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2 Es poltert, pfeift, dampft und zischt,

3 der Zug kommt,

4 verschwindet im eigenem Dampf.

5 wartende, frierende

6 nachdenkliche Besucher

7 des Vortrags zum 3. 12.

8 im kalten, feuchten, nebligen Wind.

9 Sonne über den Druiberg

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1 Torfschlenke

 Uns am Bahnübergang bleiben noch 12 Minuten, dann beginnt die Feierstunde am ehemaligen Brockentor. Schneller wird unser Schritt. Unsere Dreiergruppe fächert sich leicht auf. Doch auch Rita trifft noch rechtzeitig ein. Von Nebel kann man nicht sprechen, mehr vom nebligen Dunst in dem die Wartenden verharren. Der vortragende Chef ist noch nicht da. Der kommt aber gleich mit seinem Hautevolee-Klub, ich meine den führenden Köpfen des Harzklubs, angesaust. Der Trupp der Zuhörer ist nicht so stark wie sonst vertreten. Das Regenwetter hat vielen Wanderern die Lust am Aufstieg vergrault. Ca. 60, fest in Regenjacken verpackte, Zuhörer haben sich eingefunden.
Mit einem Plausch über seine vergessene grüne Harzklubmütze beginnt Karls Vortrag, wie er es formuliert, über den "Wimpernschlag der Weltgeschichte", über unsere Wiedervereinigung im sonnigem Herbst von 1989. Wie die Begeisterung , das Glücksgefühl, die Freundlichkeit, das Miteinander der Betroffenen sich in die Seele eingebrannt, die Tage und Stunden unvergesslich geworden sind. Angehalten hätte er die Zeit am liebsten im Augenblick der absoluten Freiheit, im Taumel des "Glücklich sein" der Deutschen. Da wurden Brücken gebaut ohne das auf irgend eine Vorschrift geachtet wurde. Da wurden wildfremde Menschen geküsst und eingeladen, bewirtet. Da herrschte kein Misstrauen. Da wurden Freundschaften geschlossen. Da wurden die duftenden Trabbifahnen freundlich begrüßt. Und auch der Herbst spielte mit, er unterstrich die glücklichen Tage mit seinen prächtigsten Wetter. Wie schnell war der Herbst vorüber, wie schnell hat das Leben andere angebliche Wichtigkeiten in den Vordergrund gebracht. Gut das wir vom Harzklub uns wenigsten einmal im Jahr die Zeit nehmen an die Öffnung des Brockens, an die Glückstage eines Wimpernschlag der Geschichte, mit Freude erinnern. Nachdenkliche Gesichter unter hochgezogenen Kapuzen.
Neben mir steht ein Herr von der Bergwacht. Der ist nicht gekommen um Karl zuzuhören. Er ist gekommen um sein persönliches Erlebnis hier beim Öffnen des Brockentors noch einmal nachzuvollziehen. So muss ich dann mit beiden Ohren lauschen, einmal Karls Worten und einmal den Dingen die mir mein Nebenmann zu sagen hat. Er war damals hier auf dem Brocken tätig. Besitzt, hütet  heute noch seinen Passierschein zum Plateau des Brockens. Das Museum möchte seinen Passierschein gerne ausstellen. "Erst nach meinem Tod" kriegen sie den, sagt er mir und noch etwas sagt er: "Was der da vorn erzählt. Es war doch ganz anders!" Bestimmt ist diese Beurteilung erst viel später in ihm gereift. Unglückliche habe ich Ende 1989 nicht getroffen, vielleicht ein paar wenige Nachdenkliche. Das Leben, die Jahre sind weiter gezogen; hat die Zeit meinem Erzähler etwas gebracht, oder wurde ihm etwas genommen? Statt zu nörgeln hätte er seine Ohren aufs Zuhören stellen sollen.
Einkehr in die Schenke des Brockenbahnhofs. Gegen unser Erwarten ist noch Platz für uns. Gespräche mit Freunden. Curywurst mit Pommes. Ein kleines Bier zum Nachspülen und schon geht es wieder auf den Heimweg. Autoverkehr auf der Brockenstraße. Die Hautevolee auf der Heimfahrt. Im Nebel noch die Türme der Brockenkuppe. Unter der hohen dichten Nebelwand treibt der Wind herabhängende  Wolkenfetzen davon, bläst manchmal einen Blick auf die Felder um Wernigerode frei. Auf der Brockenstraße ist der ekelige Windzug der Brockenkuppe verschwunden. Vergangen ist auch die morgendliche Magie des Aufstiegs. Nicht nur das Licht hat gewechselt, die ganze Stimmung ist eine andere. Schwatzende Wandergruppen die wieder zum Auto, nach Hause streben überholen uns. Bevor das geschieht müssen wir den hinter uns geführten Worten lauschen. Zwei Herren im lauten Gespräch wer von den Baumärkten seine Nase vorn hat. Ob Hagebau, Obi, Globus, oder sonst irgendeiner das Beste bietet.

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11 Brockenkuppe

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