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1 Dammfuß Gr. Kellerhalser Teich

2 der Graben

3 Fehlschlag

4 fast noch intakt

5 Senke am Grabenrand

6 Borstenscheibling

7 Fichtensämling u. Flechten

8 Waldmoose

9 durch Fichtenhochwald

10 zum Wasserbecken

11 des Mundlochs

12 Auslauf des Betongrabens

13 zerstörte Graben-Abdeckplatten

14 Harvesterspuren

15 Eiszitterpilz

16 Stolperfalle

17 nicht erkennbar, die beiden Gräben

18 Grabenbrücke

19 verschobenes Gewölbe

20 zerstört

21 verschmutzt

22 Tannhaier Wasserlauf

23 Mundloch Grumbacher Seite

Kellerhalsergraben ... Tannhaierwasserlauf - Grumbachtal 

Am 19. Januar, Sonntags um 14 Uhr hatte der Clausthaler Verein zu einer Exkursion mit Dr. Peter Welke, "Zwischen Kellerhals und Grumbach", eingeladen. Der Hinweis in der GZ weckte die Neugier. Im "WasserWanderWege" Büchlein von Martin Schmidt ist zwar im WWW 3 "Auerhahn-Kaskade" und im WWW 22 "Zellerfelder Kunstgraben" beschrieben, doch vom --Zwischenstück--, das die beiden Fließsysteme miteinander verbindet, steht kein Wort.
Im "Kunstbauten alter Wasserwirtschaft" von Dr. Hugo Haase findet man schon etwas davon. Doch ist es, wenn man den Wegen des Wassers gedanklich folgen will, ganz schön schwierig alles richtig  einzuordnen. Nun bot sich dazu die Gelegenheit die Orte des Geschehens unter fachkundiger Führung kennen zu lernen und ein wenig mehr von dieser einmaligen Energiewirtschaft zu begreifen.

