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2 abgefault und verludert

3 vergessen

4 die Mahnung!

5 Bleibt nur das?

6 Der Bärlauch blüht

7 im Schimmerwald

8 mit Wolligem Hahnenfuß

9 Salomonssiegel

10 Ruprechtskraut

11 Große Sternmiere

12 Rote Lichtnelke

13 Goldnessel

14 Kontrollhaus

Seite 3 ...Schimmerwald 

1 "Nie wieder Krieg",

Forstmaschinen lärmen, übertönen den Gesang der Vögel. Links eine gepflegte Wildwiese. Auf der Landkarte endet hier der Weg. Macht er aber nicht, sondern trifft bald danach auf die vom Süden kommende Fahrstraße, die in der scharfen Kurve von der Kreisstraße K46  nach Bettingerode abzweigt. Treffen auf den Forstmeister der die Einschlagarbeiten, der vom Borkenkäfer befallenen Fichten überwacht. Ein kleiner Plausch unter einem Sachverständigen und zwei "genau so Klugen". Ganz nett so ein Gespräch im tropfendem Regen mit dem im Auto sitzenden Forstmeister über das Wetter, der vorherrschenden Trockenheit und ob und wann sie wieder verschwindet.  Als wir unseren Nutria im Klärteich erwähnen die Ansage: "Den wollen wir hier nicht. Werde gleich Bescheid sagen". Auch so werden Schicksale entschieden!
Fichtenholz, zu Stapeln aufgeschichtet am Wege. Die Ginsterbüsche in Vollblüte. Rast auf dem Aussichtshügel den die Truppen der Minen-, und Sprengstoff- Entsorger hinterlassen haben. Zwei Bänke stehen dort und ein Masten mit einer stilisierten Bombe mit der Aufschrift: "Nie wieder Krieg". Eine Treppe mit Geländer führt auf den Hügel. Schön gemacht das Ganze. Nun ist die Aussicht zugewachsen, die Steinfassungen der Bänke noch in Ordnung ihre Sitzflächen aus halbierten Baumstämmen verrottet, teilweise von Brombeeren überwachsen. Umschlungen ist noch passender. Der Mahnpfahl mit der Bombe abgefault. Ein Mitleidiger hat ihn wieder aufgestellt, an einen Ahorn angelehnt. Durch den Blätterschatten wabert der Schriftzug der Bombe.  "Nie wieder Krieg" ist in die Jahre gekommen. Hoffentlich nicht auch seine Mahnung an die Welt, an den vorüber Kommenden, den vorbei Laufenden. Noch ist alles zur Reparatur fähig. Lange darf es aber nicht mehr dauern!
Etwas Südwestlich besuchen wir den Hackelbergstein. Ein Stein mit Wolfsangel auf der einen Seite. Die andere Seite ziert symbolisch, für die Vereinigung von Himmel und Erde, von Mann und Frau, ein gleichschenkeliges Kreuz. Hier soll, den alten Geschichten nach, sein Unglück mit dem riesigen Keiler passiert sein. Tot lag der Keiler im Gras. Hackelberg der Oberforstmeister aus Braunschweig drückte sich vor der Jagd auf ihn. Ein böser Traum hielt ihn davon ab. Er hob den Kopf des toten Keiler etwas an: "So ergeht es einem der mir an den Kragen will" mit diesen Worten ließ er den Kopf fallen, trat dagegen. Dabei verletzte er sich an den spitzen, dolchartigen Hauern des Keilers. Die Wunde entzündete sich. Schwerkrank machte er sich auf dem Weg Richtung Braunschweig um dort Heilung zu finden. Bis zum Klöpperkrug in Wülperode kam er. Da verließen ihn Geist und Seele. Ein Gedenkstein zeugt heute noch davon. Ja, es gibt viele Geschichten die sich um den wilden unbeherrschten Hackelberg drehen. Im Harz, im Solling, in uralten Geschichten.
