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1 Hanggleiter

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 Urwüchsig zieht sich das Bodetal sachte zur Höhe. Vom Zunderschwamm befallene tote Rotbuchen die der kleinste Luftzug umpusten könnte, Stümpfe abgestorbener Fichten, im Hanggleiten befindliche Granitbrocken im und am Wege, das wechselnde Grün von jungen Fichten, alter Bergahorn Recken, aufwachsender und im jugendlichen Saft stehender Jungbuchen, Haselsträucher, ein paar Erlen im feuchten Grund. Totes, umgefallenes Holz abgestorbener, umgefallener Bäume, die von der Waldhainsimse, der Schmalblättrigen Hainsimse, den Reitgräsern  und sonstigen Gräsern überwachsen werden. Dazwischen leuchtet in weiß der Siebenstern, unser weißer Harzer Stern der sauren Wälder unserer Heimat. Flächendeckend die mittelgroßen Blätter der weißen Pestwurz an der Schutzhütte am Abzweig hoch zur Schnarcherklippe. Wegweiser am dreiarmigen Buchenstamm umgeben von Himbeersträuchern weisen auf eine bestehende Umleitung zur Schnarcherklippe. Nicht für uns gültig! Wir steigen lustig über "die Wurzeln die wie Schlangen, die sich aus Fels und Sande winden, uns zu schrecken, uns zu fangen wie die Arme des Polypen."(Goethe Faust I).
 Wie gesagt uns Dreien schreckt nichts! Auch nicht so ein paar schlangenartige Wurzel über dem Wege. Das ändert sich leider bald. Auf dem Barenberg hat die "Friederike" zu geschlagen! Fichten umgeblasen und übereinander geworfen. Erst teilweise vom Harvester geräumt, das Stammholz zu Poldern gestapelt, so präsentiert sich der Aufstieg. Auf den Spuren des Harvesters, über die als Druckpolster unter die Riesenreifen der Erntemaschiene zusammengedrückten Fichtenäste, suchen wir unseren Weg. Und sie sind es, die Äste die nach uns greifen, halten, fangen zur Umkehr zwingen. Zwei Anläufe riskieren wir. Immer landen wir vor unüberwindbaren Fichtenwurf-Gewirr! Aufgeben, die Schnarcherklippe? Das ist nicht im Sinne von Horst, die Schnarcherklippe muss sein. "Wir gehen zurück bis zu der Schneise die wir vorher passiert haben. Dort steigen wir auf bis wir auf den Weg über den Barenberg zur Schnarcherklippe kommen" sein Befehlsvorschlag. Also kehrt, die weit vorher passierte Schneise suchen. Dort wird weglos die Höhe zum Wanderweg erklommen. Bald taucht auch die Ersehnte aus dem lichten Walddunkel auf. Breit und hoch mit zahlreichen Spalten und Klüften durchzogen zeigt der Granitfelsen seine Verwitterungsformen. Das diffuse Licht des Himmels setzt sie geheimnisvoll in Szene. Die gekennzeichnete Stelle an der Goethe hier verweilte, seinen Gedanken freien Lauf ließ, ist von den vielen Besucherhänden blank geputzt. Mooslos glänzt diese Fläche des granitenen Wollsacks. Horst drückt sich vor den vielen Stufen der Eisenleitern, schickt David und mich auf ihren Aussichtsbalkon. Hier ist man nah an den Fichtenwipfeln, dem Blattspiel der Birken. Gerade noch, über den Fichtenwipfeln hinweg sichtbar, sind die neuen Ferienhäuser auf dem Grund des vergangenen Heinehotels in Schierke . Der Brocken unter tiefhängenden grauen dunstigen Wolken verborgen. Selbst die Vögel schweigen und das Schnarchen der Klippe im Wind bleibt uns auch verborgen. Nur der Horst, unter uns am Fuß der Klippe, der schickt uns den Gruß seiner scharrende Füße herauf. Vorsichtig klettern wir die rutschigen Eisenleitern, unser Gesicht dem Fels zugewandt, wieder hinab. Der Stempelkasten interessiert heute nicht, der Brocken ruft. Vorbei an der Mauseklippe, an uns entgegenkommenden Wanderern, über umgestürzte Fichten. Durch und über  tiefe Erosionsrinnen im Wege, die die  Frühjahrsregenfluten  ausgewaschen haben, kommen wir nach Schierke. Der Teufelsstieg lässt den Ort dezent im Nord-Osten liegen. Nur der imposante Bau des Parkhauses  und die Umgestaltung der Straßen, ja selbst der Berge weisen auf die großen Pläne des Wernigeröders Haupttouristen-Ortes hin. Doch noch hungern die Wünsche und Vorstellungen der Planer und Manager, noch wird ziemlich übersichtig ihr Parkhaus aufgesucht. Es sei zu wünschen, dass das Hungern nicht in einem Verhungern endet, die Fördermittel nicht dem Lauf der Bode folgen.


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