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Die Plothender Teiche nördlich von Schleiz in Thüringen sind unser nächstes Ziel. Die wollen wir schon lange einmal aufsuchen, abwandern. Immer zu weit weg von zuhause. Doch nun sind wir auf dem Weg. Die Teiche liegen halbwegs an unserer Strecke. Landen aber, weil es sich so ergibt und wir des Fahrens in der Hitze müde sind, auf dem Campingpark-Greifensteine im Erzgebirge, der sich zur Übernachtung anbietet. Hübsch gelegen an einem größeren Stauteich mit Strandbad und allem was der Jugend Freude bereitet ist vorhanden. "Zum Zelten fahren sie die zweite Straße rechts. Links finden sie die Zeltwiese. Zum Aufbauen des Zeltes dürfen sie drauf fahren. Wenn der Aufbau fertig ist, das Auto bitte wieder runter von der Wiese. Parken können sie unten am Rand der Wiese. Müssen vielleicht ein wenig suchen, doch sie finden einen Platz für das Auto", so werden wir eingewiesen. Ich staune, viele Zelte stehen auf der leicht ansteigenden Wiese. Richtig eine kleine Zeltstadt die sich den Wiesenhang hoch zieht. Ganz oben, kurz unterhalb des steilen Absatzes zur oben liegenden Straße, finden wir ein Plätzchen auf halbwegs gerader Fläche. Finden in der Nähe auch einen Platz für's Auto. Erholung ist angesagt. Etwas tut sich hier. Man glaubt wir sind im Wilden Westen gelandet. Männer mit großen Hüten, Schlackerhosen, langen Stiefeln mit hohen Hacken. Frauen nicht weniger westernmäßig ausgestattet. Fehlt nur die Rinderherde, die Cowboypferde, die Indianer und die Illusion der Weiten Amerikas wäre fast vollkommen, die Prärie fehlt. Das Country Open Air 2015 feiert auf der Naturbühne der Greifensteine ihr Eröffnungskonzert. Um 20 Uhr soll es losgehen. Gegen 18 Uhr beginnt das große Wandern hoch zu den Greifensteinen. Die Lautsprecher Musik lockt auch uns in die Höhe. Laufen über den Damm des Greifenbachstauweihers, queren rechts rüber in den Fichtenwald. Der Wanderweg bringt uns der Musik näher. Am Berggasthaus wimmeln die Countryfreaks durch die Verkaufsstände. Von Schuhen über Hosen, Gürtel, Schals, Umhängen und Hüten, alles was das Herz begehrt und zum Outfit der Zünftigen gehört wird angeboten. Ein Trapper in voller Ausrüstung mit Bieberfellmütze, Fellmantel schlendert umher, wird von unzähligen Linsen eingefangen. Der Eintritt zur Naturbühne, zum Konzert ist heftig. Ein "Brauner" wird für uns beiden fällig. Erst zieren wir uns, doch dann nagt die Erlebnisneugier übermächtig. Wir sitzen auf kalten Bänken, legen unsere Jacken unter, warten auf das was kommen soll. Als erstes kommt die Kälte. Zieht von unten hoch in die Knie, streicht über den Rücken, die Finger werden kalt. Unsere Jacken wechseln vom Hintern auf die Schultern. Rita die Gute, besorgt Sitzkissen für einen Euro, leihweise versteht sich. Die Auftakt-Band spielt gut. Tänzer auf der Tanzfläche vor der Bühne. Bewundern ihre Schritte, die Eleganz ihrer Bewegungen. Nicht bei allen, auch holprige Tänzer sind darunter. Wir lästern leise, obwohl wir es nicht besser könnten. Kleine Freuden braucht der Mensch. Trotzt der zunehmenden Frische trinken wir kühles Bier, hoffen das der Restalkohol in die Beine zieht, die Füße wärmt. Um 22 Uhr streicht die erste Gruppe die Segel. Die lichtflackernde Bühne wird leer. Erst in einer halben Stunde geht es mit der Hauptgruppe weiter. Es ist dunkel geworden. Wir machen auch Schluss, treten den Heimweg zu unserem Zelt an. Der warme Schlafsack lockt mehr als die zu erwartenden Künstler. Erst leuchten noch die Laternen der Straße in den Wald, werfen wechselndes Licht zwischen den Fichten hindurch auf unseren Weg. Dann wird es ganz finster. Nur die Lichter des Damms des Greifenbachstauweihers blinken ab und an durch die Stämme. Wenigstens ein Richtungszeichen. Bald treten wir aus dem Wald, die Fahrstraße ist erreicht. Die Blase drückt, kein Licht auf der Straße, der Platz ist gut. Mittendrin ein Scheppern auf der andern Straßenseite. Ein Stöhnen, ein Jaulen. Ein nächtlicher Fahrradfahrer ist ohne Beleuchtung die Straße herunter gekommen, Hat die eisernen Ketten, die die am Fußweg liegenden Wackersteine verbinden nicht gesehen. Hat sich ordentlich "auf die Fresse" gelegt, - wie wir das zuhause so sagen -. Helfen lassen will er sich aber nicht. "Gehen sie weiter, ich brauche keine Hilfe. Mir geht es gut". Diese Aussage bezweifeln wir stark, doch der Knabe schickt uns weg. Oben in der Natursteinbühne beginnt die zweite Band zu spielen. Schnell verschwinden wir im Zelt. Im Nu sind wir wieder warm. Hier auf unserem Hang schallt die Musik von der Musikbühne der Greifensteine herunter. Hören sie fast in der gleichen Lautstärke wie dort droben auf den kalten Bänken. "Rita, da haben wir ein schönes Nachtprogramm". "Ja, nur wärmer haben wir es hier" flüstert sie. "Den "Braunen hätten wir uns sparen können". "Du alter Geizkragen. War doch lustig was wir da oben und auf unserem Abendspaziergang erlebt haben. Mir hat es gefallen"! Recht hat sie.

Otto Pake

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