Dunst lag am Sonntagmorgen über den Bergen, sanfter Nieselregen,  bei 4 Grad C.. Von Winter noch keine Spur! Die Welt ist noch grün bei uns in Bad Harzburg. Ob das was wird bei der grauen Suppe mit der Exkursion? Zweifelnd fahre ich durchs Okertal, an Oberschulenberg vorbei nach Zellerfeld. Hier oben bei 600 Meter ist das Wetter besser. Der Himmel noch grau aber viel heller als bei uns unten bei 300 Meter.
Bin nicht der Erste der sich am Treff der Wanderung dem Parkplatz Kellerhalser Teich einfindet. Drei, Vier lungern schon umher und dauernd rollen Neue an. Bekannte begrüßen sich überschwänglich untereinander, Gäste, zu denen ich gehöre werden verhalten gegrüßt. Bald warten so an die Dreißig auf den Exkursionsleiter Dr. Welke. Der kann es gar nicht glauben dass so viele ihn begleiten wollen. Mit beiden Arme erhoben, die offenen Handflächen den Mittwanderern zugewandt, werden alle begrüßt.
Kurz, wie er schildert, möchte er uns diesen etwas vergessenen doch super interessanten Teil des Weltkulturerbes Oberharzer Wasserregal vorstellen. Gleich bringt er soviel rüber, dass es nicht ganz so kurz wird wie er angedeutet hatte. Hat jedoch den Vorteil, das nun auch der letzte der Angemeldeten eingetroffen ist. Nun, als die erste Kälte die Beine hochklettert, geht es los. Die Straße wird überquert. Wir stehen am Kellerhalser Graben. Ein kleines Gerinne, fast von beiden Seiten mit Gräsern überwachsen, teilweise verbrochen, gleich unterhalb der Straße 241. Zuhören, warten, etwas zu fragen wird schon schwer, braucht man aber auch nicht, unser Chef geht in seiner Sache völlig auf. Sein Wissen, seine Meinung bahnt sich seinen Weg, unterstützt durch Armbewegung und Körperhaltung. Kritische Worte über die getroffenen Maßnahmen der Graben-Unterhaltung der Harzwasserwerke. Er ist nicht einverstanden mit der, ihrer Einstellung zu Reparatur und Unterhaltung der Gräben. "Dies ist alles Trockenmauerbau, fällt ein Stein heraus so muss er gleich wieder an seinen Platz, nur dort, wo er von den Trockenmauer Erbauern eingesetzt wurde hat der Stein seinen Platz, sonst nirgends. Sonst ist er einfach nur Schrott! Und was machen die, (er meint die HWW) die lassen erst alles verfallen um dann mit neuen Steinen, mit nicht passenden Materialien, die Grabenbrust, die Grabenwände, neu aufzubauen." Eine Pause tritt ein. "Das verstößt gegen die übernommene Verpflichtung das Weltkulturerbe in der ursprünglichen Form zu erhalten." Ganz schön hart geht er mit den HWW ins Gericht.
Wir folgen dem Graben. Immer wieder werden wir auf Vernachlässigungs-Mängel des Graben hingewiesen. Mal ist er verbrochen, mal haben sich die Randsteine durch Frosteinwirkung durch fehlendes Grabenwasser, der Gegendruck fehlt, über den Grabenrand verschoben. Nicht mehr lange und die Randsteine stürzen ab. Finden sie jemals ihren angestammten Platz wieder?
Zum Grabenbau ist nur Grauwacke verwendet worden. Die Grauwacke ist ein wenig poröser Sandstein. Wasser kann nicht in ihn eindringen, dadurch ist er äußerst frostbeständig. Der ideale Wasserbaustein. Überall im Harz zu finden. Unzählige kleine Brüche zeugen davon; leider sind sie alle aufgegeben. Nur in Rieder bei Ballenstedt wird noch Grauwacke abgebaut.
Ein in die Jahre gekommener "Fehlschlag" taucht auf. Fehlschläge dienen zur Regulierung des Wasserstands der Gräben. In trockenen Zeiten werden die Wasser durch einsetzen von Brettern hoch gehalten. In nassen Zeiten durch das Herausnehmen einzelner Bretter Wasser abfließen lassen. So wird ein Überlaufen und damit ein Zerstören des, der Gräben verhindert. Wie gesagt, in die Jahre gekommen ist dieser Fehlschlag schon. Ein botanisches Paradies hat sich am und im den Holzbalken der Konstruktion eingefunden. Moose, Flechten, Pilze, der Rotbraune Borstenscheibling schon mit Flechten bewachsen, Fichtensämlinge auf den Kopf der Tragpfosten. Eine der eisernen Halterungen der Staubretter fehlt, doch weitgehend funktionstüchtig ist noch alles. Wie lange?
Am Mundloch des Kellerhalser-Wasserlauf, der offene Graben verschwindet im Berg, der "Graben" wird zum "Wasserlauf".
