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Nur bis zum Fuß der Okerterrasse folgen wir dem Harzer Grenzweg. Ein unscheinbarer Pfad zweigt recht ab. Überall schieben sich die grünen, manchmal auch schwarzbraun gefleckten Blätter des Aronstab aus dem braunen, vorjährigen auf dem Boden liegenden Laub. Spitze grüne Blatttriebe des Bärlauchs sind auch schon zu entdecken, zu riechen, zu schmecken. Hellgrüne Blatthorste mit schiebender Knospe der Gelbsterne. Bei den mit einer Silberlinie geteilten schmalen Blätter in blaugrün stocke ich, sind das schon Blausterne / Scilla verna? Wie kommen die hierher?
Nicht weit ist es zur Kirche mit ihrem kurzen beschieferten Türmchen und Turmdach. Der Kirchturm, die Kirche aus Feldsteinen erbaut, der Turm im oberen Drittel mit Holz gefasst, ist bestimmt auch des Ansehens wert. Beim Kriegerdenkmal vom Weltkrieg 1914-1918 mit der Namensliste der damaligen Gefallenen des Dorfes stoßen wir auf die Fahrstraße. Den Gefallenen von1939-1945 wird nur mit einem darunter gesetzten kleinem Schriftzug gedacht.  Wir queren die Straße, laufen am Rand des Bogenschießplatzes an der Hangkante weiter, treffen am Ortsrand auf ein kleines schmuckes Doppelhaus. Hübsch stellen sich beide Haushälften vor. Zeigen aber auch, dass dieses friedliche süße Beieinander doch wohl nicht so ganz funktioniert. Modernität mit Kitsch vermischt auf der einen Seite, trifft hier krass auf dörfliche Gediegenheit . Ist es Alt und Jung die sich das Häuschen teilen? Sind es persönliche Egos die die nebeneinander Wohnenden entzweit? Sind es gesellschaftliche, materielle Unterschiede die die Gemeinschaft trennt?
Weg mit den Gedanken. Der Tag ist viel zu schade um sich mit Problemen Anderer zu beschäftigen. Erfreuen wir uns an unserem Wege!
Der zieht grasbewachsen am Fuße der östlichen Okerterrasse weiter. Die Hangterrasse ist überzogen mit dem Echten Schafschwingel. Dichte runde Horstbüschel überziehen unter verschiedenen Laubgehölzen wachsend den Hang. Auf dem ersten Blick meint man ein Kiefernwäldchen zieht vorbei, so dunkel und gedrückt wirken die Nadelbäume. Doch die am Boden liegenden Zapfen verraten, es sind Douglasien die dem Hang etwas Düsteres geben.
Im Licht direkt an der Wegböschung glänzt es weiß-silber. Schmelzender Schnee könnten meinen, doch es sind Flechten die ihre Unterseite nach oben geklappt haben. Es ist die "Blättrige Cladonie / Cladonie folicea. Nicht weit weg von diesem Silberstreifen, im Gras wie braune Schmierstreifen über den Boden, durch den schütteren Rasen ziehend, das seltene Isländische Moos / Cetaria islandica.
Ein Rogenstein als Markstein an der Feldgrenze gesetzt ist von einer crem-weißen Krustenflechte der Fels-Kuchenflechte überzogen. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die crem-weiße Kruste wie kleine dicht gedrängte rundlich-flache Scheibchen mit bereiften, etwas erhöhtem Rand. Meist unbeachtet wird an diesen kleinen Schönheiten vorbei gerannt, doch in dieser, noch blütenlosen Zeit, findet das Auge das sonst unbeachtete, unbekannte Schöne.
Kurz vor Wülperode, der Weg verlässt ein wenig die Hangkante, ein zerklüftetes, buckliges Gelände. Aufgeworfene, zerstörte Wälle. Irgend etwas muss hier einmal gestanden haben. Eine Hütte, eine Haus mit Garten? Im Untergrund der Büsche blühen Schneeglöckchen in großer Stückzahl. Selbst gefüllt blühende Blüten sind dazwischen. Ein natürliches Vorkommen ist das hier bestimmt nicht, stammt doch das Schneeglöckchen aus Osteuropa, dem Kaukasus. Wie sind sie hier hergekommen, wer hat sie hier angesiedelt?