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1 am Morgen

2 Annenkapelle

3 gegenseitige Gastgeschenke

4 Vikar mit "Schierker"

5 auf dem Weg

6 Alfred, Willi, Erika, Gabi

7 Wimpeltäger

8 Friedrich Wilhelm Weber Museum

9 Gräflicher Park

10 Trinkhalle

11 nach der Wasserprobe

Text: Otto Pake
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Wilhelm Diekmann / Otto Pake

Der 10. Tag // Brakel - Bad Driburg. 

Tagesnotizen

Morgens steht "Riesel Rudi" schon auf der Platte. Karl möchte sich noch einen Tag schonen. Ich habe mein Sträußchen für den Wimpelstab aus Wiesenblumen schon gebunden. Diesmal überreicht, mit Dankesworten, Dieter der Wirtin unsere Urkunde für die perfekte Unterkunft und Verpflegung. Sie freut sich, hüpft mit ihren Töchtern bei unserer morgendlichen Gymnastik mit. Karl ist noch nicht wieder auf dem Posten. Verlangt aber nicht nach neuer Beinwellsoße. Besucht lieber schon in der Frühe einen Arzt, der ihm eine Dröhnung in den Rücken jagt. Das glaubt er bringt mehr gegen den Schmerz im Rücken. "Riesel Rudi" führt uns durch den Hinterausgang gleich wieder in den Kurpark. "Riesel Rudi" kennt sich aus.. Ãœber Annenquelle, eine Quellfassung die vom Annenbach gespeist wird, zur Annenkapelle. Anna war die Mutter Marias. Ihr zu Ehren stifteten die Familien von Burgholtz-Asseburg (Hindenburg) dieses barocke Schmuckstück. Wieder ertönt die Glocke für uns. Vikar Steter segnet unsere Reise, Bürgermeister Temme verabschiedet uns aus seiner Stadt Brakel. Er freut sich als Alfred ihm eine Flasche Schierker Feuerstein überreicht. Alfred schaut ein bisschen verdattert als Herr Temme seinerseits eine Flasche Obstler aus seiner Tasche zieht und ihm als Wegtrunk übergibt. Der Herr Vikar ist einer Flasche Schierker, die Klaus Wippermann ihm aufdrängt, auch nicht abgeneigt. Strammen Schrittes geht es auf den Weg zur Emder Höhe. Begleitet werden wir u.a. von einem älteren Herren, (über 80)  dem Vater des Dechants von Corvey. Wir japsen, der spult die Strecke locker ab. Eine wunderschöne Eichenallee durchwandern wir. Ein weiterer Wandergast bummelt, allein auf weiter Flur, hinterher. Mit: "Was für eine undenkbare schöne Allee", spreche ich ihn an. "Ja, es gibt nichts vergleichbares. Doch auch unsere Hinnenburg ist einen Besuch wehrt, die musst du einmal besuchen. Hinter uns ist sie gleich auszumachen, schau". Erzeigt mir die, sich aus dem Grün des Hinnebergs herausschälenden Türme der Burg. Ununterbrochen berichtet er mir über die Geschichte der Burg und ihrer Besitzer. Hätte ich mich besser auf seinen Redefluss konzentriert, wäre ich der perfekte Wanderführer um Brakel. An einem Waldweg kurz hinter einer etwas duftenden Gas-Umschlag-Station laden Erika und Gabi zur Mittagsrast.  Sie sind noch eifrig am Streichen der Brote als wir um die Ecke biegen. Bald darauf auf der Emder Höhe verabschiedet sich Rudi von uns mit den Worten: "In Paderborn sehen wir uns wieder".  
Seit Höxter begleitete uns unauffällig, doch immer präsent, Willi Glunz. Er sorgte sich still im Hintergrund um uns. Er bringt uns mit einem weiteren Begleiter des Eggevereins nach Alhausen zum Geburtshaus Friedrich-Wilhelm-Weber, heute Museum. Doch ganz so einfach gelingt es den Beiden nicht, mit dem Führen unserer Gruppe. Etwas zu früh wird von der Straße, die ein Stückchen den Pilgerweg aufnimmt, nach rechts abgebogen. Auf überwuchertem Pfad durch den Wald, an der Waldkante auf wunderbarem Weg abwärts. Dann links und rechts eingegatterte Weiden, ohne Rinder. Ein Pfad so richtig nach meinem Herzen, sind wir heute doch weitgehend auf Asphalt- und wassergebundenen Decken gelaufen. Leider ist es bald zu Ende mit dem urigen Tripp. Verkehrte Richtung! Sind im "Würgetal" gelandet. Auf Feldwegen parallel zur Waldkante zurück zur Höhe. An der Wegkreuzung großes Palaver. Wo geht's weiter? Willi mit Partner auf der Suche nach dem richtigen Weg. Karl, der unterwegs zu uns gestoßen ist, sich heute zurückgehalten hat mit der Führung unserer Gruppe, steigt mit ein. Zwei Garmins, ein Smartphon auf der Suche nach dem richtigen Weg. Erst als dann noch eine billige Karte zugezogen wird, die grün dargestellten Waldränder mit den weißen Flächen der Äcker eine Übereinstimmung finden, wird es klar. "Wir müssen nach links. An der Waldecke den ersten Weg rechts, durch das Tal und nach kurzer Zeit treffen wir den verlorenen Weg wieder", bestimmt nun Karl. "Wir können auch auf der Höhe bleiben, geradeaus weiter und schon sind wir auf den Pilgerweg" meldet sich ein leises, noch verunsichertes Stimmchen. "Da geht's lang ", bestimmt unser Karl. Also geht es da lang! Nach einer weiteren, fast abenteuerlichen Strecke über Stock und Stein erreichen wir unseren Pilgerweg wieder. "So knappe 3 km hat uns der Ausflug ins Ungewisse insgesamt gekostet" wird hinter mir gemurmelt.