Am steilem Hang stehend werden die Hälse gereckt, die Augen suchen  dem Dunkeln des Felsloches etwas abzugewinnen. Nur Finsternis sichtbar! "Wie geht's weiter" die Frage des Chefs an seinen Scout einem Herrn mit Kartentasche, rotem Rucksack und Garmin-GPS- Gerät. "Geh mal vorweg bitte" Der Gute kommt gar nicht dazu. Die Menge bahnt sich, selbst suchend, den Weg zur Straße hoch. Hier ordnet es sich alles ein wenig. Die dreißig Wissbegierigen bilden im Gehen eine Schlange links am Straßenrand. Nach dem Ãœberschreiten eines Waldweges geht es durch Fichtenhochwald pfadlos unterhalb der Straße 241 weiter. Der Scout führt uns in einer kleinen, feuchten Senke talabwärts.  Bald stehen wir vor dem Mundloch wo unser Wasserlauf wieder zu Tage kommt. Ein kleines Wasserbecken staut sich davor. Wir sind wieder etwas warm geworden von dem holprigen Anmarsch, dem Spaziergang durch den Hochwald, dem Abstieg bis zum Mundloch. Herr Dr. Welke bringt sich in Position, seine Unterlagen in der Rechten, erklärt er uns, von eigener Begeisterung getrieben, die Bauten in und am Wasserbecken.
Wir erfahren das der Kellerhalser Graben, der in seiner Verlängerung als Tannhaier Wasserlauf, später wieder als Kellerhalser Graben, am Grund des Teichdamms des Oberen Grumbacher Teich vorbei bis zum Kranicher Teich, bei Buntenbock, weiter führte. Sein Wasser diente dort den Gruben bis hinunter nach Lautenthal.
Als im Buntenbocker Revier die Gruben schlossen, wurde die Fließrichtung des Grabens umgedreht. Das Wasser floss jetzt vom Oberen Grumbacher Teich, unterhalb des Teichdamms des Großen Kellerhalser Teiches (wo wir herkommen) in den Zellerfelder Kunstgraben, versorgte das Zellerfelder Revier. Trotzt des geringen Gefälles des Grabens, ca. 1mm auf einem Meter, musste ab hier das Wasser angehoben werden. Der alte, offene Graben wurde abgeworfen, als Baustraße für den neuen Graben genutzt. In neuer Bauweise, einer fast quadratischen Betonrinne, gleich abgedeckt mit Betonplatten, entstand der neue Graben. "Hier, seht her", er zeigt auf die oben abgedeckte Betonrinne, die hier im Wasserbecken endet. "Die kleine Betonmauer hier daneben, diente gleichzeitig als Abschluss des alten Grabens und als Fehlschlag des Neuen. Wenn das Wasser die Höhe der Betonmauer erreicht hatte floss, es durch den Kellerhalser Wasserlauf jetzt in umgekehrter Richtung, nach Zellerfeld mit seinen noch in Betrieb befindlichen Gruben. Im Tannhaier Wasserlauf funktionierte das so nicht mehr, dort musste ein Stahlrohr, die gab es jetzt, eingehängt werden um das Wasser in den neuen "Betonrinnen-Graben" leiten zu können. Wasser fließt nun einmal nicht so ohne weiteres nach oben. Das schauen wir uns jetzt an."
Die Kälte kroch schon wieder die Beine hoch. Mit viel Geplapper, es hatten sich kleine Grüppchen gebildet, die ihre neuen Erfahrungen miteinander tauschten, wurde auf dem verschwundenen alten Graben weiter gewandert. Wenn es zu nass wurde, wurde auf den mit unzähligen Himbeeren über- und zugewachsenen Deckplatten des Neuen ausgewichen, immer mit der Warnung nicht in eines der Löcher zu fallen, die sich immer wieder auftuen. An drei verschiedenen Stellen haben Forst-Erntemaschinen, Harvester mit Begleitfahrzeugen, die Deckplatten des Grabens eingedrückt. Zerbrochen liegen sie an der bergseitigen Grabenbrust, einschließlich absichtlich aufgenommener Deckplatten, umher. Keiner der Forstbeschäftigten, ob Arbeiter oder Förster hatten irgendein Interesse den Graben wieder abzudecken, die zerbrochenen Platten zu ersetzen. Auch die Forst ist für die Bestandserhaltung des Wasserregals mit verantwortlich, ja zuständig. An drei Stellen mit aufgedeckten Grabenplatten, enden vom Berg kommend die Fahrspuren des Harvesters am Grabenverlauf.
Noch schlimmer ist die mutwillige Zerstörung der talseitigen betonierten Grabenbrust! Immer wenn ein Rinnsal, ein kleines Bächlein von oben kommt wurde dies unter der Grabenrinne hindurch abgeleitet. Mal wurde ein kurzes Rohr, ein anderes mal ein Gerinne aus Steinen gebaut um ein Überfließen des Betongrabens zu verhindern, seinen Erhalt zu sichern. Bergseitig sind die "Unterführungen" nun zu geschwemmt, statt sie wieder offen zu legen wurde mit brachialer Gewalt die talseitige Grabenbrust zerschlagen. Das herabkommende Wasser überfließt nun die bergseitige Grabenbrust und fließt durch die zerschlagene talseitig ab.
