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2 Raupe des Königskerzen Mönchs

3 Siebenpunkt auf Königskerze

4 Paarungsherz der Azurjungfer

5 Scharfer Mauerpfeffer

6 Kleines Habichtskraut

7 Sumpf-Schwertlilie -- Rote Lichtnelke

8 Spiegelbild

9 nun komm schon

10 Wilde Karde

11 Steifes Barbarakraut

12 Wein-Rose

13 Gewöhnlicher Hain-Hahnenfuß 3

Seite 2.... Probsteiburg  

1 Schwarzer Holunder

Nicht weniger elegant, etwas weiter weg vom Wasser an der trockenen Böschung, steht der Wiesenkerbel in voller Blüte. Sein Stängel ist gerillt und hohl und auch nicht, wie der Rauhaarige Kälberkropf leicht giftig. Mit ihm wurden die schwarzen Kugeln des Schwarzen Holunders mit dem Druck der dicken Pustebacken zu jungen Damen und anderen zu Neckenden "geschossen". Das stärkte die Lungen und brachte so manches Mal ganz schnelle Beine.
Wer für "Resedagrün" schwärmt ist hier auch bestens aufgehoben. Da steht sie nämlich die Reseda luteola, die Gelbe Reseda. Stramm recken sich drei ihrer 1/2m hohen Blütenstiele über die Gräser. Zwei klein gebliebene,  als wollten sie sich schämen wegen ihrer geringeren Größe, halb verdeckt dazwischen. Sie ist eine uralte wasch- und lichtfeste Färberpflanze die so sachte wiederentdeckt wird. In den kleinen Dolden des Roten Hartriegels öffnet sich die erste Blüte. Nicht in  -rot-  wie man annehmen könnte, sondern in weiß erscheint sie. Das "Rote" bezieht sich auf seine rote Rinde, die er das ganze Jahr über zur Schau stellt. Viel üppiger dagegen die weiße Blütendolde des Schwarzen Holunders. Nicht nur das er penetrant duftet bietet er etwas Besonderes. Seine kleinen Einzelblüten haben mal fünf, mal vier Blütenblätter dazu passend die Anzahl seiner gelben gestielten Staubgefäße, mal fünf mal vier. Sein Duft ist das Signal für Fliegen und Käfer die bald, wie wild geworden, auf seiner Blütenscheibe hin und her krabbeln, ihn so befruchten. Nicht nur sie begeistern sich am Holunder. Geht man an das Geschriebene über ihn, nehmen seine Geschichten den Leser so gefangen, wie sein betäubender Duft die Fliegen und Käfer.
Die Königskerze treibt. Ein Blatt eines ihrer Blätter  ist zerfressen. Eine blau-gelbe Raupe mit schwarzen Punkten ist der Verursacher. Es ist die Raupe des "Königskerzen Mönchs". Wie Regenfänger stehen die Blätter der Königskerze im Rund um ihren Stängel, führen jeden Regentropfen zu ihrer Wurzel. Kurze filzige Haare schützen sie  vor einem Zuviel an Verdunstung. Sie ist ganz eingestellt auf trockene Standorte wo sie auch oft zu finden ist. Eine Stachelwanze hat Gefallen in der warmen Grube zwischen den haarigen Blättern gefunden. Oder hat sie ihre Eier dort abgelegt und hält einsam Wache über ihrer Brut? Nebenan, auf einem anderen Blatt, ist der Siebenpunkt noch nicht soweit. Da ist das Siebenpunktmännchen noch fleißig bei der Arbeit die Eier seines Weibchens zu befruchten. Es herrscht fleißiges Leben bei den Königskerzen.
Ein Grashalm ist der Haltepunkt für das Paarungsrad der Becher-Azurjungfer. Er hat sie fest am Nacken gepackt. Sie, ein hellerer Typ, schiebt ihren Hinterleib zum vorderen Kopulationsorgan des Männchens und übernimmt sein Sperma.  Jeder treibt es halt auf seine Weise. Wie die beiden Jungfern es machen, das mit dem Paarungsrad, welches  mehr einem Paarungsherzen gleicht, ist besonders schön anzusehen.
