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2 Gemeiner Natterkopf

3 Gewöhnlicher Schneeball

4 versteckt, natürlich fließt die Oker

5 bis zum ersten Ãœberfallwehr

6 Rosa glauca / Rotblättrige Rose

7 Rosa rubiginosa / Wein-Rose

8 Becher-Azurjungfer

9 Zypressen Wolfsmilch

10 Klatschmohn

11 Rauhaariger- Bach-Kälberkropf

12 Rote Lichtnelke

Probsteiburg --.. südliches Okertal Vienenburg  

bis Kieswerk Krähenholz. 

1 Filziges Hornkraut

  Ein Sommertag war er schon der 31. Mai 2019 als wir unser Auto östlich der Okerbrücke an der Gemeindegrenze von Harlingerode abstellten. Hinter der Brücke, die westliche Seite der Oker, gehört schon zur Gemeinde Immenrode und somit auch die Probsteiburg. Diese ist aber weder eine Burg, noch hat hier jemals ein Propst sein kirchliches Amt ausgeführt. Doch Aufpasser und Vorgesetzte, die gab es hier schon lange. Nach dem Zusammenbruch 1945, in meiner Jugendzeit wurde immer nur von der "Steppdecke" gesprochen, wenn es um die hier stehenden Häuser, Gebäude, die Fabrik ging. Geheimnisse umranken diesen private Produktionsort bei der die Finger der Reichswehr so manchen Schalter umlegten um  ihre Kameraden an der Ostfront mit Winterbekleidung zu versorgen. So das unbestätigten Gerede bei uns in den Orten. Später florierte im Geheimen der Schwarzmarkt das Geschehen. Damals brachte mir die "Steppdecke" für meinen geschorenen Kopf, Läuse waren der Grund dafür, eine Fellmütze mit Ohrenklappen. Die konnte man bei großer Kälte unterm Kinn oder wenn es wärmer wurde oben zusammen binden.  Ein Fellstreifen schützte die Stirn. Ein Paar Lederstiefel mit Holzsohle gehörten noch dazu. Darin blieben die Füße zwar nicht immer trocken, aber immer warm. Sagenhaft schlickern konnte man damit und wendig wie Schlittschuhe auf dem Eis, waren sie wie Kurzski im Schnee. So meine diffuse Erinnerung an die Stepp-und Daunenfabrik der Reichswehr/ Fa.Schulze.  Dies war aber nicht die erste Nutzung der Probsteiburg. Die Gebäude einer  Holzschleiferei waren wohl die ersten Bauten die, neben dem Stichgraben der für das benötigte Wasser, für den Antrieb des Mühlrades, somit der Energieversorgung diente, die hier am westlichen Ufer hingestellt wurden. Noch heute findet man diesen gemauerten Graben am Hang des Habichtsberges und als Auslauf nördlich der Landstraße auf dem Gelände.  Das nutzt jetzt die Lebenshilfe Goslar.  Die Suche nach einer Burg, einer Propstei endet hier ergebnislos.
Wir suchen weder das Eine noch das Andere. Wir wollen für ein paar Stunden das Naturschutzgebiet Südliches Okertal-Vienenburg durchstreifen, genießen. Bleiben erst auf der östlichen, der Harlingeroder, Seite. Ein Pfad führt uns über die aufgegebene, platt geschobenen Fläche des Kieswerks Volkmer. Es verwundert mit welcher Lebensenergie sich auf der trocken grantigen Bodenkrume das Wiesen-Habichtskraut angesiedelt hat. In dichtem Bestand überzieht es den kiesigen Grand. Das Filzige Hornkraut tut auch so als ob dies sein Lieblingsplatz ist. Auf einem im Sonnenlicht schmorenden liegengeblieben Kieshügel treibt in voller Lust der Gemeine Natterkopf seine rauhaarigen Blütenstiele, schmiegt sie, als wollten sie Liebe suchen, auf die nackten Kieselsteine des Hügels. Ein paar Löwenzähne wollen es dem Natterkopf gleich tun, leiden aber unter Hunger und Durst. Ihr Blattgrün wechselt von grün in rot. Im Buschwerk an der Oker blüht in weißer Pracht der Gewöhnliche Schneeball. Eine Veränderliche Krabbenspinne hat sich farblich den großen Randblüten der Blüte angepasst. Unsichtbar lauert die Weiße auf den  weißen großen äußeren Blüten am Rand des doldenartigen Blütenstands . Nun hat eine helle Federlibelle den Jäger übersehen. Die Fangbeine der Krabbenspinne lassen sie nicht entkommen. War das nun ein Mord oder nur  gewöhnlicher Todschlag am sonnigen Vormittag?
 Für ein kurzes Stück fließt die Oker, für uns unsichtbar, hinter Strauchwerk und Bäumen verborgen, im naturbelassenen Bett. Jetzt trifft  einer ihrer Arme das Ufer an dem wir stehen. Nicht viel weiter und es ist aus mit ihrem natürlichem Bett. Erst kommt eine stählerne scharfe, leicht überflossene Spundwand quer über den Fluss, dann fünfzehn Schritte weiter ein in Stahl gefasstes Ãœberfallwehr. Gleichmäßig auf der ganzen Breite fällt das Okerwasser ca.1,5m tief in eine aufgeschüttet Steinpackung. Braust weiß auf, läuft ein paar Meter mit kleinen Wellen gekrönt, in den nächsten Stau. Zehn solcher Ãœberfall-Wehre folgen noch bis die 23 Meter Gefälle der Oker  von hier bis zur Straßenbrücke Wöltingerode - Vienenburg abgebaut sind.
 Beiderseits der eingetieften Oker breiten sich die ausgekiesten Teiche aus. Oft sieht man sie nicht, bleiben hinter dem dichten angepflanzten und natürlich eingebrachten Gesträuch verborgen. Rotblättrige Rosen, Kartoffelrosen, Weinrosen, Hundsrosen, Roter Hartriegel, Schwarzer Holunder, Sal- Bruch-, und Silberweide, Hängebirke, Rot-Erlen, Trauben- und Vogelkirschen, beide Arten des Weißdorn und und und.  Becher-Azurjungfern, wie langsam fliegende in und her fliegende Pfeile, hocken an Blatträndern, an Grashalmen, tanken Sonnenwärme. Fliegen auf, bilden ein Paarungsrad und verschwinden zur anderen Flussseite. Rot prahlen die Hochblätter der Cypressen-Wolfsmilch, halten noch ihre Samen in der gedrittelten Fruchthülle.
 Wolken haben sich vor die Sonne gezogen, diffuser wird das Licht. Leicht biegt der Wind die Zweige, wiegen sich die Gräser. Der Klatschmohn hat seine roten Blütenblätter, wie eine mit den Fingern zerknautschte Zeitung, in Falten gelegt. Der Rauhaarige Kälberkropf am Ufer beherrscht schon allein mit seiner Größe, seinen Doldenblüten, die ihn begleitenden Farne, die erst zur einem Drittel herangewachsenen Blütentriebe des Großen Mädesüß. Bald werden aber die Rollen getauscht und wird es soweit sein, dass der Rauhaarige-, oder auch Bach-Kälberkropf / Chaerophyllum hirsutum unter dem Blütenreigen des Großen Mädesüß verschwindet. So wie auch die eben noch im satten rot strahlenden Roten Lichtnelken. Leicht gekräuselt fließt sachte das durchsichtige  Wasser Oker daneben her. War der dunkle Schatten der eben im Wasser vorbei zucke ein Fisch oder der Schatten eines Vogels?

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