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1 Am Teich im Reinbachtal

2 Grüne, gesunde Fichten

3 Mauerpfeffer

4 Raupe vom Kaminbär

5 Syrisches Brandkraut

6 Mittagszeit

7 Teufelsabbiß

8 Prachtnelke

9 Herbstzeitlose

10 selten in Weiß

10 Herbstzeitlose und Kohldisteln

Steinberg und Reinbachtal.... in Goslar 

Fünf Spaziergänge: 

26.6. 2017, - 8.9.2018, - 14.5.2019, - 23.6. 2019, - 17.5.2020. 

26. Juni 2017 

Karlszepter, Moorkönig / Pedicularis sceptrum-carolinum

Es hat lange gedauert bis wir es entdeckten. Lange hat sich dieses schöne Tal, zwischen Nord- und Steinberg  in Goslar, vor uns verborgen. Ein Tipp von Wander-, Botanikfreundin Doris brachte uns hin. "Das Karlszepter blüht da," ihre Aussage. Ein Erstaunen über die Unwahrscheinlichkeit hier bei uns im Harz diese seltene Moorpflanze, den Moorkönig, zu finden brachte mich sofort auf den Weg.  Nach Doris etwas diffusen Beschreibung des Fundortes: "Am Rand des Teiches", fanden wir erst einmal unzählige blühende blass-rosa Knabenkräuter die sich im dichten Bewuchs des großen Mädesüß versteckten, es aber nicht konnten. Zu groß war ihrer Menge der Blütenstängel. Starke Horste von weiß blühenden Labkraut, der roten Blüte  der Heidenelke, knospigen Johanniskraut, Vogelwicke, Heilziest und Sauergräsern beherrschten die Fläche. Vom Moorkönig, dem Karlszepter, nichts zu sehen. Die Bank oberhalb des Teiches wird zum Beobachtungsplatz. Mit dem Fernglas wird das Sumpfgebiet abgesucht. Denn wenn es hier ist braucht es feuchte Füße. Im trockenen Boden gibt es kein Leben für den Moorkönig. Der Traum wird wahr. Da steht es. Schon halb verblüht, aber immer noch ansehnlich, mit seinen gelben geschlossenen Rachenblüten. Er hält seinen Mund mit der roten Unterlippe fest geschlossen, als wollte es sagen: "Mein Laden ist geschlossen". Doch starke Hummeln finden den Weg zum süßem Glück. Mit Gewalt werden die Lippen auseinander gedrückt der Hummelkopf verschwindet, ein Drehen und Winden der Kopf wieder im Freien und nicht gleich zur nächsten Blüte, nein, erst einmal ausruhen und dann erst kommt der nächste verschlossenen Mund an die Reihe. So steht  also tatsächlich im Reinbachtal eine der seltensten Pflanzen Deutschlands und wartet auf ihre starken Bestäuber.
Auf dem folgenden Abraumhügel hat ein Esoteriker seinen Altar aufgebaut. Ein Steinkreis umschließt eine Birke. Der Kopf eines Gnoms beobachtet die Welt aus seinem Versteck, Ein alter Knochen, die holzgeschnitzte Butterhanne als Mittelpunkt. Alles ein wenig verrückt. Wenn man so glücklich werden kann?!
Die Wiesengräser wiegen sich im Wind, dunkelgrün stehen die Fichten, Schleierwolken verdecken die Sonne. Fingerhüte bitten zur offenen Tür, der Natterkopf züngelt mit seinen Staubblättern. Der Scharfe Mauerpfeffer zeigt was er kann, bildet dichte gelbe Polster. Die gelb-schwarz geringelte Raupe des Karminbärs hat ihre Futterpflanze das Jakobsgreiskraut bald aufgezehrt; knabbert ungerührt am letzten Blattzipfel. Das Aufgeblasene Leimkraut macht seinem Namen Ehre. Der Punktierte Gilbweiderich ist seinem Garten entflohen, fühlt sich wohler am Wegesrand. Das Syrische Brandkraut, dem Gilbweiderich auf den Fersen, ist schon im Abblühen.
Ein Tag zum Träumen.

8. September 2018 

Herbstzeitlose

Der weißverschleierte Frühherbst Himmel spiegelt sich in der stillen Wasserfläche des Teiches im Reinbachtal. Grün sind nur noch die Blätter des Rohrkolbens, der das Ufer begleitenden Binsen. Sonst sind die nicht gemähten Gräser schon ins herbstliche Gelb gewechselt. Während die umliegenden Wiesen nach ihrer Mahd so sachte wieder ergrünen. Doch zwischen den gelben Gräsern blüht  es noch. Die Prachtnelke hat, mehr im Trockenen, sich ihren Platz ausgesucht. Im Feuchten hat sie noch einen Blüh-Partner gefunden der sie mit seinen halbkugeligen blauen Blüten unterstützt. Der "Teufelsabbiss" ist es. So richtig passen sie zwar nicht zusammen, die Trockenheit liebende Prachtnelke mit ihrem zarten rosa Schimmer in ihren fedrigen Blüten  und der die Feuchtigkeit liebende dichte Kugelkopf des Teufelsabbiss. Doch die Natur geht oft seltsame verschleierte Wege. Im Ãœbergangsbereich gesellt sich, als Dritter im Bunde der "Ungemähten", der Rote Zahntrost noch dazu. Von dem "Moorkönig" ist nicht mehr zu finden.

Auf den gemähten Wiesen reckt die Zeitlose ihre helllila Blüten, ohne jegliches umgebenes eigenes Grün, in den Sonnenschein.  Sechs gelbe Staubbeutel umgeben den dreigeteilten Griffel, locken langrüsselige Fliegen, Falter, Bienen zur Bestäubung. Lange, meist bis in den Winter,  braucht der Pollenschlauch bis er die Samenanlage, den Fruchtknoten tief in der Erde befruchten kann. Dann im Frühjahr erscheinen drei grüne Blätter die eine grüne Kapsel, den Fruchtstand, umschließen. Ab Juni sind die Samen reif. Die Kapsel öffnet sich und der klebrige Samen wird von Ameisen, dem Weidevieh verbreitet. Wie lange wird es dauern bis aus dem im Sommer verstreuten Samen eine neue Zeitlose heran gewachsen ist, sie blüht und fruchtet? Heute blüht es hier herrlich. Unzählige lila Tupfer überziehen die Wiesen. Ein paar wenige der Zeitlosen haben es leid mit ihrem ewigen lila Kleide, sie sind in ein reines Weiß gewechselt. Blühende, wieder ausgetriebene  Kohlkratzdisteln überragen sie um ein Vielfaches, bilden die Schulaufsicht über die lila Bagage der Zeitlosen. Weiße Flecken des Wiesenlabkrauts spenden  dem lila Reigen Beifall und Betretungsschutz.

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