. Den Suppenessern gebe ich noch auf den Weg: "Wir kommen gerade von der Burg Otto IV, dem wurde auch eine Suppe serviert, im Frühling zwar, doch die hatte in sich. Ein paar Tage später gab er auf der Harzburg unter Schmerzen seinen Löffel ab. Habt ihr euch das überlegt mit der Suppe"?
"Wir haben Tomatensuppe bestellt", so die Antwort der Gewarnten.
Unterwegs wurde ich mehrfach zu Wildschweinen angesprochen. Etwas Angst vor einer Begegnung mit diesen schwarzen Gesellen schwang immer mit.
Nun beim Bier, nach dem Essen fällt mir die Geschichte mit dem Okerhund die hier erzählt wird ein. frage ob die bekannt ist. Verneinung. "Möchtet ihr sie hören"?
Zustimmendes Gemurmel.
Die Geschichte: Ab und an treibt sich an der Oker ein schwarzer Hund umher. Er ist ein großer zottiger Teewe. Um seinen Hals trägt er eine abgerissene, rostige, alte Gliederkette.
Er bedroht weitgehend zankende, nörgelnde, scheltende, unzufrieden Frauen. Damen die sich nicht an die Regeln halten, wer immer diese auch aufgestellt hat. Damen die heimlich im Wald rauchen, oder überhaupt rauchen, die immer beim Wandern hinterher troddeln, schwatzen wenn der Wanderführer etwas erzählt, über andere unfreundliche Worte sagen. Trifft der schwarze Teewe welche, die in diese Richtung tendieren, allein, nur manchmal auch in Gesellschaft, an, springt er ihnen auf den Rücken. Zu dem Schreck den sie erleiden, kommt noch sein stinkender Atem der ihnen von hinten ins Gesicht geblasen wird und den Betroffenen Ekel und Angst einjagen. In der Regel beginnen die Damen einen Schreckensspurt nach ihrem Zuhause. Will es der Zufall das sie der Oker oder einem Teich zu nahe kommen, springt der schwarze Hund mit einem großem Schwung vom Rücken ab, gibt der Betroffenen zusätzlich noch ein Schups so das ein unfreiwilliges Bad im Fluss oder Teich genommen werden muss. Häufig bleibt eine starke Erkältung, vom kalten nassen Bad, dann nicht aus, so dass über eine längere Zeit ihr die Sprache wegbleibt das Rauchbedürfnis und das dazwischen Schwatzen beim Wandern und das Meckern Zuhause ein Ende hat.
Manchmal erfreut das den Herrn des Hauses, hat er doch nun erst einmal ein ruhiges weiblichen Wesen daheim und wenn es mal wieder lauter werden sollte bringt ein Verweis auf den Okerhund wieder Ruhe ins Haus.
Das ist eine der Geschichten vom wilden, schwarzen Okerhund.
Glaubt ihr mir nicht? "Im Rund um den Harly" von Herbert Müller steht sein Erlebnis mit dem Okerteewen.
Draußen scheint die Sonne und wir sitzen immer noch im Café. Dränge zum Aufbruch. Ein Run auf die Damentoilette beginnt. Nur eine vorhanden, was noch etwas mehr Zeit kostet. Mein Hinweis auf die freie Herrentoilette bringt eine schnellere Abfertigung.
 Ein voller Bauch studiert nicht gern, doch ein voller Bauch wandert auch nicht gern. Schon werden Wanderbremsen vorgetragen. Ein Bein schmerzt und bergauf zum Turm ist es viel zu steil, weit genug ist's sowieso. "Bevor es steil wird, sage ich Bescheid und wer will kann dann zum Auto zurückkehren" mein Trost an die Gesättigten.
An Sievers-Teich vorbei wieder über die Holzbrücke, Treppenstufen hoch zum Schacht II. Oben fehlen die drei Müden, wundern unten vor der Oker umher, wollen keine Stufen steigen. Erst als ich ihnen klar mache das dies der schnellste und kürzeste Weg zum Auto ist, wird die Höhe erklommen. Nochmaliges Stocken kurz vor dem Wald, beim Abzweig zum Turm bzw. Auto. Die dreier Fahrgemeinschaft verlässt uns mit großem Hallo und markigen Sprüchen des vom Beinschmerzen geplagten Herrn.
Es beginnt zu tröpfeln, ganz zart und noch nicht den Regenschirm erfordernd. Kurz vor dem Turm die Meldung von hinten, dass ein weiteres Paar uns verlassen hat. Angst vor Starkregen. Das Tröpfeln lässt nach, versiegt.
Der Turm hat geöffnet, wusste ich nicht. Heute wollen unbedingt Mitwanderer den Turm besteigen! Doch eine Einkehr langt. Lehne eine weitere Rast ab, schaffen sonst nicht die vorgesehene Runde bis zur Dämmerung abzulaufen. Doch eine der Damen schert aus, besteigt den Turm und wir müssen unten auf sie warten.
Wieder eine die den Warnhinweis mit dem Okerhund missachtet. Sie kann sich trösten das sie in Gemeinschaft wandert.
Die Bäume am Kammweg sind schon fast kahl. Ein Samenstand der Schwalbenwurz, weiße superharte Steinsame-Samen an trockenen Stängeln. Abstieg wo ein alter Weg von Wöltingerode nach Beuchte über den Harly führt. Stoßen auf die oberhalb von Schacht III laufende Waldstraße, wenden uns nach rechts bis ein zugewachsener Weg nach Schacht III links abzweigt. Erst ein wenig holperig, dann sich im Dickicht auflösend. Ein tiefer breiter Weg zwischen zwei Wällen zeigt zum Schacht. Den schenken wir uns, treffen beim Abzweig zum Mammutbaum auf den Harlyrand. Bald ist die Wedde erreicht, ein Kalksteinaufschluss zeigt sich hier.
Rechts der Wedde Wiesen, früher einmal Fischteiche. Die alten Wälle der Teiche sind noch gut zu erkennen, dahinter am Hang mit Waldrebe überzogene Bäume, ihre Samenstände  glänzen wie schmutzig-weiße Blüten.
Es geht über die Straßenkreuzung Richtung Immenrode, über die Wedde, am Wasserhäuschen vorbei zum alten Bahndamm, der uns zu den Autos leitet.
Wieder Wacholderdrosseln vor uns auffliegend, dicht mit schwarzen Beeren behangene Kreuzdornstäucher sind wohl ihr Futterziel. Auf dem Winterweizenfeld, genau auf dem Kamm vor dem trüben Himmel schwebend, äsen vier Rehe.
Der Regenschirm kommt auf den letzten Metern noch zum Einsatz. Gut das die Mittagspause nicht länger gedauert hat.
"Ich habe gedacht ich kenne den Harly , wollte erst gar nicht mit, diese breiten Wege mag ich nicht, aber so, danke es war toll". Das war ein Lob eines Wanderers der mir runter ging wie warme Butter zum Braunschweiger Spargel.

Danke.                         Otto Pake




Sie können den Bericht  als pdf Datei drucken!