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1 Geheimnisvoll ist es auf

Horst solle noch mit dem Abmarsch warten. Es ist jetzt 11:12 Uhr. "Nur noch eine Gondel" melden sich erbost die im Wind wartenden Bad Driburger. Horst ist bei der Sache. Kassiert, je nachdem 3,- Euro bei den Kurkarten-, den Bad Harzburgkarten-Inhabern, 5 Euro von denen ohne diese Vergünstigungskarten. Der Eintrag in die Liste, das fehlende Wechselgeld lässt die Zeit weiter verrinnen. Unser ganzer Trupp steht im schneidenden Wind und friert. Nicht so Horst, der ist in Rage, in Aktion und für seinen Bewegungsdrang viel zu winterlich angezogen. Noch eine Ansprache von ihm und dann geht es los, verspricht er. Gerade einmal eine knappe, volle Stunde sind vergangen zwischen unserer Ankunft und der Ansprache. Aber nun geht's los! Nicht weit, nur bis zum Krodo unter seiner Bogenbrücke im Graben der das Burgplateau teilt. Hier nimmt Horst seine Gäste zum ersten Mal mit auf seine Reise durch die alte, vergangene Burgberg-Geschichte. Ein noch hinzu gekommenes Wanderführerpärchen, ein Ehepaar, hat sich uns angeschlossen. Er, der Hinzugekommende  unterhält sich mit einem Bekannten aus der Gruppe. Wird, als Horst seinen Gästen den Krodo beigebracht hat, von im zurechtgerückt. Wenn er etwas erzählen möchte kann er das zwar machen, aber nicht in Hörweite seiner Worte. Ein "Verstanden" setzt das Ausrufezeichen als Krone seiner Worte. "Aber jetzt geht's los", verkündet er. Der zweite Halt auf dem Antonius Platz. Horst ist eingetaucht ins Geschichtenerzählen. Spricht von Heidenstiegen, Wanderern, Händlern, Dieben, Kaufleuten und angeblich Vorbeigekommenen, verführerischen Wegweisern, von Dingen die er gern realisiert hätte; die aber leider aber nicht zum Zug gekommen sind.  Horst ist angekommen in seinem Element des Geschichtenerzählens. An Ende seines Vortrags folgt: "Jetzt geht es aber los mit dem Besinnungsweg". 

Etwas weiter wartet der Heilige Antonius auf seinem Sockel, dem Platz 1, des Besinnungsweges. Unsere Gruppe ist so um die 25 Personen angewachsen. Der Kern seiner Gäste drängt sich eng um ihn, lauscht andächtig, mit großem Interesse seinen Worten. Rita und mir zieht die Kälte in die Beine und irgendwie  und zwar bald, möchte der Morgenkaffee wieder nach draußen. Wir wollten auch Horst Worten lauschen, ihm und uns eine Freude zum Ende des Jahres machen. Heute sind wir Harzburger etwas verkehrt dabei. Horst ist Fremdenführer und nicht der Begleiter von so ein paar Harzburger Besinnungstrotteln. Als Horst dann den Platz 1 des Besinnungsweg den "Heiligen Antonius" abgearbeitet hat, darauf hinweist, dass der Pfad nun enger wird und die, die sich interessieren seine Worte zuhören, eng bei ihm bleiben möchten. Das ist der heutige Abschied von ihm und seinem Besinnungsweg. Frierend, aus Rücksicht weit ab von ihm herumzustehen ist zum letzten Tag des Jahres nicht das optimale Jahresenderlebnis. Ein leises Winken zum Abschied, ein Abmelden beim zweiten Wanderführer, der Verzicht auf die sechs Euro Wanderbeitrag, fällt alles ein bisschen schwer. Heute passen wir nicht dazu. Wir sind allein auf dem Besinnungsweg, wandern gegen den Uhrzeiger am Platz 8 "Reisesegen" vorbei, zu Platz 7 "Danksagung". Hier an der Felsengruppe zirkuliert das Blut schon wieder in den Adern, werden wir wieder warm, zwar um sechs Euro leichter, aber glücklich zu Zweit. Das passt zu diesem mythischsten Platz des ganzen Rundweges des Besinnungsweges. Nebelschleier ziehen vorüber, Flechten überziehen den Grauwackefelsen, Bonsai-Fichten in den Felsritzen. Leise Stimmen hallen vom unteren Wanderweg Richtung  Rabenklippe herauf. Uns stört nicht einmal ein wispernder Vogel, keine piepende Waldmaus. Allein, mit ein wenig schlechtem Gewissen über unser fortstehlen, sind wir zu Zweit allein. Freuen uns an Platz 6, Platz der Freiheit, über die unsrige. Der Brocken, sonst der sichtbare Highlight von hier, ist verhüllt, bietet diesmal Goethes Erzählungen von der Walpurgisnacht, die Horst hier immer aus seiner Broschüre vorträgt, nicht den sichtbaren Rahmen. Wir erfreuen uns an den starken frischen Horsten der Fingerhüte, die ein purpurrotes Erblühen Ende Juni versprechen. Meckern ein wenig über die garstigen Klemmverbindungen des dicken, neuen Halteseils zum Aufstieg zu Platz 5. "Geschichte".

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