Hinter der Okerbrücke zum Kieswerk ROK am Krähenholz blüht am steinigen trockenen Hang in großen Tuffs des scharfen Mauerpfeffers, das Kleine Habichtskraut.  Davor, wie ein Wächter des Idylls, der matt-rote Blütenstand des Sauerampfers.  Keine sichtbare Menschenseele beim Kieswerk. Nur das Geratter ferner Maschinen. Wir machen hier kehrt, wandern gemütlichen Schrittes am westliche Ufer auf der nicht mehr so stark befahrenen, jetzt ergrünten Fahrstraße zurück. Gelbe Sumpf-Schwerlilien zwischen Roter Lichtnelke ist ein weiteres Foto wert. Dahinter, schon bald im Fluss stehend, ein gelber Reigen des  Gewöhnlichen Hain-Hahnenfuß. Mein Begleiter, überrascht von der pflanzlichen Vielfalt hat ein leicht sauertöpfiges Gesicht übergezogen. Liegt es am eingetrübten Wetter, meiner Begeisterung oder lediglich an unserer Trödelei, dem Dauerfotografieren? Was soll's, da muss er durch.
Schnell noch den Pyrenaen-Storchschnabel, die aufschießende Wilde Karde, das gelb blühenden, fast im Wasser stehende Steife Barbarakraut, die Wehrstufe in der Oker fotografieren und schon wartet mein Freund Horst an der im zarten Rosa, mit dem gelben Strahlenkranz seiner Staubgefäße, offenen Blüte der Wein-Rose und will wissen wie das Ding heißt. So geht es mir auch wenn ich den gelben Hahnenfuß der vom Uferrand ins Wasser kriecht ansprechen möchte. Nach vielen hin und her lande ich dann im Rätselspiel bei unserem Gewöhnlichen Hain-Hahnenfuß.
Wenn man sein Herz, seine Seele öffnet und alles das Bunte was einen umgibt, die verschiedenen Grüntöne der Bäume, Sträucher, Gräser, den Blütenpflanzen, die ihre roten, gelben, weißen Blüten in der Frühsommer recken, im ruhigen  dahinziehenden Okerwasser  selbst ihr Spiegelbild bewundern und das alles Schöne auch sieht, der vergisst seine weltlichen Sorgen, der hat sein Glück gefunden. Wenigsten für den Moment, so lange  bis der Hauch des Lebens die Fläche wieder kräuselt.
Eine Bewegung im Augenwinkel ist es, der  Blick, die  Gedanken umlenkt. Eine Blindschleiche ist es, die völlig unverhofft über den Kies des Weges schlängelt, unter den Blättern des gelb-weißen, schnurrbärtigen Gesicht des Acker-Stiefmütterchen verschwindet, noch einmal kurz auftaucht, einen Bogen um den Ausdauernden Knäuel windet um in den Grashalmen total unterzutauchen. Hübsch, wirklich hübsch sind die grünen, fünfzipfeligen, mit silbernen Rand eingefassten kleinen Blüten des Ausdauernden Knäuel. Tief muss man seinen Kopf senken um sie bewundern zu können. Versteckte Schönheit, nichts für schnell Vorübereilende. Die werden, etwas höher auf dem Damm der Oker und Kiesteiche trennt, gestoppt. Hunderte von schnurrbärtigen gelben Gesichtern mit weißem Kinn, hellblauen Wangen, dunkelblauen Stirnpartie gebieten Halt. Das Gewöhnliche Wilde Stiefmütterchen verlangt betrachtet, bewundert zu werden. Dahinter im Sumpf lassen die Kolben des Rohrkolben ihre Samen fliegen. Am Dachsbau, an der Böschung am Wege, zwischen Sumpf und Feld, treibt der Spargel seine dicken grünen Sprosse. Die verliert er sofort. Das Taschenmesser sorgt für eine knackige, schmackhafte Zwischenmahlzeit. Horst staunt, will erst nicht kosten, glaubt an Gift oder so etwas ähnlichem. Doch nach einem vorsichtigen Probieren, angeregt durch meine Schmatzerei, verlangt er nach mehr. Bekommt er aber nicht, hab selbst schon alle Stangen aufgegessen. Er darf sich noch einmal an den hängenden hell-grün-braunen Blüten des Bergahorn, den Lärm, der zur Mittagspause ausgeschwärmten jungen Leute der Lebenshilfe Goslar auf dem Hof der Probsteiburg erfreuen.

Otto Pake