An einer Stelle, unterhalb vom Kreuzeck, man sieht die Gebäude durch die Fichtenstämme, wieder eine zerschlagene Wange der Grabenbrust. Schmutzwasser über- und unterfließt sie. Talseitig ein schmieriger Brei über den Waldboden, der sich weit herunter ins Tal ausbreitet. Wo kommt diese Soße her? Ein eingegrabenes orangefarbenes Plastikrohr, das kleine Sperrwerk im Betongraben weist auf das schlechte Gewissen des Verursachers hin. Hat das denn noch niemand der Zuständigen der HWW oder von der Forst bemerkt? Läuft hier vielleicht das Prinzip: Eine Hand wäscht die andere?
Das Gewölbe der Brücke einer uralten Harzstraße die den alten Kellerhalser Graben quert ist auch fast platt gemacht. Tief eingesenkte Fahrspuren, die gleich hinter der Überfahrt enden, wieder den Berg hoch führen, also völlig nutzlos erscheinen, deuten auf eine mutwillige Zerstörung hin! Wer macht so etwas und warum?
Bald stehen wir vor dem Tannhaier Wasserlauf. Ein neues verzinktes Gitter schützt vor dem Tritt in die Tiefe des Grabens. Unter dem Gitter mündet im 90 Gradbogen das besagte Zuleitungs-Rohr in den neuen Betongraben. Neue Schweißnähte zeigen; es tut sich etwas! Nur was? Zum besserem Hantieren sind wohl die oberen Gewölbesteine entfernt worden, sie liegen unterhalb im Dreck. An ein Wieder-Einfügen ist wohl nicht gedacht?
Das Licht des Tages verabschiedet sich so langsam. Ein Teil der Gruppe friert, wird etwas ungeduldig; meint der Dr. Welke könnte sich kürzer fassen. Nein, ist schon toll wie er das macht und die Meisten sind immer noch mit Interesse dabei. "Nur noch zum Mundloch des Tannhaier Wasserlaufs auf der anderen Seite des Berges, den Rest schenken wir uns für heute und dann, eine Etage höher. am Oberen Schalkergraben zurück zum Auto, sonst tappen wir noch im Dunkel durch die Gegend" so ähnlich seine Ansage. Baut so die Nörgler wieder auf.
Dieses Mundloch des Tannhaier Wasserlauf steht am vielbegangenen Wanderweg. Eine grünumrandete gelbe stilisierte Fichte (Dennert Tanne) sagt ein wenig über den Wasserlauf aus.
"Wo ist das Rohr der anderen Seite" eine Stimme aus der Wandergesellschaft.
Ja wo ist das denn? Ja wo ist das denn? Fragt sich selbst unser Herr Dr. Welke. Auch unser Scout steht etwas ratlos umher. Bei der einsetzenden, kurzen Suche nach dem verschollenen Rohr landen wir  auf dem Oberem Schalker Graben, der uns gemeinsam im Dämmerlicht des Abends auf die Dammkrone des Großen Kellerhals Teich geleitet. Unten am Dammfuß, gut 16 Meter tiefer,  stehen unsere Fahrzeuge.
Beifall für für den Doktor und seinem Scout!
Eine Mütze geht rum, Unterstützung für den Clausthaler Verein.
Ein herzliches Dankeschön an alle die zum Gelingen beigetragen haben!
Diese Wanderung wirft viele Fragen rund um unser Weltkulturerbe im Harz auf. Ist es in den Herzen aller Verantwortlichen schon wirklich richtig angekommen? Sind sie bereit rechtzeitig zu investieren um ein Vergehen dieses einmaligen Bergbau-Kulturdenkmals zu verhindern, es auf Dauer zu erhalten?
Der Clausthaler Verein hat sich dieses vorgenommen. Ein Gelingen auf ganzer Linie ist der Wunsch--fast-- aller Harzer!
"Fast" das sind die Unbedarften und die, die nicht über den Tellerrand schauen wollen oder können!
                                                     Otto Pake

Stellungnahme Harzwasserwerke GmbH (HWW) 

Die Harzwasserwerke GmbH (HWW) betreibt und pflegt seit vielen Jahren einen umfangreichen Teil der historischen Oberharzer Wasserwirtschaft, der vertraglich mit dem Land Niedersachsen genau definiert wurde. Sie hat darüber hinaus einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, die Anlagen zu erschließen und einem breiten Publikum bekannt zu machen. An dem Verfahren, die aktiven und passiven Anlagen als UNESCO-Welterbe anerkennen zu lassen, waren die HWW maßgeblich beteiligt. Die in dem obigen Bericht beschriebenen Bauwerke stehen aber (mit Ausnahme des Kellerhalser Wasserlaufes und des Mittleren Kellerhalsteiches) nicht in der Unterhaltungspflicht der Harzwasserwerke. Unterhaltungsarbeiten der HWW haben dort nie stattgefunden und werden sicherlich auch in Zukunft nicht stattfinden. Die oben beschriebene Kritik an den Harzwasserwerken ist somit unbegründet.

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