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Questenfest 2015 

Questenbaum

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Schon um 6 Uhr klingelt unser Wecker. Schon lange wollten wir einmal dabei sein wenn am Pfingstmontag der Questenkranz, das Sonnenrad mit dem Querbalken und den außen hängenden Quasten mit frischem Birkengrün geschmückt wird. Wir möchten teilnehmen an diesem archaischem Fest. Ein besonderes Erlebnis wird in diesem Jahr geboten, denn nicht nur der Questenkranz, die Quasten werden mit frischem Grün geschmückt, nein auch der Questenbaum wird heute neu aufgestellt. Der Alte stand fast 15 Jahre auf der Höhe, trotzte Wind, Frost und Sonne, ist noch stabil im Stamm, doch zum Besteigen, ihn mit frischen Grün auszuschmücken wird für den Besteiger zu gefährlich. Morsche Astknubbel könnten abbrechen, den Ausschmücker in die Tiefe stürzen lassen. Sicherheit geht vor, ein neuer Questenbaum muss her. Heute wird er aufgestellt.

Der Himmel grau, verhangen. Ein paar stippig fallende Regentropfen verteilen sich auf dem Asphalt der Straße, auf der Windschutzscheibe. Auf dem großem Parkplatz Torfhaus drei parkende Wagen. Die Wanderer zum Brocken kann man noch an den Fingern abzählen. Kein Verkehr auf der Harzhochstraße. Ab Hasselfelde blinzelt die Sonne durch Wolkenlücken. Der Harz beginnt sachte sein freundliches Gesicht zu zeigen. In den grünen Wiesen vor Stiege leuchtet das Gelb des Hahnenfuß im wechselndem Licht der Wolkenschatten. Kein Mensch in Stiege zu sehen. Kurz nur blinkt der Schulteich herauf, bringt Erinnerung an die Sommerwanderung zur Stempelstelle 55.  Einsam die Harzhochstraße, die 242. Biegen ab nach Breitenstein, dem Auerberg, Richtung Hayn.  Hier ist die Landschaft gelb, schwelgt im satten Gelb von blühendem Raps. Die Luft voll schwerem Duft. Hinter Karlsrode ein abrupter Wechsel zu grünen Getreidefeldern. In den "Stummen Wiesen" blühen in dichten Beständen Sumpfdotterblumen. Im Frühlingsgrün der Buchenwald, durch den sich, in zahlreichen Kurven, die Straße neben dem Glasebach den Berg hinunter schlängelt. Der Wald öffnet sich, gibt den Blick frei auf die Steilwand des Bauerngraben. Fruchtende Obstplantagen vor Angnesdorf. Der Parkplatz Bauerngraben am Karstwanderweg ist unser Ziel. Hier lassen wir das Auto einsam auf dem großem Platz stehen. Noch 2 km bis zur Queste. Frisch gemäht ist der Pfad, noch nicht ganz trocken das abgeschnittene Gras. Wunderschöner Blick auf den Kyffhäuser. Blühender Weißdorn, ein starker Strauch mit rosaroten Blüten mit dem Trend zum Rotdorn. Eine Blindschleiche wärmt sich mitten auf dem Weg. Findet wohl Gefallen an der Linse der Kamera, rührt sich nicht vom Fleck. Erst als die Kameralinse 3 cm vor ihrem Auge Halt macht wird es ihr zu mulmig. Schnell macht sie sich davon, verschwindet im Gras um gleich wieder aufzutauchen, den störenden schwarzen Kasten in den Blick nehmend. Ein kleiner versumpfter Erdfall in der anschließenden Wiese. Im vegetationslosen  Schlick hat der Waschbär seine Spuren zurückgelassen, vielleicht den letzten Frosch des Tümpels aufgefressen? Auf der Höhe 330,4 ein Unterstand mit Bank und Tisch. Dort sitzt ein älterer Herr in hellem Grau gekleidet, sein brauner Rucksack liegt neben ihm. Er betrachtet, im mittlerweile späten Morgen, schweigend die sich vor ihm ausbreitenden Wiesen, die Wälder um Agnesdorf. Unser Gruß weckt ihn aus seiner Versunkenheit. Freundlich wendet er sich zu uns, seine hellen Augen leuchten uns an. Sein breites Lächeln, eingefasst von einem weißem Haarkranz, strahlt Ruhe, Gelassenheit, Zufriedenheit aus. Leise spricht er uns an: "Wollen sie auch zum Fest? Bestimmt, was frage ich. Kommen sie schon vom Bauerngraben"? "Nein, nur vom Parkplatz". "Aha, -ich bin schon lange hier. Darf ich sie um einen Gefallen bitten? Ich bin stark mit der Queste verbunden und habe vor Jahren hier eine Eiche gepflanzt. Ich möchte sie bitten mich mit dieser zu fotografieren. Wenn sie zustimmen begleite ich sie zu meinem Baum". "Gerne mach ich das".

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