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1 Es grünt unter den Kronen

Alles was Licht braucht wird aufgeweckt, kommt ans Licht. Treiben, wenn sie alt genug sind, Blüten um sich fortzupflanzen und verschwindet wieder wenn das Licht von den Blättern der Bäume zurück gehalten wird, sie das Licht nur diffus bis zum Boden durch kommen lassen. Nur eine kurze Zeit für die Liebe bleibt den Kleinen unter den Buchen. Und hier wird nicht gezögert! Hier wird geliebt auf Teufel komm raus. Den Anfang macht wie meistens ein ganz Großer. Hier im Schimmerwald ist es die Ulme. Während das Kroppzeug am Boden noch Blüten schiebt fruchtet die Ulme schon. Dick besetzt mit breitflügeligem Ulmensamen sind ihre Zweige behangen. Wer nicht darauf achtet sieht ihre grünen, geflügelten Samen als Blätter an. Doch nicht ein einziges ausgewachsenes Blatt trägt die Ulme. Die jungen Blätter verstecken sich zwischen den Samenständen. Was als Blatt betrachtet wird sind ihre Samen. Schon im Februar haben sich ihre runden Blütenknospen geöffnet. Nicht mehr lange dauert's und die breitgeflügelten Samen werden vom Frühlingswind durch die Luft gewirbelt. Nun erst kommt ihr Blattwerk zur Geltung. Mein Herz macht einen Sprung als ich eine weiteres Vorkommen der Vierblättrigen Einbeere finde. Mit Eifer wird die Kamera durch den Bestand gezogen. Ein Blütenstiel nach dem Anderen aufgenommen. Einer erscheint mir schöner als der daneben Stehende.
Die Waldveilchen werden übersehen und fast auch die kleinen grünen Planzen, die daneben zum Licht drängeln. Es ist das Moschuskraut / Adoxa moschatellina. Nur für kurze Zeit ist es zu finden. Bald hält man umsonst Aussicht es zu entdecken. Es hat sich schon wieder wie später so viele Frühlingsblüher in seine Vorratskammer der Zwiebel, der Knolle, dem Rhizom oder eines sonstigen Speicherorgans zurückgezogen. Doch eben erhebt es ihren Blütenkopf, versteckt zwischen dem Veilchen, den Buschwindröschen, der Einbeere, den hellgelben Blüten der Wald-Schlüsselblume.
Bläuliches aufragendes Grün zeigt das Wald-Labkraut. Unverwechselbar mit dem Waldmeister, der nicht nur viel niedriger, auch in dichteren Beständen seine weißen Blüten entfaltet. Das Wald-Labkraut ist ein Stolzer, er steht allein und überragt das kleinere Grün. Das Bingelkraut in der Nachbarschaft gehört ebenso dazu wie die spitzen Trieben der Großen Sternmiere, der mit breiteren Blättern versehenen im feuchteren Grund wachsenden, Hain-Sternmiere.
An einer Wegkreuzung steht ein alter Spitz-Ahorn. Das Schild, das vor einem Weitergehen warnt, hat er überwallt. Aufgefressen vom alten Stamm warnt es nicht mehr, sondern bringt höchstens noch Zweifel, Amüsement für den Betrachter. Noch immer wird hier gewandert, mit dem Fahrrad durchgefahren. Gnädig hat der Ahorn sein Stammgewebe über das Verbotsschild gezogen. Dabei hatte es ja auch eine gewisse Bedeutung. Denn nun kommen wir in das Lager der ehemaligen Muna. Hier lagerte Munition des zweiten Weltkrieg. Hier wurde sortiert, umgeladen, zu den Gebrauchsorten verschickt. Am 10. April 1945, da tummelten sich schon amerikanische Verbände in den Gemeinden um Bad Harzburg, flogen die Bunker mitsamt der Geschosse in die Luft. Waren es die Sieger oder die Verlierer die die Bunkergalerie in die Luft jagte?  Die Detonation war so gewaltig, dass der hinter dem Butterberg gelegene Harzburger Bahnhof sein großes buntes Hallenfenster einbüßte. Auch die Chorfenster der Lutherkirche wurden eingedrückt. Es gab Schäden an den Fassaden  und Dächern der Häuser im weitem Umfeld. Doch nicht alle Granaten und Geschosse wurden vernichtet, viele wurden nur in der Gegend umher geschleudert, blieben zündfähig. Die spätere Vegetation deckte sie zu, machte sie unsichtbar. Erst vor ein paar Jahren ging es ans Aufräumen. In großem Stiel wurde nach den Ãœberbleibseln der Sprengung gesucht. Ein Unternehmen für Jahre. Jetzt ist es geschafft das Gelände wieder munitionsfrei. In großen Gattern eingezäunt wächst nun eine neu Waldgeneration heran. Breite Schneisen, mit Hochsitzen bestückt, trennen die einzelne Abschnitte. Noch sind die weiten geräumten Flächen weitgehend licht, die gepflanzten Bäume noch klein. Gräser, Him- und Brombeeren, Hundsrosen dominieren. Das bringt Leben der Sonnenhungrigen wie Schmetterlinge, Eidechsen, Laufkäfer in die offene Landschaft. Ein neugeschaffener Aussichtspunkt in der umgestalteten Fläche mit einer stilisierten Holzbombe auf langem Stab trägt die Aufschrift, mahnt: "Nie wieder Krieg". Doch die Aussicht, einschließlich ihrer zwei Sitzbänke, ist mit den stacheligen Ranken der Brombeere, der Hundsrose total überwachsen.  Nur sehr selten finden sich hier noch Besucher ein. Wobei dieser heimelige sonnige Platz unter der blühenden Kirsche schon etwas Besonderes ist.

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