Ein Bild von uns aus Corvey prangt an der Eingangspforte des Friedrich, Wilhelm Weber Museums, heißt uns willkommen. Kaffe und Kuchen satt. Zur Besichtigung die Zeit viel zu kurz.  Friedrich Wilhelm Weber ist bekannt geworden durch die Erzählungen "Dreizehnlinden". Es dreht sich darin um den Kampf der christlichen Franken mit den heidnischen Sachsen, wie das Christentum die Herrschaft über die Heiden erringt. Sollte man vielleicht mal lesen, die Gedanken des Herrn Weber. Es dreht sich darin um die Liebe, um Hass, Verleumdung, versuchten Totschlag, Güte und Gewaltlosigkeit. So etwas bringt meist tragisch schöne Geschichten die die Seele berühren, ins Licht.
Eine Dame des "Gräflichen Parks in Bad Driburg" stößt zu uns. Sie öffnet uns die Türen zum Park, zu den Gärten. Kostenlos, wie auch die Jakobspilger mit Pilgerausweis, dürfen wir den Park besuchen. Der Pilgerpfad führt nämlich direkt durch den Park. Im Brunnenhaus probieren wir die verschiedenen Brunnen. Damen mit Wasserglas in der Hand lümmeln sich auf den Stühlen, beobachten fast hoheitsvoll unsere Geschmacksreaktionen auf die verschiedenen Wässer. Andere lauschen hingebungsvoll den Weisen des Kurorchesters. Unsere Gespräche schwellen an, ermahnend schreitet die Aufsicht ein. "Leise bitte"! Mir schmeckt keines der Angebotenen. Bewundere die Damen, die Herren, die die Wasser mit ergebener Eleganz über die Zunge bringen. Das sich ihr Körper nicht dagegen wehrt grenzt an Wunder! Ich denke an meine Jugend; bittere Medizin musste ich schlucken, hatte ich einmal ein Wehwehchen! Der freundliche Herr Graf von Oenhausen, der das Alles hier betreibt erscheint. Drückt jedem von uns die Hand, heißt uns willkommen. Wir sind beeindruckt von seinem Werke. Ein netter schlanker aufgeschlossener Geschäftsmann, der weiß wie man so einen Laden verkaufen muss! -Ja, wenn Wein oder Sekt, notfalls auch noch Bier aus den Hähnen fließen würde- ! Dann, aber nur vielleicht, hätte er es bestimmt einfacher die Kosten zu decken. Er setzt auf die Gesundheit seiner Wässer. Wie das meist so ist mit Grafen, Geschäftsleuten, Bürgermeistern und sonstigen Amts- u. Würdenträger, immer sitzt ihnen die Zeit im Nacken. Schnell naht auch hier der Augenblick des Abschieds. Freundliche Worte auf beiden Seiten, ein Gruß, ein Winken. "Gute Reise". Nachdenklich, den Kopf gesenkt, schreitet der Herr Graf davon, verschwindet, uns bestimmt schon bald vergessend, in seiner Bürovilla. "Im Büro der Eingangspforte bekommt ihr noch unseren Pilgerstempel" sagt die uns begleitende Dame. Verschwindet auch im stattlichen Haus. Nix ist mit Pilgerstempel. Büro geschlossen. Die Dame verschwunden.
Empfang mit Imbiss im Rathaus. Bad Driburg stellt sich vor. Freundlichkeit von allen Seiten. Zum Dank und Abschluss muss Bernfried mit seiner Peitsche wieder dran. Locker schlägt er unter den hängenden Leuchten des Ratssaales zum Verwundern aller Zuhörer seine Peitsche. Im geschlossen Raum verdoppelt sich der Knall seiner Peitsche. Es ist ein besonders knalliges Erlebnis. Schön und interessant ist es ja von einem Empfang zum nächsten gereicht zu werden. Alfred, unser Kontaktmann zur Presse lässt seinen kleinen Unmut raus. "Schön in einem Kaffee sitzen, ein Eis schlecken, das würde ich mir wünschen" murmelt er laut vor sich hin. Ein charmanter älterer Herr hört seine Worte: "Nichts ist einfacher als das. Ich lade sie und die gesamten Wimpelwanderer im Anschluss in das Eiscafe
-Artusa-. Das ist mein Lieblingscafe. Einverstanden?" Natürlich gibt es keinen Widerspruch! Im Eiscafe spürt man das der Einladende dort nicht zum ersten mal sein Eis geniest. Er stellt uns vor, die Geschäftsführung stellt sich vor. Unser Mäzen leitet das alles mit einer lässigen Eleganz aus Erfahrung und Können. Der Bürgermeister a.D. hatte uns zum Eis geladen, hat uns unter seine Fittiche genommen, betreut uns wie seine persönlichen Gäste. Zum Schluss ein Abschiedsfoto mit Bürgermeister a.D., der wiederaufgetauchten Dame des Gräflichen Parks, der geschäftigen, umsichtigen, hübschen Tochter des Eiscafesbesitzers, dem Liebling des Bürgermeisters a.D., wie er mehrfach betonte. Herzlichen Dank!
Im Hotel "Eggenwirt"  wird die Nacht verbracht.