WillkommenWanderungenWanderstreckenGasthäuserServiceKontakt

Seite 4 

Links Richtung Wilhelmshall liegen die Stromatolithen etwas abseits rechts des Weges. Sie bildeten sich im warmen, flachen gesättigten Wasser des Meeres, auf den runden Kügelchen der Rogensteine vor ca. 300 Millionen Jahren. Cyanobakterien schlossen sich zusammen, bildeten ein Gerüst, das im Halbkreis zum Licht nach oben, zur Seite, wuchs. Sie bildeten eine Halbschale über der Nächsten. Wie eine gewölbte Decke übereinander liegen die Wachstumszonen. Trennt man die, ergeben sich auf den Kopf gelegt, natürliche Schalen, die Trogsteine, Napfsteine genannt werden; den Haustieren als Futtertrog, den Vögeln als Tränke und Badewanne dienten. In meinem Garten steht so einer, die Vögel trinken und baden regelmäßig darin. Der auf dem Kopf liegende Trogstein erinnert mich immer an ihre Dienstleistung für unsere lebende Welt. Sie waren es, zumindest stark daran beteiligt, die den Sauerstoff, unseren Lebensatem in die Luft brachten.
Sie produzierten mit der Kraft des Sonnenlichts, mit Wasser und Chlorophyll aus anorganischen Stoffen energiereichen Zucker und andere Kohlenhydrate. Als "Abfallprodukt" obendrein noch Sauerstoff. Diese Fotosynthese betreiben auch alle unsere später entstandenen grünen Planzen. Alle Tiere, vom größten bis zum allerkleinsten Lebewesen, auch wir sind  dabei und auch die Pilze, alle sind nur Verbraucher, ernähren uns von geschaffenen Zuckerumwandlungen der Pflanzen, atmen ihren "Abfall" den Sauerstoff! Wir sollten sie höher schätzen, sie besser behandeln, den nur durch sie ist unser Himmel blau, schützt der Sauerstoff in der Ozonschicht uns vor der Strahlungskraft der Sonne.
Weiter hinein denken möchte ich mich nicht. Habe ich doch nur einen winzigen Teil von dem Ganzen verstanden. Wir sind halt ganz kleine Würmchen die vorübergehend über unsere schöne Erde krabbeln und das ist schon wieder total übertriebenes Selbstbewusstsein. "Unsere Erde", die Pflanzen könnten das sagen!
Wilhelmshall, hier wurde Kalisalz gefördert. 200 Meter tief liegt der Kalihut auf dem Steinsalz. Hochgeschoben hat das Salz den ganzen Huy. Als der Harz empor stieg wurden die Salzlager zusammengepresst, die auflagernden Gesteinsschichten mit angehoben, der Huy erschaffen.
Nur für eine kurze Zeit war der Schacht, der sich bis nach Mönchshai zog, ertragreich. Durch viele Hände ist das Gelände gegangen, genutzt als Muna von der Wehrmacht des Dritten Reiches, von der US-Armee, der Roten Armee. Die DDR versuchte den Kaliabbau wieder zu beleben, eine Lungenheilstätte sollte das Leben zurück nach Wilhelmshall bringen. Aus allem wurde nichts, der Erfolg blieb aus, die Grube verfüllt. Auch nach der Wende ging es wie bei einem Strohfeuer, Leben loderte auf, verlosch bald wieder. Jetzt leben hier noch etwa 20 Personen, zu Hochzeiten an die 500. Meist ungenutzt die großen stabilen Backsteingebäude, dem Verfall freigegeben.
Vorm Sanitätsgebäude schuckelt eine Oma, auf einem Stuhl sitzend, ihr Enkelkind. "Ein neuer Bürger von Wilhelmshall" frage ich. Oma schaut mich an. Wiederhole meine Worte. Oma wedelt mit der Linken, antwortet in einer mir fremden Sprache.

Weiter zu