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2 Zahntrost

3 Sackgasse

4 Kaisermantel

5 Klettenkerbel

6 NP-Baude Scharfenstein

7 Hain-Greiskraut, Acker-Kratzdistel, Borkenkäfer im Fichtenwald

8 des Senners Reste

9 Kleiner Fuchs

10 Bärenspinner auf Dost

Seite 3 

1 Schüssel-Flechte

Zwischen den Brombeeranken kämpfen sich die gelbe Blüten des  Johanniskraut ans Licht. Auf diesem sitzt, naschend an Pollen und Nektar, der Kaisermantel. Er ist so trunken vor Glück, dass ihn die Fotolinse überhaupt nicht stört. Auf den vor Jahren umgestalteten Kasernengrundstück der DDR-Grenztruppen lädt heute der NP-Harz mit bewirtschafteter Klause zur Rast und besinnlichen Einkehr. Ein Ranger kocht Kaffee, macht Halberstädter Bockwürste warm, verkauft Kuchen und div. Getränke. Hier machen wir Pause, hocken gleich an den stabilen Holztischen. Jeder holt sich vom Tresen was ihm am besten zusagt und lässt sich vom Sonnenschein durchwärmen. Ein Trauermantel, der Schmetterling mit einem gelblich-weißen Außenrand auf seinen Flügeln, segelt zwischen den Tassen, Gläsern und Flaschen, den erstaunten Rastenden umher. Er verschwindet in den gelb blühenden Dolden des Pastinaks, den weißen Dolden des Klettenkerbel, die reichlich im angeschütteten Erdreich, das beim Umgestalten vom militärischen Grundstück zur NP-Ausschank-Baude, umsonst, als Samen im Erdreich verborgen, mit angeliefert wurden. Die langen Blütenstängel des Großen Bitterkrauts, die den Randbereich dominieren, so wie die Acker-Gänsedistel gehören auch  zu denen die dadurch neu in der Harzflora heimisch geworden sind.
Eine graue, dunkle Wolkenwand schiebt sich von Südwesten kommend, vor die Sonne. Der Wind frischt auf, treibt uns von den Bänken. Damenschlange vor der Toilette! (Alles immer im letzten Moment!). Auf der geräumten Windwurffläche blühen die Hain-Greiskräuter, geben Ackerdisteln ihrem Pappus Flugerlaubnis. Dahinter im Fichtenhochwald spielt der Borkenkäfer russisches Roulett. Fünf Bäume sterben, dreien wird noch eine Chance gegeben. Können sie sie nutzen? Die Mauern der Scheune des alten Senners, bei dem der von Goslar zum Brocken wandernde Heinrich Heine eine Einkehr fand, stehen teilweise noch. Nur Mensch und Tier sind verschwunden und vergessen. Nur der Lobgesang des Dichters über sein "Königliches Mahl" ist niedergeschrieben und unvergessen! Wenn wir es so wollen hat dies sich jetzt der NP, in seiner Klause für uns  gewöhnlich Wandernden übernommen. Nur richtig Hunger und Durst muss halt haben, dann wird jedes Mahl "königlich". Wenn es dazu noch aufgeschrieben wird, "allemal!"
Weiter bringt uns der Plattenweg in Richtung Kruzifix. Kräftig schiebt der Wind den Rücken, lässt die Haare der Mützenlosen flattern. Etwas störend in  unserer kleinen Gruppe ist das schon, wenn zwischendurch reife, schwarze Brombeeren in den Mund geschoben werden. Wobei bei manchen von uns die Furcht vorm Fuchsbandwurm größer ist als der Genus reifer Brombeeren. Diese sich Fürchtenden lassen Brombeeren Brombeeren sein. So zieht sich die Gruppe bald wieder weit auseinander. Auf der Bank am Kruzifix schmust ein Pärchen. Das fremdes Paar ignoriert die Wanderer die auf den Rest der Truppe warten. Die wiederum sind wohl etwas neidisch, denken bestimmt an ihre versäumten Gelegenheiten. Etwas unwirsch werde ich empfangen als ich mit den Trödlern, den mit den Brombeerkernen zwischen den Zähnen, eintreffe. Sie haben  das "Große Sandtal" in Richtung Ilsenburg auf dem Wanderschild gelesen und meutern ein klein wenig, als ich dem Plattenweg weiter folge. Sie glauben ich will unsere Wanderung in die Länge ziehen. Mache ich manchmal auch gerne, aber nicht heute, denn wenn der Wind nachlässt wird es bestimmt regnen, und da nehme ich halt gern die etwas kürzere Strecke.  Das wird mir zwar nicht geglaubt, doch so ist es! Der Wasserdost am Wegesrand zeigt neben Pfauenauge, Distelfalter, die sofort die Fliege machen, noch einen kleinen, schmalen hellbraunen Falter mit gelben Seitenstreifen. Der so tut als würde er nichts fürchten. Bereitwillig stellt er sich in Positur. Er gehört zu den Bärenspinnern, sein Namen: Eilema furideola. Wer so einen Namen hat, dazu noch zu den Bären-, wenn auch nur "Bärenspinnern" gehört, der fürchtet sich nicht und braucht auch keinen deutschen Namen! So ist das halt mit den "Spinnern".
Kurze Pause an der Schutzhütte der ehemaligen Ernstburg, einem verschwundenem Jagdhaus. Treffen hier auf das "Kleine Sandtal". Noch immer steigen wir nicht ins Ilsetal ab, sondern wandern halb-rechts einen kleinen Bogen folgend, zur Höhe. Hier wird die Welt wieder besonders bunt; meine der Wegesrand blüht kräftig in rosa und gelb. Gelb der Herbstlöwenzahn, rosa das Tausendgüldenkraut.
Selten so einen reichen Bestand des Enziangewächses / Centaurium erythraea dem Echten Tausendgüldenkraut gesehen. Dieses lohnte schon einen kleinen Umweg, der es diesmal aber nicht ist. Ein kleiner Fuchs wärmt sich mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Plattenweg, der Distelfalter auf den Kieseln am Weg will das trotzt zureden nicht. Er fliegt lieber davon. Der Brocken, beim Rückblick, verschwunden im Wolkenschleier. Rechts daneben drohen immer noch dunkle Wolken. Der Hochwald des Rohnberges ist licht geworden. Der Borkenkäfer auch hier in seinem Element. Die "Spitzeklippe" wird kurz sichtbar. Bald tauchen die "Kuhklackersteine", die "Kauschietensteine" auf. Schöne aufeinander liegende Granitbrocken. Windbruch beim Abstieg am Schwarzen Graben zwischen Rohn- und Westerberg. Steil, polterig und rutschig.



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