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Wanderung Mägdesprung 

Luisentempel

Sonntagsgruppe!
vom 13.11.2011

Kilometer: 15,4 km, Schwierigkeitsgrad: mittel

Mägdesprung Harzgerode  Selketal
Fahrgemeinschaft bis Mägdesprung
Wanderung: Mägdesprung > Kreuz Mägdetrappe > Köthener Hütte >
Pionierweg > Pionierklippe > Pioniertunnel > Luisenklippe >
Luisentempel > Friedensdenkmal > Birkenhäuschen > Verlobungsurne >
Krause Hütte > Schloss Harzgerode > Rathaus Harzgerode >
Herzog Alexis Erbstollen > Mägdesprung.

Das Satellitenbild und Bilder der Wanderung finden Sie auf den externen
Seiten der unten aufgeführten Links:

Bericht von Otto Pake!
zum ausdrucken, als pdf Datei, bitte auf

Wanderung: Mägdesprung - Klippenweg - Harzgerode - Dritter Hammer -Mägdesprung

Der zweite Novembersonntag begann leicht frostig. Leichter Nebeldunst lag vor den Bergen. Der Gipfel des Eichenberges lag schon im Morgensonnenschein. "Es wird ein schöner Tag werden, schade dass du nicht mitkommen kannst" sagte ich beim Frühstücken zu Rita.

Beim Pfennigpfeifer warteten schon die Wanderer, doch mussten die ankommenden Züge aus Braunschweig und Hildesheim noch abgewartet werden. Zwei Damen waren noch angesagt, die dann auch gleich erschienen. Jeder fand einen Chauffeur der mit vollbesetzten Wagen die Wanderer nach Mägdesprung, Parkplatz hinter der Selkebrücke rechts, transportierte.

Über die B6 neu, Quedlinburg, Gernrode in Richtung Harzgerode ging die Fahrt. Ca 65 km lang war die Anreise. Hinter Gernrode war Reif auf der Straße, besonders die Kurven waren tückisch. Neben dem alten leer stehenden Fabrikgebäude, die Wetterfahne auf dem Giebel zeigt die Jahreszahl 1646, fanden alle Autos ihren Platz. Eine besorgte Wanderin fragt mich: "Kommen wir denn noch im Tageslicht wieder nach Harzburg zurück, unser Fahrer möchte nicht im Dunklen zurück fahren"? "Kein Problem, wir sind im Hellem wieder in Bad Harzburg. Wir kehren nicht ein, sondern laufen durch, nutzen den Tag. Zum Abschluss unserer kleinen Reise besprechen wir dann noch eine gemeinsame Einkehr", antworte ich.

 "Zieht euch nicht zu warm an, es geht erst steil bergan, ihr werdet warm, oben geht es dann moderat weiter, fast eben verläuft dann unser Weg. Dieser Abschnitt des Selkestieges ist für mich der interessanteste Abschnitt. Ich hoffe er gefällt euch auch so gut wie mir! Also los".

Eine uralte Bank taucht auf. Das Untergestell aus runden Eisenstangen, die darauf liegende Eichenbohle verwittert, mit je zwei Vierkant Schrauben, links und recht, fest verbunden. Seit über 100 Jahren soll sie schon unverändert hier ihren Platz haben. Hergestellt in der Mägdesprunger Gussfabrik. Etwas weiter ein geflicktes Eisernes Kreuz, auch dort entstanden. Im letzten Krieg  von einem Geschoss getroffen, zerbrochen und verschwunden, tauchte es 1994 nach einem Hochwasser in der Selke wieder auf. Geborgen, renoviert, 1995 wieder aufgestellt. Am heutigem Volkstrauertag eine Ansprache und ein Gedenken wert. Etwas höher, versteckt die Mägdetrappe, ein Felsen mit zwei großen Fußabdrücken, die der Sage nach das Riesenweib Amala vom Ramberg beim Sprung über das Tal, zu ihrem Geliebten,  hinterlassen haben soll. Eine andere Geschichte sagt, der Sprung sollte zur Freundin am gegenüber liegenden Ufer führen, sie zögerte jedoch vor der Weite. Ein pflügender Bauer lästerte über ihr Zögern. Das reizte sie so sehr, das sie den Bauern samt Pflug und Pferd in ihre Schürze packte und mit einem Satz über das Tal zu ihrer Freundin sprang. Beim Aufsprung rutschte ein Schürzenzipfel aus ihrer Hand. Das bäuerliche Gespann machte sich während der Begrüßung der beiden Riesendamen schnell davon. Er erzählte sein Erlebnis seiner Frau und diese brachte es dann unter die Leute.

Schnell war dann Köhtener Hütte mit Glocke und Stempelstelle erreicht. Ein Herr mit großem Schäferhund bewachte das Glockenseil. Nur einmal schlug ich die Glocke an, weit hallte sie über das Tal. Der Hund knurrte. Beim Stempel fehlte das Gummi! Schön thront die Köthener Hütte, einer kleinen Kirche ähnlich, auf einer Klippe am Hang.

Bergab auf den Pionierweg weiter, etwas ausgesetzt, zum Pioniertunnel. Der Felstunnel ist bei einer Ãœbung des Pionierbataillons Magdeburg in nur 5 Tagen entstanden. Einstimmige Meinung: So etwas ist Heute nicht mehr möglich! 

