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Löwenberg -- Steinkuhlenberg. ... 2020.06.11. 

Durch die Feldmark zwischen Derenburg und Mahndorf. 

1. Böschung am Deponiegraben

Von Bergen kann man von diesen Hügeln zwischen Derenburg und Mahndorf eigentlich nicht sprechen. Vielmehr als die Nördliche Flussterrasse der Holtemme sind sie nicht. Keiner von Beiden. Sanfte, verschwiegene flache fast unbekannte Hügel wäre passender. Dorthin will Dieter aus Wernigerode, und ich soll mit. "Diese Landschaft musst du unbedingt kennen lernen! Einfach wunderbar", seine Werbung. Also bin ich mit von der Partie. Hole ihn von Zuhause ab. Hinter Derenburg an der K1325 am Deponiegraben unter einem einzelstehenden Baum wird gehalten. Hier bleibt das Auto stehen. Ein fürchterlicher Gestank umhüllt uns. Der kommt jedoch nicht aus dem trockenen Graben, auch nicht von der Alliumblüte an der Grabenböschung, noch weniger von einem defekten Katalysator, sondern von einem langsam am Straßenrand vor sich hin verwesenden schwarzen Klumpen. Vielleicht einem Wildschwein. Das hat auf seinem Spaziergang durch die Feldmark beim Ãœberqueren der Fahrstraße nicht auf den Autoverkehr geachtet und so tödlich verunglückt.. Entweder es hat auf seine Stärke vertraut oder aber es gehörte nicht zu den Klügsten seiner Rotte. So liegt das schwarze Borstenvieh nun einsam und stinkend hier umher. Schnell sind wir aus dem Duftkreis getreten, streben schnellen Schrittes rechts am Deponiegraben entlang dem Löwenberg entgegen. Meiner Begeisterung für diesen Spaziergang, wenn sie sich denn ein wenig aufgebaut hatte, hat der Gestank wieder enge Grenzen gesetzt und ich bin froh als die bucklige Wiesenpiste, die den Graben begleitet aufhört und Dieter  den nächsten Hang mit großen Schritten erklimmt. Durch noch winterbraune trockenen Gräser mit ein paar wenigen stacheligen Feldmannstreu-Stängeln dazwischen, erreichen wir die Höhe des Walls. Blicken beiderseits auf grüne Äcker. Nach Süden zu auf den grünen Gebüschsaum der Holtemme. Nicht mehr ganz so trostlos wie vorher. Abrupt schwenkt der Wall nach Norden. Direkt am abknickenden Wall hat ein Unbekannter einen ganz neuen Graben, ähnlich eines Schützengraben des Ersten Weltkriegs gezogen. Auch ein bedeckter Unterstand fehlt nicht. Das Schussfeld ist in Richtung Holtemme ausgerichtet. Sieht aus als wird hier wieder Krieg gespielt. Spinner gab es bei den Bewaffneten schon immer. Dieser Baumeister des Unterstands trägt sicher einen besondere Frust oder anderes schweres Syndrom mit sich rum. Hoffen wir, dass er sich heute woanders vergnügt.
Schnell verlassen wir diesen unheimlichen Ort. Tauchen ein in einen Eschenstangenwald dessen Boden ausschließlich mit Klettenlabkraut und Brennnesseln bewachsen ist. Schlurfen darf man hier nicht, dann gibt es kein Fortkommen. Hoch müssen die Knie angehoben werden, die Stiefel von oben in die Ranken getreten werden, Nur so sind die Ranken des Klettenlabkrautes zu überlisten. Bald liegt dies Passage hinter uns. Wir stehen am Ackerrand am Fuß des Löwenbergs mit Blick zur Holtemme. Kein Weg, kein Pfad nur blühendes Knaulgras, Wildhafer  und schiebende Ähren der Gerste. Versuchen am Ackerrand voran zu kommen. Ein Weizenfeld gebietet Halt. Ein Wildpfad bringt uns wieder auf die Höhe des Löwenbergs. Gelangen auf einen offenen Trockenhang. Ein Hang von besonderer Schönheit. Blühendes Blaugras, Samenstände und Blüten des Wiesen-Bocksbart an dessen Pappus noch der Morgentau in kleinen Tröpfchen hängt. Der Hügel-Meier überzieht mit seinen kleinen weißen Blüten größere Flächen. Weitere blühende Gräser, Knospen treibender Kompasslattich, erste Blüten des Johanniskrautes. Auch die Nachtkerze ist mit ihrem noch blütenlosen Trieb vertreten. Fingerkraut kriecht über den Boden, Der Färber-Wau überragt das ganze Geschehen. Hundsrosen bringen, sorgen  für einen rosa Hauch.
