WillkommenWanderungenWanderstreckenGasthäuserServiceKontakt

Reise zu den Bocksriemenzungen 

Bitte lächeln! - Künstler unterwegs 

1 Die Gesuchte

2017.06.28.

Bei Schwanebeck soll die Bocksriemenzunge blühen. Wir sind schon ganz hibbelig, wollen sie unbedingt fotografieren. Verabreden uns für Montag in der Frühe. Mit der Frühe am Montag wird es aber nichts. Familiäres kommt dazwischen. Bald steht die Verabredung zwei Tage später. Wieder vergeht die Morgenfrühe. Erst am späten Vormittag starten wir zu unserer Fotoreise. Meine kleine DMC-TZ71 lag schon seit Montag bereit, wartet auf ihren Einsatz. Einen guten Tag haben wir erwischt. Blauer Himmel mit langsam ziehenden weißen Wolken sommerlich hinein getupft. Die Gerste steht schon gelb auf dem Halm. Am Feldrand reckt die Sichel-Möhre ihr graues Grün in die Höhe, der Acker-Rittersporn leuchtet mit kräftigem Blau aus dem Gelb der Gerstenhalme. Der Feld-Mannstreu drapiert seine silbergrünen stacheligen Blätter um seine gleichfarbigen unscheinbaren Blütenköpfe. Auch hier ist der Acker-Rittersporn mit seinem Blau vertreten, umarmt die stachelige Schönheit des Feld-Mannstreu. Ein paar Klatschmohnblüten sind auch vertreten, doch meist sind nur noch die grünen Kapseln des verblühten Mohns zu sehen. Weite Randstrecken des Feldweges sind dem Mähwerk eines Landwirts zum Opfer gefallen. Damit auch die blühenden Schönheiten des Feldrains. Nichts mehr mit dem Gaukeln von Schmetterlingen, dem Gesumm von Bienen, Hummeln, der aufdringlichen Fliegenvölker, der Blatt- und Weichkäfer der Wanzen. Doch es gibt noch stehengebliebene Feldraine voller Leben, voller Bütten. voller Schönheit. Alles das versuche ich mit meiner kleinen Lumix aufzunehmen, ins rechte Bild zu bringen. Die will aber plötzlich nicht mehr. Schließt ihr Objektiv von selbst. Meldet mir, dass der Strom versiegt, die Batterie leer ist. So endet unsere, meine Fotosafari ziemlich plötzlich und abrupt. Doch wie das so ist, fotografieren kann man auch mit dem "iPhone". Das kommt nun zum Einsatz.
Doch auch das geht nicht so ganz von selbst. Auch das muss von mir erst einmal gelernt werden; muss die Bildschärfe, der Nahbereich, der Bildausschnitt erst einmal gefunden werden. So komme ich mir mit meinen Versuchen, so nah wie möglich die Blüten aufzunehmen, verdammt stümperhaft vor. Guenther, immer ein paar Schritte hinter mir, hat sein Handy auch gezückt, fotografiert damit wie ein Weltmeister. Spricht sein ausgewähltes Motiv immer mit den Worten: "Bitte lächeln" an. Ich wackele ein bisschen mit dem Kopfe. "Was soll den das" frage ich. "Otto das ist ganz prima, das kannst du bestimmt  auch bei deinem "iPhone" einstellen. Immer wenn du sagst: "Bitte lächeln" schaltet die Kamera auf scharf, macht ein Bild. Tolle Sache." Ich grinse, stelle mir vor wenn ein Unbeteiligter meinen Gesang: "Bitte lächeln" inmitten einer Blumenwiese, beim Versuch einen Kaisermantel auf  blühenden Dost, oder einen stochernden Grünspecht bei der Jagd nach Ameisen aufzunehmen. Da hätte ich ein gewisses Unbehagen, der Unbeteiligte könnte an meinem Tun zweifeln, mich nicht mehr ganz klar in der Birne halten. Nein, solch eine sprachgesteuerte Bildauslösung ist nichts für mich. So versuche ich weiter, mehr schlecht als recht mit der handlichen "iPhone" Notlösung zurecht zu kommen. Wie ein Sommertraum blüht es am Humberg, um uns herum. Das Labkraut, die Große Braunelle, der Raue Alant, die Bocksriemenzunge, die Gras-Lilie, der Bienen-Ragwurz in großer Zahl. Eine seiner Blütenrispen immer schöner als die Andere. Nicht sattsehen können wir uns an der Blütenpracht. Und dazwischen der auf Knien huschende, fotografierende Guenther mit seinem bildauslösenden "Bitte lächeln".  Mal haucht er es fast zärtlich auf sein Display, dann ertönt seine Stimme etwas lauter und unwirsch. Er schimpft mit dem Ding in seiner Hand wenn es nicht so will wie er, sein "Bitte lächeln" nicht zum Bilde führt. Guenther hat es auch schwer. Mit seinen schlechten Augen hat er Schwierigkeiten, auf dem sonnenbeschienenen hellen Display, die Konturen seiner gewollten Aufnahme zu erkennen. Es blendet stark. Doch er gibt nicht auf seine Motive in den kleinen Kasten zu bringen. Eine Anbeiß- und Trinkpause im Waldschatten. Halbwegs zufrieden mit unserer Bildausbeute, dem Erlebten machen wir uns wieder auf dem Heimweg. Lassen uns von den Nachmittagsstrahlen der Sonne durch die Felder begleiten. Berauschen uns an den wogenden gelben Ähren der Gerste, den Blüten der Disteln, dem Blütenzüngeln des Natterkopfs. Ein schöner Tag geht zu Ende.
Zuhause werden die Aufnahmen auf den PC gespielt. Ich muss noch viel lernen beim fotografieren mit dem "iPhone". Mit der LUMIX kann ich  besser umgehen! Nicht so ganz Vernünftiges ist bei unserer Fotosafari herausgekommen. Vertröste mich auf Günthers Bildausbeute. Der ruft einen Tag später an. "Otto, meine Bilder sind alle nichts geworden. Hab die verkehrte Linse benutzt. Von jeden meiner Bilder sieht mich nur mein grauer, alter Kopf an. Von Blumen und Blüten ist nicht zu sehen!" "Lächelst Du wenigsten?" "Nicht immer"!

Otto Pake

Datei zum Drucken als pdf

Zum Öffnen dieser Datei benötigen Sie den Adobe Acrobat Reader, welchen Sie auf nachfolgender Internetadresse kostenlos herunterladen können:

11 dahin ist die Pracht

12 Eryngium campestre

13 und noch einmal

14 Am Maisfeld

15 Acker-Rittersporn

16 und Klatschmohn