Ein Abzweig bringt uns zum Luisentempel, auch in der Gießerei in Mägdesprung gefertigt. Ein Anklopfen an einer der Säulen ergibt einen hellen Ton, sie sind hohl und nicht wie der Anschein hergibt massiv aus Guss.

Bald ist das Friedensdenkmal erreicht. Anbeißpause mit Blick auf Alexisbad, in Vordergrund das Morada Hotel, ein fürchterlich aussehender Betonkasten, verdeckt das "Alte Logierhaus"von 1810 mit seinen Fachwerk und den hübschen Ecktürmchen. Leider steht es leer und verfällt zusehends! Bauliche Schönheit vergeht neben dem hoffentlich florierenden Hotel- Betonkasten. Das Friedensdenkmal trug auf seinem steinernen, gestuften Plattenschiefer-Sockel ein eisernes Kreuz. Auch dies wurde um 1945 zerstört und vernichtet, nur der Sockel blieb erhalten. 1954 schuf ein Harzgeröder Künstler die Stele mit der Friedenstaube. Beim betrachten des Kunstwerkes entdecke ich in den Mauerritzen zwischen den Plattenschiefer, den seltenen "Nördlichen Streifenfarn" (Asplenium septemtrionale) in mehreren Exemplaren. Dieser besondere interessante Fund macht mir Freude.

Bald sind wir beim Birkenhäuschen. Von hier ist das "Alte Logierhaus" besonders im Blickfeld, der Hotel-Betonkasten verblasst noch mehr hinter dem schönen Gebäude. Wie lange noch wird das alte Fachwerkhaus das Tal mit seinem Reiz verzaubern?

Die Verlobungsurne wirft gleich neue Fragen auf. Was will uns diese Bezeichnung sagen?

Aufgestellt wurde sie nach einem Aufenthalt des Fürsten Alexius von Anhalt- Bernburg in Alexisbad mit fünf Freunden und den dazugehörenden Damen. Die Namen der beteiligten Herren und Damen sind an der vierkantigen Säule gegenüberliegend eingegossen, wobei mir die Namen der Damen besonders reizvoll erscheinen. Sie lauten: Caecilie, Caroline, Clementine, Frederike, Malwine und Pauline. Es muss wohl eine der Liebe suchend und findende, ausgelassene zwölfer Gemeinschaft  gewesen sein, die danach ihre Hochzeitsversprechen zu Grabe getragen haben!  Wie auch immer, die Spekulationen sind ohne Grenzen. Auf jeden Fall stammt die Gusseiserne aus Mägdesprunger Produktion und das gelingt nur unter Hitze und Feuer! Erneuert  wurde sie 1961 vom Nationalen Aufbauwerk der DDR und noch einmal saniert 1992. Das Liebesandenken ist also System übergreifend!
Ein wunderbarer Platz auf dem Habichtstein hoch über dem Selketal
Danach ist es nicht mehr weit um über "Krause Hütte" Harzgerode zu erreichen.

Der Marktplatz mit Brunnen erlangt Bewunderung. Leider ist der Brunnen mit Brettern abgedeckt und verbirgt die dargestellten Erzgänge im Unterharzer Revier. Nicht alle Harzgeroder sind von der Brunnengestaltung beeindruckt, wollen etwas Aussagekräftigeres dem Tourismus ansprechende figürliche Darstellungen wie in Thale, Bad Harzburg, Quedlinburg oder Wernigerode. Wer kann was und wo allen recht machen? 

Wir durchqueren die Stadt auf altem Pflaster, passieren alte abgängige Bausubstanz auf unvergänglichen Schlackensteinpflasterwegen mit Blick in vernachlässigte und liebevoll betreuten Gärten, verlassen den Ort Richtung Norden - Selketal. Auf der Höhe halb links der Ramberg, die Viktorshöhe mit Funkturm.

Das blaue schräg liegende gleichschenkelige Kreuz des Harzklubwanderweges führt uns ins Schiebecksbachtal zum Wasserlösungstollen des Harzgeroders Bergbau Reviers.

Durch ein Tempelportal fließen hier die Grubenwässer zur Selke ab. Natürlich auch Mägdesprunger Gusskunst.

Auf den hübschen kleinen Wanderweg, links, der uns entgegenkommenden, zur Zeit doch wasserarmen Selke, rechts am Hang glänzen die silbernen Schoten der Mondviole, ist das Maschinenbaumuseum bald erreicht. Ein Besuch lohnt sich, doch heute lockt unser Auto zur Heimfahrt.

Zur Einkehr zum Sportpark Bündheim bleiben 17 Mitwanderer, zwei müssen zur Bahn, zwei müssen aufs Sofa; vielleicht bewegt sie noch das Rätsel der Verlobungsurne.

Noch was: Der Stiegenbuchverlag 06120 Halle/Saale hat im August des Jahres die „ Harzer Klippen- u. Stiegenwelt Band 1 von Axel Mothes herausgebracht. Es ist macht Spaß darin zu lesen und manch neuer Weg mit ansprechenden Hinweisen, wird einem aufgezeigt. 

Otto Pake