Ein Schwarzer Holunder quält sich zwischen den Knospen tragenden Brombeerranken zum Licht. Ein Hochsitz thront über dem Allen. Wenn mein Kamerad nicht schon weiter gelaufen wäre hätte ich bestimmt noch weitere Schönheiten auf diesem grantigen, trockenen Kieshang entdecken können. Aber die Reise geht weiter. Irgendwann stolpern  wir in einen verlassen Steinbruch. Eine blühende weiße Fläche lockt uns. Total überrascht stehen wir vor ausschließlich weißen Blüten der Gemeinen Nachtviole. Nur ein schwacher, kleiner  Trieb hat noch ihre herkömmliche bläulich-lila Farbe. Mal etwas ganz Neues für mich. Gleich daneben eine gelbe Fläche mit  Kleinem Habichtskraut.  
Wir haben den Löwenberg  hinter uns gelassen, stehen wieder am Ackerrand. Der Hoppelberg am Horizont. Schräg, auf einem Jägerpfad geht es herunter. Der Feldweg auf den wir treffen kommt von Derenburg und läuft weiter in Richtung Mahndorf. Eine Unzahl von schwarzen Käfern rennt über den Ackerboden. Krabbeln an den Grashalmen hoch, schaukeln in leichten Wind, fressen an den blühenden Ähren der Gräser. Lassen sich in keiner Weise stören, verhalten sich so als wären wir gar nicht da. Erst Zuhause kann ich sie als "Mattschwarzer Pflanzenkäfe" , - Prionychus ater -, einordnen. Was für ein eigenartiger Name. Da ist dem namengebenden Biologen nichts weiter eingefallen als "Mattschwarz"! Pflanzenkäfer, mattschwarz. Wie einfallslos! War bestimmt kurz vor Feierabend, diese Namensgebung!
Ein grünes Weizenfeld mit rotem Mohn und weiß blühenden Erbsen. Am Wege die Weiße Lichtnelke, die Geruchlose Kamille, die Wilde Malve. Diese bunte Mischung bringt selbst Dieter an den Fotoapparat. Der Weg steigt wieder an. Es geht hoch zum Steinkuhlenberg. Roter Klatschmohn und geruchlose Kamille begleiten uns. Vereinzelt auch die Rauhe Gänsedistel. Immer wieder taucht der Wiesen-Bockbart, zwar meist schon verblüht, doch superschön mit seien großen, vom Regen breit gedrückten Früchten, seiner feinen Haarkrone, dem Pappus, auf. Elegant schwebt das Aufgeblasene Leimkraut mit seinen schwach nickenden aufgeblasenen eiförmigeren Kelchröhren, seinen weißen Kronblättern, über den kleinen blauen Blüten des Acker-Rittersporn.  Dem gefällt das vielleicht nicht so richtig. Er ist mehr dem Klatschmohn zugewandt. Mit dem zusammen versetzt er die Wegböschung meterweit in eine blau-rote Farbsinfonie.  Als wir die Kuppe des Steinkuhlenberg erreichen, leuchtet aus der Ebene an der Holtemme vor der Wichhäuser Mühle, ein weiteres rot-blaues Farbenspiel herauf. Es ist aber nicht das Blau das der Acker-Rittersporn ausstrahlt. Es leuchtet heller, verwaschener, nicht so kräftig. Den Abstieg zu der Pracht dort unten verschieben wir auf den Rückweg.

Weiter zu

16. Hesperis matronalis

17. Kleines Habichtskraut

18. Mattschwarzer Pflanzenkäfer

19. Klatschmohn

20. Geruchlose Kamille

21. Raue Gänsedistel