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prüfende Blicke 

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Alles muss bedacht werden, alles hat der Hauptmann im Auge. Nicht mehr lange dauert es und die langen Stangen stecken in den eisernen Einsteckhülsen heben den Stamm in die Höhe. Zur weiteren Sicherung sind zwei dicke Taue an die Spitze des Questenbaums gebunden. Drei Männer an jeder Seite sorgen dafür das der Baum in der Richtung bleibt, geführt wird, die vom Hauptmann gewünscht ist. Ein Schwanken der Baumspitze, ein lauter Befehl des Hauptmanns. Schon werden aus den drei Ausbalancierern sechs, acht, zehn die dem Stamm die richtige Richtung geben. Ein kleiner Augenblick der Unsicherheit ist vorüber. Kritische Blicke der Zuschauer. Die angespannten Gesichtszüge der Männer der Mannschaft weichen einem befreiendem Lächeln.  Je höher der Questenbaum in den Himmel wächst, je häufiger erklingen Hammerschläge. Mit kräftigem Hammerschlag wird der Stammfuß entlang der Bohle in die Grube getrieben. Wieder werden Männer zu den Sicherungstauen geordert. Ein kurzer Gnubs, ein Ruck, der Questenbaum steht in seiner Grube. Die langen Taue bringen ihn in die Senkrechte. Mit kräftigen Schlägen wird er mit Holzkeilen in seiner Grube fixiert. Beifall der Zuschauer. Stolz, glücklich steht die Questenmannschaft um den fixierten Questenbaum. Es ist jetzt 15:15 Uhr. Zwei Stunden und 15 Minuten die Kraft, Wissen, Anspannung der Mannschaft forderte. Glückliche entspannte Gesichter!
Nicht lange die Pause. Das Schmücken des Sonnenrades, der Quasten steht an. Frisches Buchengrün, gestern geschlagen, im Waldesschatten gelagert, bringen die jüngeren Herren der Questenmannschaft herbei geschleppt. Bündel mit kurzen Zweigen und langen Zwutschen, langen biegsamen Buchenstäben. Die älteren Herren übernehmen die Verarbeitung. Mit den kurzen Zweigen wird der trockene Questenkranz neu aufgepeppt. Die frischen Zweige mit den trockenen alten Zweigen verflochten, neue Zweige, neues Grün darüber gebunden. Aber nicht mit Bindfaden oder Draht, nein, die langen Buchenzwutschen werden mühsam mit der Hand verwunden, so lange um die eigene Achse verdreht, gedrillt, bis sie eine flexible Buchenschnur ergeben. Das erfordert Kraft und Gefühl sich auf den Buchenstab einzustellen. Ein Abbrechen der Holzfaser bedeutet auch gleich die Wertlosigkeit des gedrillten Buchenstabs. Es kann damit nicht mehr gebunden werden! Der Hauptmann setzt seinen Hut ab, legt ihn zur Seite , macht den ersten Drill. Mit beiden Beinen steht er auf dem dickeren Teil des Buchenstabes. Der darf sich auf den ersten 30 cm nicht mit drehen. Der Rest des Stabes wird verwunden, gedrillt ohne zu zerbrechen, nur reißen dürfen seine Zellen, so dass aus dem festen Buchenstab eine biegsame Buchenschnur entsteht. Nicht wenige davon werden gebraucht. Willi, einer aus der Questenmannschaft ist mit Eifer dabei. Kraft, Ausdauer und Wille treiben ihn an, den Buchenstab zu drillen. Mal springt das Buchenstabende unter seinen Füßen hervor dreht sich mit, mal gelingt ihm ein kurzer Drill dem ein Knacken des Stabes folgt. Der Stab landet auf dem Abfall, ist zum Binden wertlos. Er ist der Fleißigste unter den Drillern, hat die Kraft dazu, den Willen, die Ausdauer, nur das Gefühl für das Holz, das findet er nicht. Wenn ihm von fünf Versuchen einer gelingt so ist das viel, doch Aufgeben ist nicht seine Sache. Erst als ein Mitleidiger dem Schwitzenden ein Glas "freies Questenbier" in die Hand drückt, lässt er seinen geschundenen Fingern, seinen bestimmt schon lange schmerzendenden Handflächen eine Verschnaufpause. Willi der Unermüdliche aus der Questenmannschaft ist schach kaputt. Er prummelt sein heraus gerutschtes, geöffnetes Hemd zurück in die Hose, erholt sich von der Strapaze des Stock-Drillens.

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