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1 Frauenflachs

Lang zieht sich unsere kleine Truppe noch einmal auseinander, denn der Anstieg zum Großen Burgberg ist nicht "ohne". Oben auf der Zufahrtsstraße wird auf die Nachzügler gewartet. Verschiedene warme Jacken wandern nun endgültig in den Rucksack. Verschnaufpause zwischen den alles beherrschenden Brennnesseln am Wege. Zum Runterfahren der aufkommenden Diskussion über die Steilheit des Weges kommen mir die Brennnessel gerade recht. Rupfe eine Brennesselspitze ab, weise auf ihre vergessene Heilkraft hin. Ihren Reichtum an Vitamine die ein Brennesselsalat bietet. Die Wirksamkeit von Brenessel-Samen bei Haarausfall. Drücke ein wenig dran umher und esse sie auf. Die eben noch Erschöpften sind abgelenkt, finden ihre Puste wieder. "Die kann man doch nicht essen. Da verbrennt man sich die Lippen, den Mund. Schmeckt das"? "Probiert doch ein mal". Zaghaftes Antasten an das hautreizende grüne Kraut. Schon hat sich der erste Nascher seine Lippe verbrannt. "Nicht gleich in den Mund, erst ein wenig dran umher drücken damit die Brennhaare zerstört sind. Dann passiert nichts". Auf einen neuen Versuch wird aber verzichtet. Der Herr mit der Mütze verdeckten hohen Stirn, lüftet seine Kappe. "Hilft mir das auch noch"? Ich runzele meine Stirn. "Einfach mal versuchen. Vielleicht wartet der Flaum gerade auf solchen Vitaminschub"! "Brennnessel sollen auch gegen Rheuma helfen", wird eingeworfen. "Sicher, nur schmerzt das Brennesselauspeitschen im Moment viel mehr als der Rheumaschmerz. Darum verzichten die meisten Kranken auf solche eine Maßnahme. Oder sie glauben halt nicht daran. Aber das ist die Voraussetzung"!
Bald stehen wir vor der Canossasäule. Noch etwas weiter reicht der Blick von hier nach Osten. Der Huy, der sich unten auf dem Kleinen Burgberg hinter dem Eichenberg versteckte, wird sichtbar.
Die Ketten, der Umfriedung des Plateau, sind mit Liebes- und Wiederkommens-Schlössern behangen. Die in die Jahre gekommene Bismarcksäule  mit dem Spruch --Nach Canossa gehen wir nicht-- birgt neuen Gesprächsstoff über die Herrscher die hier lebten, hier verstarben. Ich muss kräftig durch meine Gedanken blättern um alle Fragen so halbwegs beantworten zu können. Gut, dass ich vor kurzen die beiden Artikel von Dr. W. Janzen , erschienen in der Zeitschrift: --Unser Harz-- gelesen habe. Manchmal ist einem das Glück hold. Es klappt ganz gut mit dem Erzählen, vielleicht auch dem Erklären, dieses Abschnitts der Geschichte unserer Heimat von der hohen Warte des Turms, unseres hier verstorben Welfenkaiser OttoIV .
Der den Hintergrund beherrschende Sachsenberg spielt ja damit rein und macht neugierig. Er wird zum nächsten Ziel. Dorthin geht kein anderer Weg als über den St. Antoniusplatz. Da stehen wir nun. Der alte historische Grenzstein und Wegweiser fällt ist Auge. Nicht mehr in der Zeit das gute Stück. Andere Wegweiser haben die Lenkung der Wanderer Ãœbernommen. Gerade hier an der Grenze zwischen NP und der Landesforst, der Beschilderungwechsel von den Blechschildern des Harzklubs auf die Holzwegweiser des NP kommt es immer wieder zu Zweifeln, ja zum Irreleiten der sich Orientierenden. Ankommen tun sie zwar alle. Aber manch einer hat dann einen kleinen, zwar sehr schönen, Umweg über den Besinnungsweg hinter sich. Der Heilige Antonius der das alles aus den Hintergrund betrachtet schmunzelt dabei ein wenig, soll er doch die Reisenden unter seinen besonderen Schutz gestellt haben. Nicht nur die, sondern auch die Bauern, die Schweinehirten einschließlich ihrer Tiere und noch ein paar anderer Suchenden. Ein bisschen grimmig schaut er schon von seinem Sockel herunter, dem Treiben auf seinem Platz zu. Vielleicht ist es sogar er, der Heilige, der die Vorbeikommenden hier sortiert, dem Einen oder dem Anderen einen kleinen Umweg auferlegt! Uns ist er trotzt seines mürrischen Gesichtsausdruck gnädig gesonnen. Lässt uns gegen die Beschilderung des Besinnungswegs hoch so Platz 7 --Danksagung--, zum Platz 6 -- Freiheit-- steigen. Von hier aus präsentiert sich der Brocken, der "Deutscheste Berg der Deutschen" wie einmal gesagt wurde, besonders. Breit und behäbig, wie ein auseinander gelaufener Kuhfladen mit ein paar Spitzen obendrauf zeigt er sich sich. Doch seine  symmetrische Linienführung zeigt auch Eleganz und erhabene Beständigkeit. Besonders wenn seine Flanken früher das Grün der Fichten herunter spiegelten.

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