Neben der aufgelassenen Bahnlinie Bad Harzburg --  Wernigerode laufen wir weiter. Uralte dicke, stämmige Buchen begleiten uns. Wenige sind der Säge zum Opfer gefallen. Einzelne hat der Wind Anfang des Jahres geworfen. Meist bleiben sie liegen vergehen wo sie gewachsen sind. Der Weg verschwindet im Grün der Buchen, des Ahorn. Querliegendes Gestrüpp, gefallene Bäume werden überstiegen. Der Griff, des zum Stock gewordenen Schirmes, spaltet sich unter der Last seines Trägers. Eine Weile werden Griff und Schirm ein wenig fassungslos betrachtet, dann verschwindet der gespaltene Holzgriff mit verächtlichem Wurf im Buchenlaub des Vorjahres. Der Rest wird weiter ungenutzt umhergeschleppt. Es tropft noch immer von den Bäumen. Zuwenig um den Schirm zu öffnen, zuviel um trocken zu bleiben, wie wir erst später bemerken. Die Schienenstrecke wechselt vom Damm zum Einschnitt. Ab der Brücke am Zuweg zum Altfeld schwenken wir etwas nach Norden um am zweiten Abzweig nach Osten zu wechseln. Ãœberschreiten kurz darauf den langsam tröpfelnden Blaubach, um fünfzehn Schritte weiter auf schmalem Pfad hoch zur Siedlung der ehemaligen Mannschaft der Muna zu kommen. Etwas unheimlich wird es meinem Partner. Sonst marschiert er immer vorneweg, jetzt muss ich nach vorn. Er meint er könnte in dieser geheimnisvollen Gegend in eine abgeschossene Kugel laufen. So renne ich vorn und er dremmelt hinterher. Erst als er mein Murmeln wahrnimmt: "Der gefährlichste Platz in einer Reihe ist immer hinten, beim letzten Mann, bei der Nachhut. Er sieht nicht wenn auf ihn gezielt wird", wechselt er wieder nach vorn. Keine gefährliche Situation in der Siedlung. Die Postfrau teilt Briefe aus. Die Parkplätze meist leer, so wie meistens hinter den Fensterscheiben die Leere eingezogen ist.  Auf dem ausgewiesenen Parkplatz des "Kommandanten" wartet auch kein Auto. So holpern wir auf der, mit dicken Pflastersteinen gepflasterter Militärstraße, zum Torhaus  der Siedlung "Bad St. Eckertal", unbeschadet hinaus.
 Links vor dem Tor schraubt selbstvergessen, ohne unseren Gruß zu erwidern, ein Monteur der Telekom. Rechts, an der abwinkelten gemauerten Feldsteinmauer schwebt feingliedrig, fedrig ausgearbeitet, doch halb vergessen, der Reichsadler mit etwas undefinierbaren Runden in seinen Fängen. Seinen Blick ist zum Toreingang gerichtet. Ãœber ihm hockt, auf der Ecke der Mauerkrone, eine etwas neuere Variante der Weisheit gebietenden Eule. Ein Pfad bringt uns zurück zu den Klärteichen. Der vorher angetroffene Nutria, der unbedingt fotografiert werden soll, hockt noch immer auf seiner Insel im Teich. Ruhig hebt er seinen Kopf, betrachtet uns, wie wir ihn. Zögert etwas, scheut  das kühle Wasser, gleitet mit kleiner Welle hinein, schwimmt einen kleinen Kreis und kehrt zurück. Schüttelt sich, rollt sich zum haarigen Klumpen. So teilt er uns freimütig mit, dass wir ihn können wenn wir den wollten.
So haben wir dem gestrengen Mamertus bald vier schnell vergangene erlebnisreiche Stunden abgetrotzt. Zwar nass geworden bis aufs Schlüsselbund. Nur das Innere des Portemonnaie ist bei mir trocken geblieben, doch zufrieden und glücklich steigen wir ins Auto. Der "Puster" hat mit der Windschutzscheibe richtig Arbeit. Dauernd  beschlägt sie. Als dann die Motorwärme angeflogen kommt tut das zwar der Scheibe gut, bei mir aber zieht die Feuchte über den Rücken und macht mich fröstelnd. Gut, dass wir bald zu Hause sind.

Otto Pake
 

15 Beton-Schwingen

16 War und ist es das wirklich?

17 Aus- und Eingang

18 dunkle Wolken über dem Klärteich